Landesliga Hammonia

Sousa: „Ich bereue gar nichts!“

20. Mai 2020, 12:55 Uhr

Beim SSV Rantzau will Adrian Sousa neu durchstarten. Mit uns hat er auf seine bisherige Laufbahn zurückgeblickt - und auch voraus geschaut. Foto: Bode

In der Saison 2013/14 sorgte er im zarten Alter von 19 Jahren mächtig für Furore. Als „No Name“ vom SV Lurup, für den er in seinem ersten Herren- und Oberligajahr in 23 Partien drei Treffer erzielte, zog es ihn zum „großen“ HSV Barmbek-Uhlenhorst. An der alt-ehrwürdigen „Anfield“ stieg Adrian Sousa auf Anhieb zum Publikumsliebling auf – und avancierte zu einem der umworbensten Spieler im Hamburger Amateurfußball. Sousa kam in jener Spielzeit in sämtlichen 34 Begegnungen seiner Barmbeker zum Einsatz und trumpfte mit 17 Toren sowie sieben direkten Vorlagen auf. Im darauffolgenden Jahr gewann der pfeilschnelle Angreifer mit BU den Hamburger Pokal und erzielte im Finale beim 2:0-Sieg gegen den SC Condor den wichtigen Führungstreffer. Im Anschluss begann für Sousa jedoch eine wahre Odyssee durch die Hamburger Fußball-Landschaft…

Bei BU schaffte Adrian Sousa (Mi.) seinen Oberliga-Durchbruch und gewann mit dem Traditionsverein - auch dank seines Tores - den Pokal. Foto: KBS-Picture.de

„Ich bereue gar keinen Schritt“, betont Adrian Sousa, der in den vergangenen fünf Jahren sechs verschiedene Vereine – Concordia, SC Poppenbüttel, TuRa Harksheide, SV Curslack-Neuengamme, SC Condor und Hamm United FC – in seiner Vita stehen hat. Im Sommer folgt mit dem SSV Rantzau der siebte Anlauf, sportlich endlich wieder glücklich zu werden – und vor allem, ein Zuhause zu finden. „Im Endeffekt hat alles seinen Grund gehabt – und jeder Verein war seine Erfahrung wert“, so Sousa, der auch weiß: „Im Nachhinein ist es immer einfacher, sich hinzustellen und zu sagen: Hättest du mal dies oder das gemacht.“ Ein Beispiel: In Curslack spielte Sousa in der Serie 2017/18 zunächst ganz groß auf und markierte in den ersten zehn Partien 14 Buden – im restlichen Saisonverlauf kamen nur noch zwei hinzu und die Wege zwischen Verein und Spieler trennten sich. „In der Rückserie war ich lange verletzt und wenn ich gespielt habe, dann oft mit Schmerztabletten.“ Er habe auch über Freunde, die ihr Glück höherklassig versucht haben, „viel mitbekommen und dadurch frühzeitig gelernt, eben nicht alles auf eine Karte zu setzen“, und dann eines Tages womöglich ohne irgendetwas dazustehen.

"Schade, aber das mit Hamm hat nicht gepasst"

Beim SV Curslack-Neuengamme trumpfte Sousa (li.) in der Hinrunde gewaltig auf - und wurde dann von Verletzungen zurückgeworfen. Foto: Bode

So wie zuletzt – nachdem sich Hamm United Mitte Februar und unmittelbar vor dem Spiel beim SVCN (0:3) von einem Quartett trennte. Von vier Spielern, zu denen auch Adrian Sousa gehörte. „Die Einstellung passte nicht zu den Anforderungen, die man für eine Oberliga-Mannschaft mitbringen muss“, warf man den Akteuren um Sousa letztendlich fehlende Disziplin vor. „Ich war damit nicht zufrieden und auch nicht einverstanden, was da ablief“, blickt der heute 26-Jährige zurück – und präzisiert: „Wir wurden per Telefonat darüber informiert, dass wir nicht mehr Teil des Teams sind. Ich finde, so etwas macht man in einem persönlichen Gespräch.“ Er habe, so Sousa, der unter seinem ehemaligen Mitspieler bei TuRa und jetzigen Coach bei HUFC, Sidnei Marschall, wieder aufblühen und zu alter Stärke zurückfinden sollte, den Verein darüber informiert, dass es vorkommen könne, dass er es nicht rechtzeitig zum Training schaffe, da er beruflich in Uetersen tätig sei und am Abend eine gewisse Strecke zurückzulegen habe. „Die Umstände bei Hamm waren schlussendlich nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Schade, aber es hat nicht gepasst.“

"Er hatte meine Nummer wohl nicht mehr"

Er sei "sehr selbstkritisch" und denke viel nach, so Sousa, der das Vertrauen des Trainers braucht. "Dann läuft es fast von allein!". Foto: Bode

Letzteres soll nun beim SSV Rantzau wieder der Fall sein. Bei den Barmstedtern trifft Sousa auf seinen Ex-TuRa-Trainer Marcus Fürstenberg. Dieser war allerdings nicht dafür verantwortlich, dass der Club Kontakt zu Sousa aufgenommen habe. „Er hatte meine Nummer wohl nicht mehr“, scherzt „Adi“ – und führt dann aus: „Der Sohn von Manager Otto Hartlieb hat mich angeschrieben und gefragt, ob ich mir das mal anhören will. Wir haben uns dann auf der Anlage getroffen und die Gespräche haben mir sehr gut gefallen.“ Schlussendlich konnte man sich auf einen „guten Deal“ einigen, der „sportlich und beruflich gekoppelt“ sei, erzählt Sousa. Denn: Fürstenberg, Inhaber des Restaurants „Mühlenstein Wedel“ werde künftig auch den Kaffee von Sousa, der mit seinem Bruder eine eigene Rösterei betreibt („Röstlich Coffee Brothers“), anbieten.

"Wenn ich das Vertrauen habe, läuft es fast von allein"

Bei HUFC musste sich Sousa (re.), der in 14 Spielen sechsmal traf, oft mit einem Bankplatz begnügen. Foto: Bode

Beim Hammonia-Landesligisten wolle er sich wieder „ein gewisses Standing innerhalb der Mannschaft“ erarbeiten – und vor allem: „Wieder regelmäßig spielen und ordentlich knipsen!“ Das sei sein persönliches Ziel, teilt er uns mit. „Die Ausbeute bei Hamm war doch sehr mager. Jetzt würde ich schon gerne wieder die 20er-Marke knacken.“ Aber auch „mehr Verantwortung übernehmen“. Denn inzwischen hat sich der Stürmer in der Hansestadt einen Namen gemacht. Auch wenn man nicht wisse, „was passiert und wann wieder ans Fußballspielen zu denken ist“, will Sousa mit Rantzau „schon im oberen Drittel mitspielen“. Und das mit möglichst vielen Toren seinerseits. Dass er dann auch wieder an alte Zeiten anknüpft, hänge größtenteils damit zusammen, „dass ich das Vertrauen vom Trainer habe – das ist mir ganz wichtig. Wenn ich das habe, dann läuft es fast von allein.“ Denn der größte Kritiker sei er selbst. „Ich bin ein Typ, der viel überlegt und nachdenkt. Wenn es mal nicht läuft, bin ich der Erste, der selbstkritisch ist.“

"Wenn es gut läuft, kann ich mir das auf jeden Fall vorstellen"

Obwohl er sein neues Team und die neuen Mitspieler noch nicht kenne, könne er sich vorstellen in Rantzau endlich heimisch zu werden: „Warum nicht?!“, entgegnet Sousa. „Ich arbeite da auf der Ecke – und wenn es gut läuft und ich Spaß habe, kann ich mir das auf jeden Fall vorstellen.“

Autor: Dennis Kormanjos