Schneider schießt Kiez-Reserve an alter Wirkungsstätte zum Sieg!

St. Pauli II mit wichtigem Dreier im Abstiegskampf

17. April 2016, 21:10 Uhr

Jan-Marc Schneider (l.) brachte sein Team an seiner alten Wirkungsstätte auf die Siegerstraße. Foto: noveski.com

Beim Einlaufen der Mannschaften sang Helene Fischer noch ’Atemlos’, doch am Ende machte die Leistung der Seeliger-Elf nur noch sprachlos. Gegen einen abstiegsgefährdeten Gast zeigten die Hausherren viel zu wenig und wurden schlussendlich mit einem 0:4 regelrecht vorgeführt. Zwar geht es für die Eintracht in dieser Saison nur noch um die goldene Ananas - was auch die Statistik als viertschlechtestes Rückrunden-Team zeigt - doch hätte man etwas mehr Gegenwehr vom Tabellensiebten erwartet.  

Dass es bei der Eintracht derzeit nicht so prickelnd läuft, nahm man wohl auch beim FC St. Pauli II zur Kenntnis, denn die Elert-Elf spielte von der ersten Minute an mutig nach vorne. Nach fünf Minuten ging das erste Mal ein Raunen durch das Stadion an der Ochsenzoller Straße, als Jan-Philipp Rose den Ball im eigenen Strafraum an die Hand bekam, der Schiedsrichter allerdings auf Weiterspielen entschied. Doch nach 17 Minuten konnten die Fans das erste Mal jubeln, als der Gast zum Torerfolg kam und sich für Mut, Kampfbereitschaft und Siegeswillen belohnte! Yiyoung Park steckte den Ball sehr gut auf den ehemaligen Norderstedter Jan-Marc Schneider durch und dieser ließ nicht nur seinen Gegenspieler schlecht aussehen, sondern überwand auch Eintracht-Schlussmann Höcker mit einem Schuss in die linke Ecke – 0:1! Dieser Treffer bestärkte die Kiezkicker in dem, was sie taten, sodass sie weiter nach vorne spielten und keine zehn Minuten später zum erneuten Torerfolg und dem absolut verdienten 2:0 kamen!

Nach einem grandiosen Diagonalball von Keller aus dem linken Halbfeld in den gegnerischen Strafraum wurde Andrej Startsev von Norderstedts Torwart Höcker zu Boden gebracht, sodass es für Schiedsrichter Stefan Zielsdorf keine Zweifel gab, auf den Punkt zu zeigen. Den anschließenden Strafstoß verwandelte erneut der stark aufspielende Jan-Marc Schneider, der sein Team mit seinem Doppelpack auf die Siegerstraße führte und seiner alten Mannschaft, bei der er in der Saison 13/14 spielte, das Herz brach (30.)! „Es ist immer wieder schön, hier zuspielen. Es ist ein tolles Stadion und eine schöne Stimmung“, so Doppeltorschütze Schneider nach der Partie. Doch die Stimmung sollte am heutigen Tag nicht so wirklich aufkommen, schließlich lag der Gastgeber gegen einen starken Gegner deutlich zurück. „Wir standen mit dem Rücken zur Wand und mussten nach vorne spielen“, so der 22-jährige Schneider weiter. Und das ’Nach vorne spielen’ ließ die Seeliger-Elf komplett vermissen, sodass die Rot-Weißen in der ersten Halbzeit zu keiner einzigen Torchance kamen! „Wir sind richtig gut in die Partie gekommen, haben eine gute erste Halbzeit gezeigt und uns schöne Torchancen herausgespielt“, war St. Paulis Coach Remigius Elert mit der ersten Halbzeit durchweg zufrieden. Sein Gegenüber Thomas Seeliger war hingegen alles andere als amüsiert von der Leistung seiner Jungs: „Was wir in der ersten Halbzeit geboten haben, war absolut nichts!“

Eintracht mit komplett neuer Aufstellung in Durchgang zwei

Perfekte Schusshaltung: Joel Keller setzte das Leder per Freistoß direkt in den Winkel - 0:3. Foto: noveski.com

Und genau aus diesem Grund krempelte Seeliger in der zweiten Halbzeit sein komplettes Team um! Er wechselte neben Dane Kummerfeld auch Torwart Höcker aus, der „nicht mehr den klaren Blick hatte“, mit Verdacht auf Gehirnerschütterung vorsichtshalber in der Kabine blieb – und erzielte damit fast direkt nach Wiederanpfiff den ersten Erfolg! Nach einem Pass von Pablo Kunter tauchte Rose vor Heerwagen auf, setzte den Ball aber knapp links neben den Pfosten – auch weil der Torwart die kurze Ecke clever anbot, diese aber rechtzeitig wieder zumachte. Die Eintracht arbeitete im Vergleich zur ersten Halbzeit deutlich mehr – allerdings musste sie dies auch. Doch die Gäste verteidigten ihre Führung gekonnt und zeigten laut ihrem Coach eine „deutlich sichtbare Sicherheit im Pass- und Kombinationsspiel.“ Sicherheit, die man auf der anderen Seite bei dem Gastgeber komplett vermisste. Torabschlüsse ähnelten meist denen von Yayar Kunath und Deran Toksöz, die es beide mit Fernschüssen probierten, aber entweder den Fangzaun zehn Meter neben dem Tor trafen oder den Ball in Richtung Eckfahne schossen (68./81.).

In der 71. Minute kam dann aber nochmal ordentlich Feuer ins Spiel, als sich Davidson Eden nach einem Foul an Mitspieler Keller rächte und Eintrachts David Lara Karg mit einem Ellenbogenschlag zu Boden streckte. Nach einer Rudelbildung sah Eden die Gelbe Karte und war damit bestens bedient. „Armes Fußballland Deutschland!“, kommentierte Seeliger, der keine zehn Meter vom Tatort entfernt stand, die Tätlichkeit von Eden und fügte an: „Ich möchte nicht über den Schiedsrichter meckern, aber wenn es dafür nur Gelb gibt, weiß ich auch nicht...“ Und auch die Hausherren wollten sich auf dem Spielberichtsbogen unter dem Verweis ’Karten und Verwarnungen’ wiederfinden, sodass der Ex-St Pauliener Jeremy Karikari zur Notbremse griff, Mickels an der Strafraumgrenze foulte und den „carton rouge" sah. Für den anschließenden ruhenden Ball, aus zentraler Position und 16 Meter vor dem Tor, fühlte sich Joel Keller zuständig, der das Leder wunderschön im Winkel einschlagen und dem eingewechselten Torwart Hartmann keine Chance ließ (85.)! Keine fünf Zeigerumdrehungen später, als die Norderstedter die 0:3-Niederlage bereits akzeptierten und mit dem Gedanken schon in der Kabine saßen, setzte Nico Empen mit dem 0:4 den Schlussstrich. Leroy Mickels tankte sich stark in den Strafraum durch, legte den Ball auf Empen quer und dieser knallte das Leder aus zehn Meter in die Maschen (90.)! Schlussmann Hartmann kam zwar mit den Fingerspitzen noch an den Ball, konnte diesen nicht mehr entscheidend über den Querbalken lenken!

St. Pauli entscheidet Sechs-Punkte-Spiel für sich

Mit einem deutlichen 4:0 bezwang die Kiez-U23 den Tabellensiebten und sammelt damit in der Saison-Schlussphase enorm wichtige Punkte. Vor allem mit einem Blick auf die Konkurrenz (Goslar gewann mit 2:0 gegen Schilksee) ist dieser Sieg eigentlich mehr als drei Punkte wert und lässt die Elert-Elf weiterhin am rettenden Ufer stehen. Eintracht Norderstedt tritt mit der dritten Niederlage im dritten Spiel weiter auf der Stelle, sodass sich das Team von Thomas Seeliger weiterhin auf dem siebten Platz wiederfindet.  

„Wir haben es verdient, als Verlierer vom Platz zu gehen"

Thomas Seeliger (r.) war 'not amused' über die Leistung seiner Jungs, die Schiedsrichterentscheidungen und die Niederlage. Foto: noveski.com

„Der Sieg ist absolut verdient. Wir haben zwar in der zweiten Halbzeit ein anderes Gesicht gezeigt, aber wer so auftritt, wie wir es in der ersten Halbzeit getan haben, hat es verdient, als Verlierer vom Platz zu gehen“, so der unzufriedene Eintracht-Coach Thomas Seeliger. Gästetrainer Remigius Elert dagegen war durchweg zufrieden mit dem Gesehenen: „Ich glaube, dass es heute ein sehr wichtiger Sieg für uns war, denn wenn man auf die Tabelle schaut, ist das alles ziemlich eng da unten. In der zweiten Halbzeit haben wir uns darauf konzentriert, das Ergebnis in den sicheren Hafen zu fahren und dabei andere wichtige Tugenden gezeigt. Die Rote Karte war hierbei letztendlich der entscheidende Faktor. Nun können wir mit einem guten Gefühl auf Freitag schauen. Heute genießen wir noch den Tag ein wenig, aber ab morgen konzentrieren wir uns nur noch auf Freitag.“ Denn dann steht den Kiezkickern die nächste große Aufgabe bevor, wenn sie im Stadion Hoheluft die Reserve des Hamburger SV zum nächsten Derby empfangen.

Autor: Daniel Meyer