Oberliga

Rugenbergen am Boden und am (Tabellen-)Ende: „Werden bis zur Winterpause so durcharbeiten“

08. Oktober 2023, 19:59 Uhr

Mit seinem Doppelpack verschlug Muhamed Ajruli dem SV Rugenbergen die Sprache und schoss die Bönningstedter ans Tabellenende. Foto: noveski.com

Und schon wieder nichts! Im zwölften Saisonspiel setzte es für den SV Rugenbergen die elfte Niederlage. Auch im „Sechs-Punkte-Spiel“ bei Concordia Hamburg gab es für die Bönningstedter letztlich nichts zu holen. Durch den überraschenden 1:0-Erfolg von Tornesch gegen Buchholz ist Rugenbergen nun abgeschlagenes Schlusslicht! „Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren“, haderte ein deprimierter Nils Hachmann mit dem Auftreten seiner Mannen in den ersten 45 Minuten. „Da können wir noch froh sein, dass wir nicht 0:3 zurückliegen“, gab der Cheftrainer des SVR unumwunden zu. Man habe die Partie „im Zentrum verloren“, sprach Hachmann unter anderem auf die Ausfälle der leistungsträger Mark Zimmermann und Jannick Wilckens, die nicht kompensiert werden konnten, an.

Bezeichnend für die augenblickliche Lage in Bönningstedt: „Wie wir die Tore kriegen – das ist immer wieder nach einem Fehler von uns“, bezog sich Hachmann auf das 0:1 – und nahm dabei auch seine Mannschaft in die Pflicht. Denn: „Die Spieler haben selbst gefordert, dass wir draufgehen. Wir hätten das eher nicht gemacht in der Situation. Aber wir müssen ja miteinander gut funktionieren, weil wir in der Krise sind“, ehe der Coach der Gäste erläuterte: „Wir wissen ja, dass Concordia Geschwindigkeit hat. Auswärts würde ich das beim Stand von 0:0 erstmal nicht machen, sondern ins Mittelfeld-Pressing gehen und sie erstmal kommen lassen. Aber die erfahrenen Spieler haben gesagt: ‚In der Situation, in der wir sind, sollten wir vielleicht mal etwas mehr Druck machen und auf Balleroberungen gehen.‘ Das gehe und trage ich auch mit. Aber vielleicht war das ein Fehler.“

Ajruli schenkt SVR doppelt ein

Völlig freistehend und nahezu ohne jegliche Gegenwehr durfte Muhamed Ajruli (li.) nach nicht mal 180 Sekunden die Führung für Cordi gegen schwache Bönningstedter besorgen. Foto: noveski.com

Und eben jener Fehler führte schon nach nicht einmal 180 gespielten Sekunden zur Cordi-Führung durch Muhamed Ajruli, der freistehend vollstrecken konnte und durfte (3.). „Mo“ Ajruli war es auch, der nach einer guten halben Stunde eine tolle Stafette über Eren Eröksüz und Joel Osei Szillat mit einem wuchtigen 15-Meter-Strahl unter die Latte abschloss (32.). Mit jenem Ergebnis waren die Gäste noch bestens bedient. Szillat verpasste zwischendrin nach einer Ecke per Hacke (11.) einen weiteren Torerfolg, ehe Andy Appiah nach einer vogelwilden Absicherung der Bönningstedter und einem Steckpass von Noah Dahaba am herausstürzenden Patrick Hartmann vorbei war, aber mit einem kläglichen Abschluss am rettenden Mikael Großmann kurz vor der Linie hängenblieb (43.).

"Er hat 130 Oberliga-Tore - den sollte er schon machen"

Anschließend drehte "Mo" Ajruli zum Jubeln ab. Doch bei einem Treffer sollte es für den 20-jährigen Offensivallrounder nicht bleiben... Foto: noveski.com

„Da können wir jedes Mal drüber reden“, sprach Hachmann auf das Zustandekommen der Gegentore an. „Das 0:1 kriegen wir, weil wir zu hoch stehen und zu aggressiv verteidigt haben. Und selbst haben wir keinerlei Durchschlagskraft in der Offensive. So hast du in der Oberliga Probleme.“ Das Positive aus Rugenbergen-Sicht: Es konnte eigentlich nur besser werden. Wurde es auch. Aber nur bedingt. Cordi tat weniger und der Gast tat sich weiter schwer. Zwar hatte Pascal Haase freistehend die Chance zum Anschluss, ließ seine Torjäger-Qualitäten in jener Szene aber komplett vermissen und zielte zu ungenau. „Er hat 130 Oberliga-Tore gemacht. Den sollte er schon machen“, haderte Hachmann, wollte aber keine Einzelkritik üben – denn: „Er ist ein Top-Charakter!“

"Haben im Moment nicht die Qualität"

20 Zeigerumdrehungen vor Ultimo gelang Marlon Stannis tatsächlich das 1:2. Aber für den ganz großen Ruck reichte es nicht mehr. Cordis Felix Niedwetzki verpasste stattdessen die Vorentscheidung, weil der Innenpfosten im Weg stand. „Die zweite Halbzeit fand ich okay.“ Problem: Okay reicht in der Oberliga oftmals nicht aus. „Wenn wir vorher schon das 1:2 gemacht hätten, hätte es nochmal in eine ganz andere Richtung gehen können, weil ich glaube, dass Concordia zum Schluss schon sehr mit sich selbst beschäftigt war. Aber wir haben im Moment auch nicht die Qualität, um drei- oder viermal zu wechseln und so richtig was entgegensetzen können“, fand Hachmann klare Worte – und wurde noch deutlicher: „Max Düwel hat eigentlich sehr viel Qualität, funktioniert momentan aber einfach nicht. Das hat dann auch was mit Charakter zu tun.“

"Das Fußball-Geschäft kann so schnelllebig sein"

... trocken schweißt Ajruli (re.) das Spielgerät nach einer guten halben Stunde aus 15 Metern unter die Latte. Marcel Schöttke kommt zu spät und kann nicht mehr eingreifen. Foto: noveski.com

Man müsse „viel investieren, um Tore zu schießen“, so der SVR-Trainer. „Spiele, die wir letztes Jahr gewonnen hätten in der Situation, in der wir uns befunden haben, verlieren wir jetzt alle in Reih und Glied. Im Moment läuft alles so ein bisschen gegen uns. Wir hatten Spiele, wo wir hätten gewinnen müssen – das haben wir nicht geschafft. Diese Punkte fehlen uns jetzt einfach. Hätten wir zehn Punkte, wären wir auch nicht zufrieden – aber dann wäre es nicht so ein Drama.“ Hätte, wäre, wenn – auch in Bönningstedt zählen am Ende nur die nackten Fakten. „Spieler und Verein sagen, dass wir bis zur Winterpause auf jeden Fall so durcharbeiten werden, weil sie die Schuldigkeit nicht bei uns sehen. Aber worüber reden wir? Das Fußball-Geschäft kann so schnelllebig sein“, weiß Hachmann um die Lage.

"Rugenbergen will nicht absteigen!"

Andy Appiah (li.) hätte vor der Pause sogar noch das 3:0 erzielen müssen, brachte das Runde aber nicht im verwaisten Eckigen unter. Foto: noveski.com

Fakt sei aber auch, dass von Vereinsseite geäußert wurde, „dass wir nochmal nachjustieren würden. Denn die Aussage ist ganz klar: Rugenbergen will nicht absteigen. Das war auch unsere Aussage. Und wir glauben auch an das Spielerpotenzial. Hätten wir den ganzen Kader zur Verfügung gehabt, hätte ich auch klar gesagt: Hier musst du heute gewinnen.“ Hat man aber nicht. Schon wieder nicht. Und nun ist man mit einem keineswegs schlecht bestückten Aufgebot sogar Schlusslicht der Oberliga!

Obwohl es am Ende noch einmal „unnötig aufregend“ war, wie Thomas Runge meinte, hat Concordia ganz wichtige drei Punkte im „Kellerkick“ eingefahren. „Wir haben ja Chancen für fünf, sechs Tore gehabt. Da waren wir im Abschluss nicht konsequent genug.“ Und hintenraus wurde es nochmal eng. „Wir sind noch nicht so stabil, dass wir dann souverän weiterspielen, sondern kommen dann nochmal ins Schwimmen. Wir haben ganz viele Spiele und Punkte in der Schlussphase verloren. Das ist dem Alter und der fehlenden Erfahrung der Mannschaft geschuldet. Denen fehlt noch die Souveränität in den Aktionen und Ruhe, um so ein Spiel sicher zu Ende zu spielen“, verglich es der Cordi-Coach mit einer „Prüfungsangst in der Schule. Man kann das eigentlich. Doch dann kommt die Klausur auf den Tisch und man denkt: Ich weiß nichts mehr. Dieser Zweifel, ob das noch richtig ist, ist die Sekunde, die dann im Spiel fehlt, um noch eine zwingende Aktion auszulösen. Aber am Ende war das schon verdient.“

Ajruli "kann ein Top-Spieler in der Oberliga" werden

Noah Dahaba (li.) vs. Marcel Schöttke. Foto: noveski.com

Nicht zuletzt dank des Doppelpacks von „Mo“ Ajruli. „Er macht im Moment seine Buden, hat bei uns seine Freiheiten und ist ein guter Fußballer“, lobte Runge seinen Matchwinner, sieht aber auch noch Nachholbedarf: „An der Arbeit nach hinten arbeitet er. Wenn er das noch kann, dann ist er sicherlich ein Top-Spieler in der Oberliga.“

Autor: Dennis Kormanjos

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