Norderstedt dreht Doppel-Rückstand gegen rotierende Pokalhelden!

Drochtersen verändert Startelf auf neun Positionen und gibt Sieg aus der Hand

28. März 2016, 21:03 Uhr

Björn Nadler (M.) blieb kurz vor dem Abpfiff cool und verwandelte den zweiten Elfmeter zum umjubelten 3:2. Foto: KBS-Picture.de

„Wir haben uns das Feiern nicht nehmen lassen“, sagte Enrico Maaßen, Trainer der SV Drochtersen/Assel auf der anschließenden Pressekonferenz und begründete so die heftige Rotation innerhalb der Mannschaft. Denn die Gäste änderten die Startelf - nach dem überraschenden Finaleinzug am Samstag im Niedersachsenpokal gegen Regionalliga-Spitzenreiter VfB Oldenburg (2:1) und der damit verbundenen DFB-Pokal-Qualifikation für die nächste Saison - auf neun Positionen und ließen damit die Siegchancen von Eintracht Norderstedt deutlich steigen.

Kung Fu in Norderstedt: Drochtersens Jannes Elfers (l.) gegen Teamkollege Nico Mau und Norderstedts Deran Toksöz. Foto: KBS-Picture.de

Und diese Chance roch der Tabellensiebte, der von Beginn an versuchte, nach vorne zu agieren. Die Gäste dagegen standen tief in der eigenen Hälfte und konzentrierten sich vorerst auf das Verteidigen. In der Offensive kämpfte die Spielvereinigung mit anfänglichen Problemen was die Durchschlagskraft und Kommunikation betraf. Kein Wunder, standen mit Stefan Wolk und Nico Mau lediglich zwei Akteure aus dem Pokalfight in der Startformation. Doch nach einer Viertelstunde - nachdem die Gäste erst das dritte Mal etwas länger in der gegnerischen Hälfte waren - jubelten die mitgereisten Fans. Ein Einwurf von der linken Seite landete über zwei Stationen bei Nikola Serra, der den Ball aus zwölf Metern einschieben konnte (15.)! Auf genau solche Situationen hatte sich die Gastmannschaft konzentriert, um gleich mit der ersten richtigen Möglichkeit zum Erfolg zu kommen. Doch die Eintracht steckte nicht auf und versuchte nun wenigstens den schnellen Anschlusstreffer zu erzielen. Zwei Zeigerumdrehungen später hätte es die Seeliger-Elf fast geschafft! Deran Toksöz setzte sich auf der rechten Seite gegen zwei Gegenspieler durch, schlug die Flanke von der Grundlinie in den Fünfmeterraum, wo Jan Lüneburg nur knapp verpasste. Doch in der 21. Spielminute sahen die heimischen Fans an der Ochsenzoller Straße eine schöne Kombination ihrer Mannschaft und durften wenig später endlich jubeln! Nach einem Doppelpass mit Ermir Zekjiri legte Deran Toksöz auf David Karg ab, der die Kugel aus 16 Metern in der linken Ecke unterbrachte! Mit dem Ausgleichstreffer versuchte die Eintracht das Spiel weiter an sich zu reißen und hätte wenig später sogar die Führung erzielen können. Zekjiri steckte den Ball vor dem Strafraum auf David Karg durch, der jedoch im Eins-gegen-Eins an Torwart Schellin scheiterte (25.). Was man in den ersten Minuten etwas vermisste, nahm nun immer weiter zu: Der Kampf um jeden Ball! In der 37. Minute gingen die Gäste dann erneut in Führung: Nach einem Sololauf von Finn Gierke über 40 Meter und einem anschließenden Torschuss, den Eintracht-Keeper Johannes Höcker entschärfen konnte, landete der Ball bei Jasper Goosen, der aus 14 Metern zum 2:1 traf!

Eintracht übernimmt Kommando nach Wiederanpfiff und belohnt sich

Jasper Goossen (l.) bejubelt seinen 2:1-Führungstreffer. Während Norderstedts Jan-Philipp Rose verärgert drein blickt. Foto: KBS-Picture.de

Wie in Halbzeit eins, gelang den Hausherren auch in der zweiten Hälfte der bessere Start. Karg startete aus dem Mittelfeld in Richtung Strafraum, wo der Mittelfeldmann 20 Meter vor dem gegnerischen Tor zu Fall gebracht wurde. Beim fälligen Freistoß standen Jan-Phillip Rose und Eintracht-Kapitän Phillip Koch bereit. Erstgenannter versuchte sein Glück mit dem ruhenden Ball, aber traf lediglich die Mauer, sodass das Leder anschließend bei Phillip Koch landete, der den Ball über Mann und Maus chipte und Rose fand, der ungestört an der Mauer vorbei lief und aus neun Metern zum erneuten Ausgleich einnetzen konnte – 2:2 (50.)! Keine 120 Sekunden später hätte die Seeliger-Elf sogar in Führung gehen müssen! Ein Gästespieler ging beim Zweikampf im eigenen Strafraum zu Boden, bekam den Ball unglücklich an den Arm, sodass Schiedsrichter Lukas Kirchland auf den Punkt zeigte. Für den anschließenden Elfmeter fühlte sich Kapitän Koch berufen, der den Ball jedoch gut einen Meter über den Querbalken knallte (57.). Mit dieser vergebenen Chance baute der 25-Jährige eine Serie aus, die wohl niemand gerne inne hat: Norderstedt versemmelte den siebten Elfmeter in Folge! 

Hausherren setzen Lucky Punch durch erneuten Elfmeter

Robustes Duell um den Ball: Benjamin Zielke (l.) gegen Jan Lüneburg. Foto: KBS-Picture.de

Bis zu diesem Zeitpunkt gaben die Hausherren das Kommando an und zeigten auch in den folgenden Minuten einen großen Willen, den Platz als Sieger verlassen zu wollen. Die Gäste dagegen waren im Vorwärtsgang zu ungefährlich und kamen nicht mehr entscheidend vor das gegnerische Tor. So gelang es den Einträchtlern, kurz vor Schluss den „Lucky Punch" zu setzen - durch einen erneuten Elfmeter! Sven Zöpfgen wusste sich nicht anders zu helfen, als bei einem Norderstedter Angriff zur Notbremse zu greifen, wofür er den roten Karton sah und dem Gegner somit den zweiten Elfmeter im Spiel schenkte. Diesmal nahm sich Björn Nadler den Ball und legte ihn auf den Punkt, auch weil dieser zehn Minuten zuvor gegen Kapitän Phillip Koch eingewechselt wurde. „Ich mochte gar nicht mehr hingucken“, gab Eintracht-Trainer Thomas Seeliger zu und fügte an: „Es war nicht abgesprochen, dass Nadler schießt, aber wenn er sich sicher fühlt, ist alles gut.“ Nadler blieb bei der letzten richtigen Chancen des Spiels cool und schenkte seinem Team den Sieg (85.)!

Der Jubel nach dem Siegtor: Schütze Björn Nadler (2. v. l.) wird von Steven Lindener (l.) und Jan Lüneburg geherzt. Foto: KBS-Picture.de

„Ich glaube, wir haben eine tolle Leistung gezeigt und ein großes Spiel geliefert. Wir haben es Norderstedt sehr schwer gemacht und uns aufopferungsvoll gegen die Niederlage gestemmt. Am Ende haben wir uns selbst geschlagen durch zwei individuelle Fehler“, so Drochtersen-Coach Maaßen, der nach dem Spiel etwas angefressen war: „Wir haben versucht, das Spiel aufgrund unseres Pokalspiels beim Verband zu verlegen. Aber Norderstedt ist dem nicht entgegengekommen. Aber man sieht sich immer zweimal im Leben...“ 

Norderstedt-Trainer Seeliger konterte: „Wenn wir Spiele verschieben wollen - so wie bei der kommenden Partie gegen Hannover - nimmt auch niemand auf uns Rücksicht und kommt unserem Wunsch nach. Wir wollten einfach gerne im Rhythmus bleiben.“ 
Durch den heutigen Sieg konnte die Eintracht bis auf Platz vier klettern und gleichzeitig die Serie des Gegners, von zehn Spielen ohne Niederlage, knacken. Doch sicherlich kann der zukünftige DFB-Pokal-Kandidat über diese knappe Niederlage bald hinweg sehen. Und vielleicht werden sich beide Teams ja schon in der kommenden Saison im Pokal wieder sehen. Denn die Garstedter haben ebenfalls noch alle Chancen, sich über den Hamburger Oddset-Pokal-Wettbewerb, wo man im Viertelfinale steht, für die erste Hauptrunde des DFB-Pokals zu qualifizieren...

Autor: Daniel Meyer

Fotogalerie

Mehr zum Thema