Eintracht Fuhlsbüttel
Mewes: „Das war für ein Hochsicherheitsgefängnis damals einmalig“
37 Jahre lang war Gerhard Mewes Trainer von Eintracht Fuhlsbüttel - nun hat er sein zweites Buch auf den Markt gebracht: „Lebenslänglich – Biografie eines Mörders“. Foto: KBS-Picture.de
Im Jahr 1980 begann die ganz besondere und im wahrsten Sinne einzigartige Reise des Gerhard Mewes. „Ich wurde vom damaligen Verbandssportlehrer gebeten, diese Aufgabe – nach Anfrage der Gefängnisleitung – zu übernehmen“, erzählt Mewes im „Hamburg1“-Talkformat „Nachgefragt“ – und führt aus: „Es gab keinen Plan, kein vergleichbares Beispiel, weil es das nirgendwo anders gab – es gab gar nichts. Für mich war das eine Herausforderung.“
"Ich musste mich freischwimmen"
Zudem habe er sich stellen und auch davon ausgehen müssen, Fehler zu machen im Umgang mit diesen Menschen, so Mewes bei „Hamburg1“. Dadurch habe er aber auch sich selbst besser kennenlernen können. Und so kamen zu Beginn häufiger die Fragen auf: „Was kann ich aushalten? Wie gehe ich damit um? Habe ich Vorurteile?“ Und so musste sich der heute 77-Jährige mit der Zeit freischwimmen, habe sich in all den Jahren aber auch „viele Schicksale zu Herzen genommen, ohne davon jedoch privat oder persönlich etwas nachteilig behalten zu haben“. Er sei „Fußballer durch und durch“, so Mewes, der aufgrund seiner Verdienste sogar mit der DFB-Ehrenurkunde für Integration ausgezeichnet wurde.
"Viele Spieler hatten Bammel, überhaupt anzutreten"
Eine weitere Besonderheit: Aufgrund der Umstände absolviert Eintracht Fuhlsbüttel ausschließlich Heimspiele – mit einer Ausnahme: „In der Anfangszeit, als die Gefangenen noch Urlaub zu beanspruchen hatten, was für ein Hochsicherheitsgefängnis damals einmalig war, konnte ich eine Mannschaft zusammenstellen, die ein Punktspiel auswärts bestreiten konnte.“ Ansonsten reisen die Gegner Woche für Woche in die JVA Hamburg-Fuhlsbüttel. „Viele der Spieler haben von vornherein Bammel gehabt, überhaupt anzutreten. Es gab auch gegnerische Trainer, die mir übermittelt haben, dass sie nicht mit der vollständigen Mannschaft spielen können, weil die Furcht offenbar so groß war, dass sie gar nicht erst ins Gefängnis kommen wollten“, verrät Mewes bei „Hamburg1“.