Landesliga Hansa

„Mein Auftrag und meine Mission waren erfüllt!“

08. Juni 2020, 14:16 Uhr

Sammy Selcuk wird Dersimspor verlassen - und sieht die Ziele bereits nach sechs Monaten als erreicht an. Foto: Mathias Reß

„Man sollte dann gehen, wenn es am schönsten ist“, sagt der Volksmund. Doch wann genau ist dieser Zeitpunkt erreicht? Sammy Selcuk, seines Zeichens scheidender Trainer bei Dersimspor, hat sich die Redewendung jedenfalls zu Herzen genommen – und sieht nun den perfekten Augenblick gekommen, adieu zu sagen. „Mein Auftrag und meine Mission waren erfüllt“, so Selcuk, der uns gegenüber im Gespräch präzisiert, was genau er damit meint…

„Meine Aufgabe war, den Verein in der Landesliga zu halten und dort zu etablieren – und das mit jungen sowie Landesliga-tauglichen Spielern, die Bock auf ‚Fussi‘ haben“, nennt Selcuk die erste Maßgabe bei seiner Amtsübernahme – und führt aus: „Hinzu kommt, dass wir die Außendarstellung verbessern und dafür sorgen wollten, dass das Bezirksamt und der Verband wieder an uns – und an das Gute im Verein – glauben. Wir wollten einfach wieder ein Bund mit dem Bezirksamt und dem Hamburger Fußball-Verband werden, indem wir unser Image aufpolieren.“ Auch jenes Ziel sah Selcuk als erreicht an. Und dann wäre da noch jener Aspekt, der zur Spaltung zwischen dem Hansa-Landesligisten und dem Bezirksamt führte: „Wieder eine feste Heimspielstätte zu bekommen.“ Nachdem Dersim aufgrund von Streitereien mit dem Bezirksamt von der Anlage an der Baererstraße mehr oder minder verwiesen wurde, bestritt der Club seine Heimspiele bei Viktoria Harburg.

"Das war für mich die Bestätigung, dass wir wieder akzeptiert werden"

Selcuk dankt vor allem den Verantwortlichen von Viktoria Harburg für die Hilfe, auf deren Anlage die Heimspiele austragen zu dürfen. Foto: Mathias Reß

Doch nun kann Selcuk verkünden: „Zu 99 Prozent hat der Verein ab Sommer wieder eine feste Heimspielstätte mit Kunstrasen.“ Ins Detail gehen will er zwar nicht, aber nach unseren Informationen handelt es sich dabei um eine Anlage in Harburg, wo Dersim künftig wieder ein festes Zuhause finden könnte. „Die Ziele waren über einen längeren Zeitraum angelegt“, so Selcuk, „aber wir haben all das in gerade mal sechs Monaten erreicht. Wir haben beste Werbung für den Verein gemacht – und mir ist es von enormer Bedeutung und sehr wichtig, dass der Verein diese Grundwerte beibehält.“ Dass die Harburger inzwischen wieder positiv wahrgenommen werden, unterstreicht Selcuk mit folgender Aussage: „Im Sommer haben wir keinen einzigen Verein gefunden, der ein Testspiel gegen uns bestreiten wollte. Im Winter hätten wir 25 Testspiele absolvieren können und durften sogar gegen die U23 von St. Pauli spielen. Das war für mich die Bestätigung, dass wir wieder akzeptiert werden.“

"Viktoria Harburg hat uns geholfen, obwohl sie es nicht hätten tun müssen"

Er sei nicht nur Trainer, sondern Mädchen für alles gewesen. „Auch wenn wir uns im Amateurbereich befinden, habe ich die Aufgabe sehr professionell gesehen“, erklärt Selcuk, der sich „liebend gerne im letzten Spiel mit einem Blumenstrauß in den Händen verabschiedet“ hätte, wie er gesteht, „aber die Saison ist durch und wir wollten jetzt einfach in allen Bereichen und für alle handelnden Personen Klarheit schaffen.“ Neben seinem Vorstand sei er vor allem den Verantwortlichen von Viktoria Harburg zu großem Dank verpflichtet: „Als ich Dreck gefressen habe, weiß ich, wer mir Brot angeboten hat“, nimmt sich Selcuk, der den Club an neunter Stelle übergibt, ein Sprichwort zu Herzen – und bezieht es auf die Verbindung zu Viktoria Harburg: „Sie haben uns alle Wünsche ermöglicht und uns geholfen – dabei hätten sie das gar nicht tun müssen. Ohne Viktoria Harburg wäre der Traum nicht in Erfüllung gegangen.“ Der Traum, dass Dersimspor Hamburg überhaupt eine Zukunft im Hamburger Fußball-Verband hat. „Ich bin den Leuten, die uns in der Zeit geholfen haben, wirklich sehr dankbar!“

"Bedanke mich bei Viktoria, meinem Vorstand, meiner Mannschaft und dem HFV"

Und damit meint der nun scheidende Coach, der sich nicht unbedingt als Trainer, sondern eher „als Macher“ sieht, auch noch weitere Personen, die eng an seiner Seite standen: „Ich bedanke mich bei Viktoria Harburg für die Hilfe, bei meinem Vorstand, der mir alle Wünsche erfüllt hat, bei meiner Mannschaft, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre, und beim Verband, der wieder an uns geglaubt und uns akzeptiert hat!“ Von seinen Jungs hätte er sich ebenfalls gerne persönlich verabschiedet, was in Corona-Zeiten jedoch nur schwer möglich war. Nichtsdestotrotz hätten einige seiner Jungs überaus emotional reagiert. Apropos Emotionen: Eine ganze Menge davon hat Sammy Selcuk selbst investiert. Genauso wie jede Menge Herzblut und Leidenschaft. All jene Attribute wird er nun in ein neues Projekt stecken – aber genauso jeden Kniff bei seinem baldigen Ex-Club weiter verfolgen…

Autor: Dennis Kormanjos