Hüben wie drüben: Der schmale Grat zwischen Frust und Freude

Bramfeld und Hamm United teilen sich beim 2:2 die Punkte

30. September 2016, 22:53 Uhr

Kritik trotz des Unentschiedens: "Ich habe das Gefühl, dass bei uns nicht alle immer 100 Prozent geben", ärgert sich Bramfelds Coach Florian Neumann. Foto: noveski.com

Die Kicker von Hamm United hatten den Sieg und die große Hoffnung, sich mit einem „Dreier“ erstmal aus der Abstiegszone zu verabschieden, schon vor Augen, doch dann kam die 86. Minute des Spiels an der Ellernreihe. Die sorgte dafür, dass sich die Gäste und der Bramfelder SV am Ende die Punkte teilten. Doch nicht nur das: Auch die Emotionen waren auf beiden Seiten geteilt – sowohl die positiven als auch die negativen.

„Jassi“ Huremovic war das, was man gemeinhin bedient nennt. Restlos bedient. Der Ligamanager von Hamm United stapfte nach dem Spiel beim Bramfelder SV schnellen Schrittes in Richtung Kabine. Nicht aber, ohne auf dem Weg dahin seinem Unmut Luft zu machen. „Die holzen nur. Das ist für mich die schwächste Mannschaft unter den Top Fünf“, schrieb er dem Gastgeber wenig wohlwollende Worte ins Stammbuch.

HUFC dreht Rückstand, doch der Coach ärgert sich trotzdem

Was willst du da machen? HUFC-Trainer Ayhan Türkkan sah sein Team zwar als die "dominante Mannschaft", hatte aber die schlechte Chancenauswertung zu bemängeln. Foto: noveski.com/Bode

Und auch Ayhan Türkkan konnte einige Minuten später nicht verhehlen, dass er mit dem Ausgang des Abends nicht ganz so zufrieden war. Wie sollte er auch? „Wir sind nach dem 0:1 zurückgekommen, machen das 1:1, dann sogar das 2:1. Und am Ende kriegst du in der 85. Minute noch ein Gegentor. Wir waren dominant und die bessere Mannschaft – da ist es logisch, dass man verärgert ist. Der Frust ist groß“, beschied der HUFC-Coach nach dem 2:2 an der Ellernreihe. So weit, so gut – oder eben nicht aus Sicht der Gäste.

Doch auch auf der anderen Seite war nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. „Im Endeffekt stehen wir da, wie nach dem Spiel in Meiendorf. Dort haben wir uns zwei Tore selbst reingelegt. Diesmal bekommt Hamm durch einen Rückpass, der zur Ecke wird, einen Elfmeter geschenkt. Und beim zweiten Treffer weiß ich selbst nicht, was wir da machen“, ärgerte sich Bramfelds Coach Florian Neumann. 

Um den Frust der beiden Trainer zu verstehen, lohnt es sich, das Spielgeschehen kurz aufzuarbeiten: Die etwa 100 Zuschauer bekamen keine hochklassige Partie zu sehen. Aber immerhin vier Treffer. Bramfeld ging zunächst in Führung, als Carsten Henning einen Pass auf der halbrechten Seite dazu nutzte, ins Laufduell zu gehen und den Weg zum Tor zu suchen. Sein Schuss auf den Kasten sah nicht ganz unhaltbar aus, doch HUFC-Keeper Danny Cyganek musste sch geschlagen geben (16.). 

Neumann: „Wir müssen uns immer zu 100 Prozent reinhauen – aber das tut nicht jeder“

Schießen, treffen, freuen: Alessandro Schirosi (re., hier mit Danijel Suntic) war vom Elfmeterpunkt zum 1:1-Ausgleich erfolgreich. Foto: noveski.com/Bode

Doch dann gab es aus Bramelder Sicht ein erstes Ärgernis: Die Hausherren befanden sich in Ballbesitz, spielten dann aber einen eklatanten Fehlpass, in dessen Folge Alessandro Schirosi nach dem vorherigen Anspiel im Straftraum zu Fall gebracht wurde. Referee André Rosin deutete auf den Punkt, Schirosi trat an und ließ Marcel Reimers keine Abwehrmöglichkeit – 1:1. 

Nach dem Seitenwechsel visierte Faik Algan zunächst den Pfosten an, als er nach Deniz Herbers Versuch zum Nachschuss kam (55.), zehn Minuten später aber machte er es dann besser: Leonel Varela Monteiro wurde steil geschickt, scheiterte an Reimers, doch den Abpraller versenkte Algan zur Führung im Netz. Danach mühten sich beide Seiten, doch während United „zu viele Chancen ungenutzt liegen ließ“ (O-Ton Türkkan), durfte Bramfeld vier Minuten vor Schluss noch einmal jubeln, als Niklas Remark per Kopf einen Freistoß über die Linie drückte.

„Natürlich freue ich mich über den Punkt, aber dass wir nur unentschieden spielen ärgert mich, weil der Gegner aus dem Spiel heraus nicht viele Möglichkeiten hatte“, analysierte Neumann, „ich habe das Gefühl, dass hier einige nach ein paar Siegen runter geschaltet haben. Wir müssen uns gegen jeden Gegner zu 100 Prozent reinhauen. Das tut nicht jeder. Wenn jemand wie Jan Kuhle, der starke Spiele gemacht hat, mal nicht gut ist, müssen sich andere reinhauen. Das habe ich nicht gesehen.“

Türkkan: „Von uns kommt von da unten ein Feuerwerk“

Setzte den Schlusspunkt: Niklas Remark köpfte das 2:2. Foto: noveski.com

Dabei, so Neumann weiter, müsse sein Team, das nach dem Remis gegen United vorübergehend wieder an der Tabellenspitze steht, „nicht auf Teufel komm' raus Erster werden. Wir schielen nur darauf, besser abzuschneiden als auf Platz acht in der vergangenen Saison. Wir wollen uns entwickeln und steb by step die Rückschritte aus der letzten Rückserie vergessen lassen.“ 

Von einem achten Rang kann der HUFC, der durch das Remis immerhin die Abstiegsränge verlassen hat, nur träumen. Doch so, wie sich bei Neumann in die Freude eine Portion Frust mischte, war es auch bei Ayhan Türkkan ein schmaler Grat zwischen diesen beiden Zuständen. „Wir gehen in die richtige Richtung. Jeder, der uns heute gesehen hat, sollte sich Gedanken machen. Von uns kommt von da unten aus der Tabelle noch ein Feuerwerk – und das, obwohl das Team noch nicht einmal vollständig ist“, gab sich der eigentlich ja etwas verärgerte HUFC-Coach, der den zuletzt suspendierten Artur Hoppe von Beginn an spielen ließ und mit Samey Ludin einen weiteren zuletzt aus dem Kader gestrichenen Akteur später einwechselte, nicht völlig angesäuert.

Am Mittwoch im ODDSET-Pokalspiel beim FC Elmshorn sollen dann übrigens auch die so wie Hoppe und Ludin vorerst verbannten Christopher Mahrt und Tammim Yousofzai wieder mit von der Partie sein. „Unser Präsident Jörn Heinemann hat die Suspendierungen der Spieler aufgehoben“, verriet Türkkan, der sich sicher ist: „Die Mannschaft wächst langsam aber sicher zusammen.“

Jan Knötzsch