Elfer-Wahnsinn und Kartenflut im „Battle of Barmbek“!

BU besiegt Paloma vom Punkt und bleibt verlustpunktfrei

13. September 2015, 18:34 Uhr

Marc Lange (l.) traf einmal vom Punkt, scheiterte aber auch einmal. Hier im Duell mit Arnold Hoeling. Foto: KBS-Picture.de

"Gratulation an BU zum Sieg - mehr sollte ich lieber nicht sagen", bemühte Palomas Coach Olufemi Smith nach dem "Battle of Barmbek" den Selbstschutz. Der Grund: Die 420 zahlenden Zuschauer an der Brucknerstraße bekamen eine ganze Menge geboten - drei Tore, vier Elfmeter, zwei Platzverweise und eine ganze Hülle und Fülle an strittigen Entscheidungen des Unparteiischen Marco Kulawiak (SC Teutonia 10), der im Zusammenspiel mit seinen beiden Assistenten leider keine allzu glückliche Figur abgab!

Heiß und innig: Pascal El Nemr (u.) und Mladen Tunjic im Kampf um die Kirsche. Foto: KBS-Picture.de

Die Elfmeterentscheidungen: Der erste Pfiff Kulawiaks ertönte nach 13 gespielten Minuten, als Miguel Gimeno nach einem langen Diagonalball aus dem Halbfeld im Laufduell mit Alexey Bugrov zu Boden ging. Ob ein Kontakt vorlag? Ganz schwer zu sagen! Mladen Tunjic ließ sich nicht zweimal bitten, donnerte das Leder zur frühen Führung des "Underdogs" in den linken Torgiebel (14.)! Nachdem Palomas Fänger Sebastian Voß einen verdeckten Lange-Schuss stark zur Ecke parierte (41.), hieß es kurz darauf: Strafstoß für BU! Diesmal soll Max Krause gegen Gene Carlson eingehakelt haben. Es roch nach einer Konzessionsentscheidung! Marc Lange schob links unten zum Ausgleich ein - 1:1 (42.)! "Wenn du den Ersten gibst, kannst hier auch pfeifen", befand Smith hinterher auf Nachfrage. Zehn Minuten nach der Pause der dritte Fingerzeit auf den Punkt. Carlson und Korczanowski über halbrechts im Doppelpass. Letztgenannter mit der Hacke auf den Rechtsverteidiger, der nach innen zog und in Hauke Brückner hinein fiel - so sah es zumindest aus. Brückner selbst konnte es kaum fassen, sagte anschließend: "Das Bein habe ich zurückgezogen, Gene lacht sich jetzt noch drüber kaputt." Wieder schnappte sich Marc Lange das Spielgerät, scheiterte diesmal aber mit seinem schwach getretenen Versuch an Voß. Doch der linke Außenverteidiger spekulierte auf den Abpraller, bekam diesen auch und wollte Voß umkurven. Dabei wurde er vom Schlussmann umgesenst. Nun gab es keine zwei Meinungen - Elfmeter! Allerdings gab es trotzdem Raum für weiterführende Spekulationen. Denn weder der bereits gelbverwarnte Brückner bei der Aktion zuvor, noch Keeper Voß für die Vereitelung einer hundertprozentigen Torchance wurden mit einer Ampel- beziehungsweise glatt Roten Karte bedacht.

Nach Elferflut – Klarer „Penalty“ nicht gegeben, USC verliert Nerven

Hoeling (l.) versucht El Nemr den Ball vom Fuß zu spitzeln. Foto: KBS-Picture.de

Nachdem Lange gerade verschossen hatte, überließ er nun Stürmer Ivan Sa Borges Dju das Leder. Fast ohne Anlauf beförderte dieser den Ball ins linke untere Eck, in das auch Voß abtauchte, und traf zur 2:1-Führung für das zuvor in allen sechs Ligaspielen siegreiche BU (56.)! Genug der ganzen Elfmeterdiskussionen - oder etwa doch nicht? Es war genau eine Stunde gespielt, als Denny Schiemann die lautstarken Reinrufe seiner Teamkollegen nicht befolgte. Am linken Strafraumeck wurde der Offensivakteur vehement am Trikot gezogen, ging dabei allerdings nicht wie gefordert zu Boden. Sehr fair von Schiemann, nur unglücklich, dass dieses Mal - bei der, neben dem von Voß verschuldeten Strafstoß, unumstrittensten Aktion - die Pfeife stumm blieb! Kein Wunder, dass das Derby nun immer intensiver und hektischer wurde. BU stand hinten wie gewohnt sehr sicher, ließ bis auf einige Distanzschüsse von Kevin Franz, dessen Pfund dem Knick nur haarscharf verfehlte, und Joker Rodrigo Lemos Lala nichts anbrennen. Stattdessen wurde der "Barmbek-Battle" nun sehr farbenfroh: Binnen 40 Sekunden brannten Mladen Tunjic zunächst gegen Carlson, dann gegen Odabas die Sicherungen durch - Gelb-Rot (84.)! Die Stimmung kochte und der wenige Augenblicke zuvor ausgewechselte Christoph Wegner soll, die Betonung liegt auf "soll", von der Bank aus seine Mitspieler dazu angestachelt haben, den Gegner umzuhauen. Zumindest nahm der Assistent an der Seitenlinie diesen verbalen Auswurf auf, rief den Schiedsrichter herbei, der Wegner daraufhin den roten Karton aufs Auge drückte (85.)!

„Eine ganze Verkettung unglücklicher Umstände“

Ein gefrusteter Hauke Brückner nach Schlusspfiff. Foto: KBS-Picture.de

Die Pieper-Elf, die an diesem Vormittag auf ihren Chefcoach verzichten musste, stand hinten absolut sattelfest. Einzig Tolga Odabas hatte noch einmal eine Idee, die zwar zu keiner Torchance des Gegners, dafür aber um ein Haar zu einem weiteren Platzverweis - diesmal auf der anderen Seite - geführt hätte. An der Außenlinie rasierte er Krause im Vollsprint um und war mit Gelb gut bedient. Nicht nur bei den Entscheidungen, die zu den Elfmetern geführt oder eben auch nicht geführt haben, war bei Kulawiak keine klare Linie zu erkennen. Sicherlich machten es ihm die Akteure auf dem Platz alles andere als einfach, aber in manchen Situationen brachte sich das Gespann auch selbst in die Bredouille. Ein Beispiel: Der Ball kullerte ins Seitenaus, der Assistent deutete auf einen Einwurf von Paloma, wurde daraufhin vom Schiedsrichter überstimmt. Der Mann an der Seitenlinie "entschuldigte" sich daraufhin mit gehobenem Arm, als Kulawiak plötzlich doch wieder auf Einwurf für den USC deutete. Schlussendlich war es kein Glanzstück von BU, aber das war in diesem heiß umkämpften Derby sicherlich auch nicht zu erwarten. Mit sieben Siegen aus sieben Spielen veredelte BU seinen fulminanten Saisonstart. Doch auch Paloma-Trainer Femi Smith konnte seinen Schützlingen keine Vorwürfe machen. Im Gegenteil: "Die Mannschaft hat ein richtig gutes Spiel gemacht, wofür sie am Ende deutlich mehr verdient gehabt hätte!" Pieper-Ersatz Peter Paczkowski war ebenfalls stolz auf seine Truppe und konstatierte: "Ein unglaublicher Start in die Saison!" Abschließend dröselte Smith noch einmal alle Elfmeterentscheidungen auf: "Den ersten Strafstoß für uns kann man wohl geben. Wenn man das tut, ist auch der auf der anderen Seite wohl berechtigt", so Smith ein wenig sarkastisch: "Der Dritte war ganz klar keiner und über Nummer vier brauchen wir nicht zu diskutieren. Aber es waren ja nicht nur die Elfmeter, sondern eine ganze Verkettung unglücklicher Umstände und sehr viele weitere strittige Aktionen. "

Der komplette LIVE-Ticker zum Spiel mit allen Highlights: