Oberliga 01

Curslack verpflichtet Ex-Profi und „Weltenbummler“ Nebihi!

22. September 2021, 13:11 Uhr

"Weltenbummler" Bajram Nebihi ist im beschaulichen Curslack angekommen. Beim SVCN will der Ex-Profi "zeigen, was ich draufhabe". Foto: Bode

Wirft man einen Blick auf seine Vita, kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Mit seinen 33 Jahren hat Bajram Nebihi schon viel von der Welt gesehen. Sehr viel sogar. Neben Stationen in Deutschland – unter anderem beim FC Augsburg, Wacker Burghausen, Union Berlin (neun Zweitliga-Einsätze, eine Torvorlage) und den Stuttgarter Kickers – war Nebihi auch schon im Iran, in der Türkei, in Finnland, Thailand, im Kosovo, in Albanien sowie in Malaysia aktiv. Bei seinen letzten fünf Länder-Stationen kickte der Offensivspieler sogar jeweils in der Ersten Liga.

Beim SVCN soll Nebihi die augenblickliche Problematik in der Offensive lösen. Foto: Bode

Nun ist Nebihi zurück in Deutschland. Genauer gesagt: Den für Wacker Burghausen und Union Berlin zweimal im DFB-Pokal im Einsatz befindlichen Rechtsfuß hat es in die Hansestadt verschlagen. Hier will Nebihi noch einmal angreifen – nachdem er die letzten fünf Jahre stets im Ausland unterwegs war. „Er ist ein Spieler- und Stürmer-Typ, wie ich ihn mag, weil er sehr physisch ist. Diese physische Präsenz ist eine Sache, die uns in der Offensive derzeit abgeht“, sagt Christian Woike über seinen Neuzugang. Denn: Bajram Nebihi geht künftig für den SV Curslack-Neuengamme in der Oberliga auf Torejagd!

"Besser, er kapiert unseren Fußball nicht"

„Ein sehr netter Mensch, mit dem ich viel gesprochen habe. Einer, der viel rumgekommen ist und über Lebenserfahrung verfügt, was für unsere Truppe auch nicht unwichtig ist. Er wird uns mittelfristig weiterhelfen“, ist Woike überzeugt von seinem Profi-erfahrenen Neuankömmling, der zunächst einmal „fitnesstechnische Defizite“ aufarbeiten muss. „Man merkt seine Reife und sieht seine Qualität – aber er braucht definitiv noch Zeit“, will Woike nichts überstürzen. Zudem müsse er erstmal die Mannschaft und die Art Fußball kennenlernen. Wenngleich Woike angesichts der augenblicklich sportlich durchaus angespannten Lage mit einem Augenzwinkern entgegnet: „Besser, er kapiert unseren Fußball nicht.“

Tuchel holt Nebihi zum FC Augsburg

Curslack-Coach Christian Woke (li.) freut sich über seinen erfahrenen Neuzugang. Foto: Bode

Als junger Spieler sei er oft ungeduldig gewesen. „Aber man lernt draus“, berichtet uns Bajram Nebihi, über den Thomas Tuchel einst sagte: „Dein Talent und mein Kopf“, eine Mischung, die im Profibereich für mächtig Furore hätte sorgen können. Tuchel war es, der Nebihi als damaliger Nachwuchskoordinator des FC Augsburg unter Vertrag nahm. „Er war ein Ausnahmetrainer“, erinnert sich Nebihi noch heute, als ihn der jetzige Coach des FC Chelsea für die Zweite Mannschaft des FCA verpflichtete. Generell habe er in seiner langen Laufbahn „mit so vielen Spielern und Trainern“ zusammengearbeitet. Kein Wunder, schließlich hat jede Menge von der Welt und im Fußball-Business erlebt und gesehen.

"Weltenbummler" Nebihi: "Es hat sich so ergeben, geplant war es nicht"

Insgesamt hat Nebihi 81 Erstliga-Spiele (21 Tore), neun Zweitliga-Partien und 30 Drittliga-Einsätze (zwei Tore) vorzuweisen. Foto: Bode

Bei Union Berlin (Nebihi: „Ein geiler Club!“) bestritt er in der Saison 2014/15 neun Zweitliga-Partien. „Ich hätte gerne mehr Spiele gemacht, aber im Fußball ist es nun mal so – und man weiß nie, wie es kommt…“ Es habe sich „so ergeben“, dass Nebihi zum „Weltenbummler“ wurde. „Geplant war es jedenfalls nicht.“ Dabei gesteht der Neu-Curslacker auch: „Wenn man aus Deutschland kommt und eine gewisse Zeit im Profifußball verbracht hat, dann ist es schon erstmal ein kleiner Kulturschock und kein einfacher Schritt. Das muss man sich genau überlegen und sich auch überwinden, diesen Schritt zu gehen.“ Letztendlich habe er aber viele Erfahrungen fürs Leben gesammelt und sei auch „positiv überrascht“ gewesen.

Sein letztes Pflichtspiel in Malaysia absolvierte Nebihi im November 2020. Es folgte die große Corona-Pandemie und die Rückkehr in die Heimat. Nach Hamburg habe es ihn gezogen, weil seine Frau beruflich in der Hansestadt tätig ist. Da er (endlich) mehr Zeit mit seiner Familie verbringen wollte, begann auch die Suche nach einem neuen Club. Über Jassi Huremovic (Nebihi: „Ein guter Freund von mir“ kam der Kontakt zum SVCN zustande. „Meine ersten Eindrücke sind sehr gut. Ich bin auch überrascht von der Qualität. Die Jungs sind fußballerisch sehr stark. Jeder von denen hätte vielleicht auch Profi werden können. Aber da gehört so viel dazu…“, weiß Nebihi ein Lied davon zu singen.

"Ich weiß, was ich kann und was noch drin ist"

Thomas Tuchel holte ihn einst zum FC Augsburg - nun geht Bajram Nebihi für den SVCN in der Oberliga Hamburg auf Torejagd. Foto: Bode

Seinen Ehrgeiz hat er jedenfalls noch nicht verloren. Ganz im Gegenteil. „Ich bin nicht nur hier, um Spaß zu haben. Wenn ich auf dem Platz stehe, blende ich alles aus, will einfach gewinnen und gebe Vollgas. Ich will der Mannschaft so schnell wie möglich helfen!“ Hilfe, die man am Gramkowweg derzeit gut gebrauchen kann. „Natürlich ist es blöd, wenn man schlecht startet. Aber es sind erst fünf Spiele gespielt und noch ist genug Zeit da, mit ein paar Siegen wieder alles ins Positive zu verändern. Das sollte das Ziel sein – und die Jungs sind auch so eingestellt.“ Man komme da „nur raus, wenn man gewinnt – egal wie“, so Nebihi, der selbst weiter nach dem Maximum strebt: „Mein Ziel ist es immer, jedes Spiel zu gewinnen. Es muss das Ziel sein, in die Meisterrunde zu kommen. Und es ist auch noch möglich.“

Obwohl er „länger nicht gekickt“ habe und „erstmal wieder fit werden muss, wofür ich hart arbeiten und Gas geben werde“, fühle er sich „gar nicht wie 33. Ich weiß, was ich kann und was noch drin ist. Wenn ich nicht mehr mithalten kann, ist Schluss. Aber ich fühle keinen Unterschied zu der Zeit, als ich 28 war“, so Bajram Nebihi, der abschließend betont: „Ich freue mich einfach, zu zeigen, was ich draufhabe!“

Autor: Dennis Kormanjos