Oberliga

„An der ersten Hälfte nicht teilgenommen“ und dann Afsins (Abseits-?)Abschluss: Osdorf zieht gegen NTSV den Kürzeren

29. September 2020, 23:15 Uhr

Ein freundschaftlicher Tritt in den Allerwertesten: Fynn Huneke (li.) und die Mitspieler des NTSV feiern mit Ilyas Afsin (dritter v. li.) dessen Treffer zum 2:0. Foto: noveski.com

Es sollte einfach nicht funktionieren. Nicht auf dem Feld. Und auch nicht abseits des Feldes, wo Cemil Yavas sich nach 80 Minuten als Orakel versuchte. „Wenn Torben rein kommt, dann macht er auch ein Tor. Per Freistoß. Oder mit irgend so einem Sonntagsschuss, der durchrutscht“, war sich der Manager des TuS Osdorf zehn Minuten vor dem Ende des Heimspiels gegen den Niendorfer TSV – der aufgrund des Osdorfer Corona-Falles zum Nachholspiel gewordenen Partie des 1. Spieltags – sicher, als Coach Philipp Obloch an der Linie eben jenen Torben Krause zu sich beorderte, um ihn anstelle von Kevin Trapp auf den Kunstrasen am Blomkamp zu schicken. Den Sonntagsschuss am Dienstagabend gab es zwar – doch nicht für die TuS, sondern auf der anderen Seite. Und so sah Cemil Yavas nicht das erhoffte 1:1 für seinen Club, sondern den Treffer, mit dem der NTSV alles klar machte und letztlich 2:0 gewann.

Doch nachdem die Gäste im ersten Durchgang durch Fynn Huneke mit 1:0 in Führung gegangen waren, als TuS-Torsteher Tjark Grundmann einen Schuss von Ante-Akira Kutschke nur nach vorne abklatschen konnte und Huneke den Abpraller verwertete (32.), sollte dieser zweite Treffer des Spiels die Gemüter erhitzen. Denn als Ilyas Afsin eine Minute nach Yavas' Prophezeiung Grundmann mit einem sehenswerten Heber aus 30 Metern überwand, da stand der Niendorfer nach dem Empfinden der Osdorfer meterweit im Abseits. Ganz so drastisch wie vielleicht manch anderer auf der Ersatzbank und im Publikum wollte Philipp Obloch die Sache dann aber doch nicht gesehen haben: „Ich glaube, das war knapp. Ich weiß nicht, ob es eine Abseitsposition war. Wir müssen uns das mal auf Video angucken, dann kann ich dazu was sagen. Aber ich glaube, es war nicht so deutlich. Die Konter von Niendorf waren allgemein gut getimed, da kam im richtige Moment Tempo und der gute Ball wurde reinegspielt – aber ob das jetzt 20 oder 30 Zentimeter abseits waren, keine Ahnung“, gab der TuS-Trainer zu Protokoll.

Obloch: „Diese null Punkte sind nicht die Maximalausbeute und nicht das, was wir haben wollten“

Tus-Torhüter Tjark Grundmann kann dem Schuss von Afsin aus der 81. Minute nur hinterher schauen und ihn im Netz einschlagen sehen. Foto: noveski.com

Was hingegen deutlich war: Oblochs Fazit der vorangegangenen 94 Minuten. „Insgesamt bin ich nicht zufrieden. Auf keinen Fall“, konstatierte er, um dann anzufügen: „Wir haben an der ersten Halbzeit nicht teilgenommen. Du gehst in die Pause und musst fast schon sagen: Das Beste ist das Ergebnis, weil es eben nur 1:0 für Niendorf stand. In der zweiten Hälfte sind wir dann zu ein paar guten Situationen gekommen, wo etwas möglich war. Aber insgesamt war das zu wenig.“ Man merke, so Obloch weiter, „die Ausfallquote bei uns dann doch. Wir mussten viel impovisieren. Von der Innenverteidigung und auch den Außenverteidigern, speziell inks, ist nicht mehr viel übrig. Zudem haben uns dann auch noch Spieler wie Nico Kukuk oder Jeremy Wachter gefehlt. Da ist es dann auch nicht komplett verwunderlich, dass spielerisch vieles Stückwerk ist. Wir haben versucht, es spielerisch zu ändern, aber es hat sich nichts geändert. Am Ende ist das ein verdienter Sieg für Niendorf.“ Für den TuS Osdorf steht damit nach zwei absolvierten Oberliga-Spieltagen weiterhin die Null, was die eigene Punktausbeute angeht. „Das ist auf jeden Fall weniger, als wir uns erhofft hatten. Wir wollten mehr als null Punkte haben. Diese null Punkte sind nicht die Maximalausbeute und nicht das, was wir haben wollten“, machte Obloch deutlich und zitierte dann das, was Curslack-Coach Christian Woike nach dem 2:2-Unentschieden gegen Hamm United am vergangenen Woche als Quintessenz mitnahm, obwohl auch dieser sich mehr erhofft hatte: „Es ist aber das, was wir gekriegt haben.“

Farhadi: „ Wir müssen uns jetzt schütteln, am Donnerstag tranieren und Freitag gegen Hamm spielen“

Artistisch: Osdorfs Prince Hüttner (re.) fliegt gegen Dario Streubier durch die Lüfte. Foto: noveski.com

Auf der anderen Seite sprach Ali Farhadi von einer „anstrengenden Woche“ für seine Mannschaft, die nach der Niederlage gegen den SC Victoria vom vergangenen Sonntag und dem „Nachholer“ in Osdorf am Freitag nun Hamm United vor der Brust hat. „Das ist noch ein schwieriges Spiel“, sagte der NTSV-Trainer, „mit der Pause wegen der Absage am ersten Spieltag und der Niederlage vom Sontag im Rücken war der Druck im Rücken vorm Spiel gegen Osdorf schon was anderes – auch mit dem aktuellen Modus. Es ist ein ganz merkwürdiges Gefühl, das man in sich trägt“, befand der Übungsleiter der Gäste nach dem Spiel in seiner Analyse und ergänzte: „Du kommst hier nach Osdorf, wo normalerweise ein Freitagabendspiel auf dich wartet. Jetzt war es ein Dienstagabendspiel – und kein Stück anders. Es war genauso giftig wie sonst, aber ein Spiel auf einem guten Niveau.“ Aus seiner Sicht, so Farhadi, „glaube ich, dass wir am Ende besser waren. Wir hatten auch in der ersten Halbzeit klare und gute Situationen vorne, die wir dann nicht richtig schön zu Ende gespielt haben. Unterm Strich freuen uns über das Ergebnis und den Sieg. Wir müssen uns jetzt einmal schütteln, am Donnerstag tranieren und dann Freitag gegen Hamm spielen. Die Jungs dort sind schon stark, alle haben die ein bisschen unterschätzt. Aber nach dem, was ich aus deren Spiel in Curslack gesehen und gehört habe, war es fast schon glücklich für den SVCN, dass das Spiel 2:2 ausgeht, auch wenn sie natürlich noch die große Möglichkeit zum 3:1 hatten...“ 

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