Andrade-Granados: „Ich denke, dass die Entscheidung, sofort aufzuhören, richtig war“

Trainer und Liga-Obmann beziehen Stellung zur Trennung – Geffert Nachfolgekandidat?

10. November 2017, 12:11 Uhr

"Die Gründe, warum so entschieden wurde, müssen der Vorstand und die Sportliche Leitung nennen", sagt Daniel Andrade-Granados. Archivfoto: noveski.com

Es war eine Trennung, die am vergangenen Freitag jede Menge Fragen aufwarf: Der SV Altengamme und sein Trainer Daniel Andrade-Granados sowie dessen „Co“ Daniel Grosse gehen ab sofort getrennte Wege, vermeldete der Verein an jenem Tag. Ursprünglich sollten sich die Wege, so das Vorhaben des Vereins vom Gammer Weg, der die zum Saisonende auslaufenden Verträge nicht verlängern wollte, erst im Sommer trennen. Wir haben sowohl mit Coach Andrade-Granados als auch Altengammes Liga-Obmann Philipp Mohr über das Geschehen in der letzten Woche gesprochen und einen Ausblick in die Zukunft des Ex-Trainers und des SVA gewagt.

Daniel, wie war es, am vergangenen Samstag erstmals seit viereinhalb Jahren nicht als Trainer des SVA bei einem Spiel auf der Bank zu sitzen?
Daniel Andrade-Granados:
Es war ein sehr ungewöhnliches Gefühl. Ich musste tatsächlich überlegen, was ich am Samstagnachmittag mache. Aber ich denke, dass die Entscheidung, sofort aufzuhören, richtig war. Ich habe mich natürlich sehr gefreut, dass meine Jungs die 23 Punkte vollgemacht haben.

In der vergangenen Woche hat der Verein mitgeteilt, dass man deinen Vertrag und den deines „Co“ Daniel Grosse nicht verlängern wird. Wie überraschend kam das für euch?
Andrade-Granados:
Es ist völlig legitim, dass sich der Verein entschließt, neuen Wind in die Konstellation Trainer/Mannschaft bringen zu wollen. Ich war allerdings schon überrascht, dass der SVA mit mir und Daniel Grosse nicht weitermachen wollte. Eine Entwicklung in diese Richtung hat sich für uns nicht abgezeichnet und war so nicht absehbar. Liga-Obmann Philipp Mohr hatte uns mitgeteilt, dass er mit uns verlängern möchte und dies dem Vorstand zwecks „Absegnung“ mitteilen wollte.

Andrade-Granados: „Uns wurde mitgeteilt, dass wie die Zielvorgaben erfüllt haben“

"Die Ergebnisse der weiteren Gespräche haben zu der Klarheit geführt, dass sie eine Zusammenarbeit nicht mehr richtig möglich machen", so Andrade-Granados. Archivfoto: noveski.com

Welche Gründe wurden dir genannt, um die Entscheidung, ab Sommer auf einen neuen Trainer zu setzen, zu erklären?
Andrade-Granados:
Das ist schwierig zu beantworten, weil uns lediglich mitgeteilt wurde, dass wir die Zielvorgaben in den letzten Jahren erfüllt haben. Die Gründe, warum so entschieden wurde, müssen der Vorstand und die Sportliche Leitung nennen. Es ist weder so, dass wir etwas gefordert haben noch das Konzept verändern wollten.

Ist die Entscheidung dann denn nachvollziehbar? Es ist ja – wie du schon sagst – nicht so, dass das Duo Andrade-Granados/Grosse in den letzten Jahren Misserfolge geerntet hat. Ganz im Gegenteil...
Andrade-Granados:
Das ist eine Frage, die letztlich der Verein in Person von Philipp Mohr oder dem Vorstand beantworten müssen. Die Zielvorgaben wurden erfüllt. Ich glaube zudem, dass es zwischen uns und der Mannschaft harmoniert hat. Was alles andere angeht, kann ich nichts sagen, weil es vom meiner Seite reine Spekulation wäre.

Philipp, warum hat sich der SV Altengamme entschieden, ab der neuen Saison nicht mehr mit Daniel Andrade-Granados und Daniel Grosse zusammenzuarbeiten?
Philipp Mohr:
Wir wollten als Verein eine Klarheit haben, wie es weiter läuft, um eine Planungssicherheit zu haben. Auch, damit die Spieler und wir in den Vertragsgesprächen wissen, was für Voraussetzungen wir haben. Im letzten Jahr war es ein riesiger Akt, die Vertragsverlängerung hinzubekommen, es wurde schwieriger, die Bedingungen des Trainerteams zu erfüllen. Das war auch ein kleiner Mosaikstein, der jetzt eine Rolle spielte.

Die beiden haben doch aber in den vergangenen Jahren keine schlechte, sondern erfolgreiche Arbeit geleistet...
Mohr:
Das ist richtig und das möchte ich auch noch einmal klarstellen: Die beiden haben in ihrer Zeit bei uns einen riesigen Job gemacht, sie haben keine 100 sondern 110 Prozent gegeben und aus der Mannschaft herausgeholt. Wir als SV Altengamme haben Daniel Andrade-Granados und Daniel Grosse viel zu verdanken.

Mohr: „Wie wir das vergangenen Donnerstag nach außen kommuniziert haben, ist unglücklich“

"Wir haben der Mannschaft gegenüber kommuniziert, welche Dinge den Ausschlag gegeben haben. Ich möchte das ungern auch in der Öffentlichkeit tun", erklärt Liga-Obmann Philipp Mohr. Foto: SVA

Gab es denn Probleme in der Zusammenarbeit zwischen der Sportlichen Leitung und dem Trainergespann? Ist das ein weiterer Mosaikstein für die Trennung?
Mohr:
Wir haben am Dienstag der Mannschaft gegenüber kommuniziert, welche Dinge für unsere Entscheidung den Ausschlag gegeben haben, um Klartext zu schaffen. Ich möchte das ungern auch in der Öffentlichkeit tun. Was zwischen vier Wänden besprochen wurde, sollte auch dort bleiben. Ich weiß, dass es für Außenstehende schwierig ist, die Geschehnisse der letzten Woche zu verstehen. Wie wir das vergangenen Donnerstag nach außen kommuniziert haben, ist unglücklich. Das muss ich zugeben. Das hätten wir besser machen können und müssen.

Wie hat die Mannschaft auf die Trennung reagiert?
Mohr
: Ich denke, ich spreche da nicht nur für die Mannschaft: Es herrschte schon ein kleiner Moment der Schockstarre. Auch, weil viele im Hinterkopf hatten: Wir haben gerade mit drei Siegen aus drei Spielen und 20 Toren einen Lauf, der der beste ist, den wir in den letzten Jahren hatten. Aber: Unser Fahrplan war von Anfang an der, dass wir uns Anfang Oktober zusammensetzen. Die beiden Trainer haben um ein Feedback bis Ende Oktober gebeten. Klar, dass angesichts des Laufs die Entscheidung nicht dazu passt. Es war gut, dass wir es am Donnerstag geschafft haben, eine Lösung zu finden, ein Training auf die Beine zu stellen, um ein Ventil zu lösen. Die Spieler mussten die Köpfe frei bekommen. Nach der Einheit sah die Gefühlswelt schon wieder ganz anders aus.

Daniel, was hat letztlich den Ausschlag gegeben, dass du und dein „Co“ zu dem Entschluss gekommen sind, sofort zurückzutreten? Lag das nur an der angekündigten Trennung zum Saisonende?
Andrade-Granados:
Nach dem die Entscheidung der Trennung zum Saisonende verkündet wurde, gab es Gespräche und Gesprächsbedarf zur aktuellen und zukünftigen Arbeit. Die Ergebnisse haben für mich und meinen Co-Trainer zu der Klarheit geführt, dass sie eine Zusammenarbeit nicht mehr richtig möglich machen. Die Mannschaft ist gut aufgestellt und gesettled (englisch, zu deutsch: etabliert, Anm. d. Red.) und wir wünschen den Jungs für die Zukunft natürlich alles Gute.

Mohr: „Wir wollen keinen Schnellschuss in Sachen neuer Trainer, wir brauchen einen kühlen Kopf“

" Ich möchte gerne in der Zukunft wieder an der Linie stehen", blickt Andrade-Granados (re.) nach vorn. Archivfoto: noveski.com/Bode

Wie sieht deine persönliche Zukunft aus? Legst du eine Pause bis zum Saisonende ein oder bist du offen für neue Angebote?
Andrade-Granados:
Ich habe mich noch nicht damit beschäftigt. Sicher ist, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, weiterhin als Trainer zu arbeiten. Die Arbeit mit den Jungs in Altengamme hat Spaß gemacht, so dass ich sagen kann: Ich möchte gerne in der Zukunft wieder an der Linie stehen.

Philipp, wie lange bleibt die Lösung, dass Kevin Herzberg, Dennis Herzberg und Peter Fließ die Mannschaft trainieren, bestehen?
Mohr:
Natürlich bedauern wir die Entscheidung von Andrade-Granados und Grosse, dass die beiden mit sofortiger Wirkung nicht mehr weitermachen wollten. Aber es ist das gute Recht der Beiden, das zu sagen. Dass die beiden Herzbergs und Peter Fließ übernehmen, war eine Interims-Notlösung für uns, damit wir jemanden hatten und uns auf das Spiel gegen Condor II vorbereiten konnten. Nach jetzigem Stand werden die drei die Mannschaft auch am Wochenende erneut coachen. Das soll keine Dauerlösung werden, aber wir wollen auch keinen Schnellschuss in Sachen neuer Trainer. Wir brauchen einen kühlen Kopf.

Am vergangenen Samstag war mit Jörn Geffert beim Spiel des SVA gegen den SC Condor II ein Trainer unter den Zuschauern, der derzeit ohne Verein ist? Ist er ein Kandidat in Altengamme?
Mohr:
Das ist sicherlich ein Name, mit dem man sich auseinandersetzen kann. Es ist doch klar, dass man viele Gespräche geführt hat und einige Namen im Hinterkopf hat, wenn man die Entscheidung trifft, die Verträge des Trainergespanns im Sommer nicht zu verlängern. Ich will nicht bestätigen oder dementieren, mit wem und mit wie vielen Trainern wir sprechen oder gesprochen haben.

Interview: Jan Knötzsch