LOTTO-Pokalfinale

Totaler Teutonen-Triumph: Tic-Tac-Toe-Champions of Hamburg – Next Game: Vier gewinnt!

25. Mai 2024, 12:45 Uhr

Kapitän Marcus Coffie reckt die Trophäe in die Höhe. Der FC Teutonia 05 bejubelt den dritten Pokalsieg in Serie. Foto: Fishing4

Der Ablauf war minutiös getaktet. Nach dem Eintreffen der Spieler am eigenen Clubheim rollte der Tross des USC Paloma in einem Mannschaftsbus um 9:30 Uhr in Richtung Stadion Hoheluft. Nach der Ankunft folgten Platzbegehung, Besprechung und Aufwärmprogramm, ehe Liga-Manager Carsten Gerdey nach dem Einmarsch der Gladiatoren vor einer tollen Kulisse von 3663 Zuschauern kurz vor Beginn einen stilvollen und würdigen Abschied bekam. Um 11:49 Uhr konnte das „Saison-Highlight“ schließlich vonstattengehen (alle Highlights im ausführlichen LIVE-Ticker). Die „Tauben“ wollten den Pokal-Höhenflug des FC Teutonia 05 beenden und den Titel-Hattrick des Regionalligisten verhindern!

Ole Wohlers (re.) brachte seine Teutonen nach gut 20 Minuten in Führung. Damit war der Bann für den Favoriten gebrochen. Foto: Fishing4

Es waren noch keine 45 Sekunden vorüber, als Ridel Monteiro am zweiten Pfosten eine Hereingabe von Ole Wohlers um Haaresbreite verpasste (1.). Viel fehlte nicht – und dennoch war es bereits ein Wink dafür, was in der Folge geschah. Denn der Favorit von der Kreuzkirche entschied das LOTTO-Pokalfinale mit einem Doppelschlag binnen 180 Sekunden und vier Toren innerhalb von nicht einmal einer Viertelstunde klar und deutlich für sich! „Damit haben sie uns den Stecker natürlich schon so ein Stück weit gezogen“, musste Paloma-Kapitän Moritz Niemann eingestehen. „Natürlich überwiegt im ersten Moment die Enttäuschung. Wir hätten gerne das Wunder geschafft. Aber Teutonia war einfach brutal effektiv.“

Wohlers eröffnet den Reigen

Völlig freistehend köpfte Gazia Siala (li.) zum 2:0 für den Regionalligisten ein. Foto: Fishing4

Unmittelbar nach dem 0:4 rief Niemann sein Team zusammen, redete lautstark auf seine Mannschaftskollegen ein – und forderte mehr Mut und Zutrauen. Zu einfach machte es der „Rookie“, wie Chefcoach Marius Nitsch seine Uhlenhorster unter der Woche vor dem Kräftemessen bezeichnete, den Teutonen. Vor dem 0:1 reklamierte der „Underdog“ ein Handspiel von Michael Igwe, ehe Affam Ifeadigo den Ball zu Ole Wohlers weiterleiten durfte. Dessen Abschluss aus 13 Metern halblinker Position erwischte USC-Fänger Tjark Grundmann auf dem falschen Fuß (21.).

Erster Nackenschlag hinterlässt Wirkung

Michael Igwe (li.) wird nach seinem tollen Solo und dem Treffer zum 3:0 von den Bankspielern frenetisch gefeiert und bejubelt. Der dritte Treffer binnen acht Minuten. Foto: Fishing4

Ein echter Wirkungstreffer, von dem sich die Nitsch-Mannen nicht mehr erholen konnten. Beim 0:2 pennte der Oberligist nach einem schnell ausgeführten Freistoß von Wohlers, so dass Gazi Siala ohne jede Gegenwehr am „Fünfer“ einnickte (24.). Den dritten Nackenschlag leitete Kevin Lohrke mit einem kapitalen Fehl-Rückpass in den Fuß von Ifeadigo ein. Igwe hatte daraufhin gegen aufgerückte Palomaten auf der rechten Seite ganz viel Zeit und Platz, tanzte Felix Spranger noch einen Knoten in die Beine und schweißte staubtrocken ins lange Toreck ein (29.). Als Ifeadigo nur wenig später eine Stafette über Fabian Graudenz und Monteiro ungehindert zum 4:0 abschloss (35.), kam es zur Uhlenhorster „Mannschaftssitzung“ am eigenen Strafraum.

"Ich wollte immer mehr"

Der vierte Streich binnen 15 Minuten: Affam Ifeadigo (li.) hat keine Mühe mehr und gibt Tjark Grundmann das Nachsehen. Foto: Fishing4

„Gedacht nicht, gewünscht ja“, entgegnete Teutonias „Capitano“ Marcus Coffie auf die Nachfrage, ob er ein derart einseitiges Finale erwartet hätte – und fügte an: „Im Ernst: Wir haben das echt konzentriert und seriös gemacht und uns an den ‚Gameplan‘ gehalten. Umso schöner, dass das komplett aufgegangen ist“, war der Torhunger auch bei Coffie noch nicht gestillt. „Ich wollte immer mehr. Wir hatten während der Saison leider immer mal wieder Phasen, wo wir vermeintlich klare Führungen noch abgegeben haben, weil wir vier, fünf Gänge rausgenommen haben. Genau deshalb wollte ich heute auch den Impuls geben, dass wir immer weitermachen, so dass gar keine Chance mehr besteht, dass noch aus der Hand zu geben.“

Paloma bleibt Ehrentreffer verwehrt, Teutonia träumt von "Berlin"

Der scheidende Keeper Yannick Zummack (li.) wurde fünf Minuten vor Schluss eingewechselt und durfte nach dem Spiel die Siegeshymne anstimmen. Foto: Fishing4

Die „Tauben“ hatten nun nichts mehr zu verlieren. Nitsch reagierte zur zweiten Halbzeit mit einem Dreifachwechsel und einer taktischen Umstellung. Der ebenfalls in die Partie gekommene Malik Kramer hatte in Minute 68 die Chance zum Ehrentreffer, zielte aus 17 Metern aber knapp am rechten Pfosten vorbei. Auch „Captain“ Niemann blieb ein Torerfolg verwehrt, als sein Distanzkracher um Zentimeter am linken Pfosten vorbei rauschte (75.). „Wir wollten so ein Finale natürlich trotzdem vernünftig zu Ende spielen und uns von unserer besten Seite zeigen. Das haben wir in der zweiten Halbzeit ganz gut geschafft“, befand der zu Eintracht Norderstedt wechselnde Niemann.

Teutonia kontrollierte das Geschehen, ließ nichts mehr anbrennen und hätte das Ergebnis auch noch weiter in die Höhe schnellen lassen können. Aber: Zumindest die zweiten 45 Minuten endeten aus USC-Sicht mit einem Remis. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, war sieben Zeigerumdrehungen vor Ultimo aus dem Fanblock der Teutonen lautstark zu vernehmen. Ganz so weit ist es zwar noch nicht – doch die Pokalserie der „Kreuzkirchler“ lebt.

Teutonia grüßt "alle Hater"

Der neue Sportliche Leiter Kevin Weidlich (ob.) - zugleich noch Spieler - wurde gefeiert. Foto: Fishing4

„Ist T05 immer noch da? Ja! Und mal wieder im DFB-Pokal“, prangerte auf einem hiesigen Banner, das die Mannschaft vor der eigenen Fankurve hochhielt – mit dem Zusatz: „Ihr könnt uns auf Sky sehen. Gruß an alle Hater!“ Kurz darauf wurde der neue Sportliche Leiter der Teutonen, Kevin Weidlich, von seinen Mannschaftskollegen in die Höhe geschmissen. Und auch die Pokalsieger-Shirts enthielten eine einfallsreiche Botschaft: „Tic-Tac-Toe-Champions of Hamburg – Next Game: Vier gewinnt!“, peilt man in der kommenden Saison – trotz abermaligem Umbruch – den nächsten Erfolg an.

Beim USC überwiegt schnell der Stolz

So eindrucksvoll die Pokalserie der Teutonen ist, so beeindruckend war die Reaktion des Paloma-Anhangs nach Spielende. Frenetisch wurde die eigene Mannschaft bejubelt und gefeiert. Auch dem scheidenden Niemann „kullerte die eine oder andere Träne“ in seinem letzten Spiel für den USC übers Gesicht. „Natürlich wäre es mit einem Pokalsieg noch schöner gewesen. Aber so ein Spiel als letztes Spiel zu haben – und dann auch noch mit dieser Truppe, das ist trotzdem überragend“, überwog schnell „der Stolz, dass man das Finale erreicht hat“.

Höhn mit "wahnsinnig großem Respekt"

Mit einem riesigen Banner richtete der FC Teutonia 05 auch nochmal einen "Gruß an alle Hater" und bejubelte den dritten Pokalsieg in Folge. Foto: Fishing4

Auch Teutonen-Trainer Immanuel Höhn bekundete im Nachgang gegenüber Marius Nitsch seinen „allerhöchsten Respekt davor, wie ihr Fußball spielt“ – und ergänzte voll des Lobes: „Die Leistung, die die Jungs heute auf den Platz gebracht haben, lag vor allem daran, dass wir wahnsinnig viel Respekt vor Paloma hatten!“ Man wusste, „wir mussten heute 100 Prozent und darüber hinaus geben – das haben wir von der ersten bis zur 45. Minute perfekt gemacht und ein unglaubliches Spiel abgeliefert.“

Und wer soll es nach Leipzig und Leverkusen (beide Male 0:8) nun in der ersten DFB-Pokalrunde für den FC Teutonia 05 als Gegner sein? Captain Coffie hat einen klaren Wunsch: „Ich hätte jetzt gerne St. Pauli!“ Der Grund: „Ich habe da in der Jugend angefangen und würde es einfach geil finden, hier in Hamburg gegen St. Pauli zu spielen.“

Was beide Trainer nach dem Pokalfinale zu sagen hatten? Hier gibt's das Video von der Pressekonferenz:

Autor: Dennis Kormanjos