Oberliga

Eine Torwart-Ära endet: „Sympathieträger“ Höcker sagt „Servus“!

17. April 2024, 11:55 Uhr

Johannes Höcker sagt "Servus": Der Torwart des TSV Sasel hängt nach der Saison seine Handschuhe an den Nagel. Foto: noveski.com

Er macht keinen Hehl daraus, dass „ab einem gewissen Zeitpunkt ein Stück weit mein Plan war, zu spielen, bis die ‚Vier‘ vorne steht“, spricht Johannes Höcker auf sein inzwischen gediegenes Torhüter-Alter von 39 Jahren an. Seinen 40. Geburtstag wird „Höcki“ aber nicht mehr auf dem Fußballplatz zelebrieren, sondern nur noch als Zuschauer – denn: Der bayrische Sympathieträger hat für sich den Entschluss gefasst, die „Buffer“ nach dieser Saison an den berühmt-berüchtigten Nagel zu hängen! „Meine Frau hat mich dreimal gefragt, ob das jetzt wirklich so ist und ob ich mir wirklich sicher bin. Auch ein paar Kollegen waren überrascht und meinten: ‚Das kann doch nicht sein‘. Diese Reaktionen habe ich nun mehrfach vernommen“, verrät uns Höcker, dessen mittlerer Sohn Tiziano, der beim SC Poppenbüttel aktiv ist, ebenfalls kaum glauben konnte, dass Papa Höcker in der Tat Schluss machen will mit dem aktiven Fußball.

Eigentlich wollte er noch mit 40 Jahren zwischen den Pfosten stehen. Nun aber macht "Höcki" mit 39 Jahren Schluss und beendet seine aktive Laufbahn. Foto: noveski.com

„Allein der Wechsel von meinem damaligen Dorfverein zum FC Bayern München war schon mega krass“, erinnert sich Johannes Höcker an seine sportlichen Anfänge. „Ich wollte immer gewinnen – das ist mein persönlicher Ehrgeiz, den ich immer mitgebracht habe. Früher im höheren Leistungsbereich wurde man so gepolt.“ Bei den Bayern arbeitete Höcker unter anderem mit Stephan Beckenbauer und Hermann Gerland zusammen. Nicht nur das. Seine damaligen Mitspieler waren Michael Rensing, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Piotr Trochowski, Paolo Guerrero oder Zvjezdan Misimovic, um nur einige zu nennen. Mit der A-Jugend des FC Bayern wurde „Höcki“ Deutscher Meister. „Auch die Zeit bei der Zweiten war schön, obwohl die Konkurrenz auf der Torhüter-Position groß war“, blickt er zurück.

Höcker blickt auf seine Stationen zurück

Mit Concordia Hamburg schaffte Höcker nochmal den Sprung in die Aufstiegsrunde zur Regionalliga. Letztlich reichte es aber nicht zum Sprung. Foto: noveski.com

Und so zog es ihn in die Hansestadt. „Beim HSV hatte ich eine super Zeit. Du spielst mit der ‚Zweiten‘ am Millerntor gegen St. Pauli vor über 20.000 Zuschauern, in Dresden, Magdeburg, Düsseldorf, Essen oder Braunschweig vor 10.000 Zuschauern. Das waren immer Highlight-Spiele. Die alte Regionalliga Nord hat schon Bock gemacht!“ Mit Anker Wismar stieg der mittlerweile 39-Jährige, dessen Lehrmeister unter anderem Sepp Maier, Bernd Dreher und Ronny Teuber waren, in die Oberliga auf. Es folgten der Sprung in die Regionalliga und zwei Pokalsiege mit dem FC Eintracht Norderstedt, wo sich Höcker schnell zum Publikumsliebling mauserte. „Das war eine wunderbare Zeit!“

Eine „wunderbare Zeit“ erlebte Höcker aber nahezu überall, wo er war. „Ich hatte fast bei jedem Verein ein Highlight“, kann er auch seinen Stationen beim HSV Barmbek-Uhlenhorst und bei Concordia Hamburg viel Positives abgewinnen. „Bei BU hatten wir eine mega Truppe. Da hat Marco (Stier, Anm. d. Red.) eine geile Mannschaft zusammengestellt. Wäre da Corona nicht gekommen, weiß ich nicht, was dann drin gewesen wäre. Mit Cordi haben wir nochmal die Relegation um den Regionalliga-Aufstieg gespielt und ich habe viele nette Leute kennengelernt. Ich bin überall gut aufgenommen worden und habe mich super wohl gefühlt.“

Entscheidungsfindung: Bei Sasel weitermachen oder aufhören?

"Erst einmal freue ich mich, im Sommer nach 21 Jahren im Herren-Fußball mal keine Vorbereitung machen zu müssen", so Johannes Höcker mit einem Augenzwinkern. Foto: noveski.com

Gleiches gilt für seine Zeit beim amtierenden Hamburger Meister. „Für mich war klar, dass kein anderer Verein mehr in Frage kommt. Natürlich war die Saison von den Ergebnissen her nicht so gut und es ist schade, dass wir nicht dort stehen, was die Mannschaft eigentlich im Tank hätte. Das haben wir nicht auf die Kette bekommen. Auch im Pokal, wo wir gegen eine Mentalitäts-Mannschaft aus Rantzau rausgeflogen sind. Das kann mal passieren, wäre aber natürlich ein schöner Abschluss gewesen, wenn man auch da nochmal ins Halbfinale oder sogar ins Finale gekommen wäre. Aber es hat nicht sollen sein. Ich nehme es so, wie es ist.“ Da er sich am Parkweg „trotzdem sehr wohl fühlt, da dort gute Leute und tolle Charaktere am Werk sind“, habe er sich „lange mit der Entscheidung herumgeschlagen, bei Sasel weiterzumachen oder aufzuhören“.

"Bin aufgewacht und habe mir gesagt: Ich ziehe das jetzt durch"

Mit seiner selbstbestimmten Entscheidung ist Johannes Höcker absolut im Reinen. Ein großer Sympathieträger verlässt die Amateurfußball-Bühne - als Aktiver. Foto: noveski.com

Seit Januar hat er sich intensiv mit dem Gedanken auseinandergesetzt – und nun den Entschluss gefasst. „Vom Gefühl her ist es richtig, weil ich mich damit gut fühle – und das ist das Wichtigste.“ Letztendlich sei die Entscheidung im Beisein seiner Frau in Timmendorf gefallen, lässt uns Höcker wissen. „Von der einen auf die andere Nacht. Ich bin morgens aufgewacht und habe mir gesagt: ‚Das ist es, ich ziehe das jetzt durch und habe das Gefühl, dass das genau der richtige Zeitpunkt ist.‘ Mein Vertrag läuft aus, ich bin nicht verletzt und kann die Entscheidung selbstbestimmt fällen. Ich wollte es auch nicht länger hinauszögern, weil ich dem Verein und dem neuen Trainer gegenüber fair sein wollte, damit man auf der Position handeln kann.“

"Cheftrainer zu sein, das kann ich ausschließen"

Letztendlich haben „viele Faktoren“ dazu geführt, dass der sympathischer Bayer einen Schlussstrich zieht. „Ich habe alles ein bisschen Revue passieren lassen. Und einerseits ist es natürlich auch die Zeit. Man ist nicht mehr so gebunden an den Fußball und kann diese Zeit anders nutzen“, will er den Fokus nun auf die Familie legen. Aber Fakt ist auch: „Ohne Fußball geht’s natürlich nicht!“ Wenngleich Höcker mit einem Schmunzeln auch betont: „Erst einmal freue ich mich, im Sommer nach 21 Jahren im Herren-Fußball mal keine Vorbereitung machen zu müssen.“ Nichtsdestotrotz will er dem Fußball treu bleiben. „Cheftrainer zu sein, das kann ich ausschließen. Aber worauf ich bestimmt mal richtig Bock hätte: Irgendwann ein Torwart-Team zu trainieren. Vielleicht sieht man sich auch mal irgendwann in einer Ü32-Mannschaft, obwohl ich da schon ein paar Jahre spielen könnte“, witzelt der 39-Jährige.

Abschließend betont er: „Man wird mich bestimmt auf dem einen oder anderen Platz sehen. Denn: Der Hamburger Amateurfußball liegt mir ja auch am Herzen. Das ist das, was den ‚Fussi‘ ausmacht – diese ganzen Emotionen!“

Autor: Dennis Kormanjos