„Meine Fresse - wehrt euch wenigstens!“

Nach Trainerwechsel: Condor-U23 führt Sperber vor

16. September 2018, 19:01 Uhr

Ein niedergeschlagener Christoph Möhring (li.) und jubelnde Condoraner, die am Vormittag leichtes Spiel hatten. Foto: Kormanjos

Der Frust saß tief. Sehr tief sogar. So sehr, dass Christoph Möhring seinem Unmut kurz vor Ultimo (alle Highlights im LIVE-Ticker) lautstark Luft machte: „Da reißt man sich den Arsch auf und kriegt hier dann so eine Packung!“, entfuhr es dem Torhüter des SC Sperber, der nach einer Rettungsaktion zum Ende des ersten Durchgangs humpelnd und mit Schmerzen durchspielte. Lewe Brydda, der schon nach 13 Minuten für den verletzten Johannes Baumeister reinkam, legte verbal nach: „Meine Fresse, wehrt euch wenigstens!“ Co-Trainer Josef Obermeier, der den auf einer Hochzeit weilenden Chefcoach Ingo Glashoff vertrat, fand es hingegen „ganz schwierig, direkt nach dem Spiel die richtigen Worte zu finden. Ich bin in gewisser Weise noch ein bisschen sprachlos.“

Per Strafstoß gelang dem ansonsten nahezu unsichtbaren Benjamin Baarz der zwischenzeitliche 1:1-Ausgleich. Foto: Kormanjos

Konnte er auch sein. Denn viel mehr Worte müssen aus Sicht des SC Sperber zum Auftreten beim SC Condor II kaum verloren werden. Am Ende war es nämlich nur ein Team, das im „Raubvögel“-Duell die Krallen ausfuhr und zubiss - nämlich die Condor-Reserve. Schon zur Pause waren die Gäste mit dem 1:1 - Benjamin Baarz egalisierte die SCC-Führung durch einen direkt verwandelten Freistoß von Malick Korodowou (17.), als er vom 1:0-Schützen zu Fall gebracht wurde und den fälligen Strafstoß mit etwas Glück, denn der starke Hausherren-Schlussmann Tim Schippmann war noch dran, verwandelte (30.) - bestens bedient. Bezeichnend für den Auftritt der Alsterdorfer: In der 68. Minute konnte Torjäger Marco Heydorn, nach mehrwöchiger privater Auszeit erstmalig wieder dabei, Schippmann weder per Kopfball aus wenigen Metern noch beim Nachschuss aus wenigen Zentimetern überwinden. In der Defensive lief allerdings noch weniger zusammen. Mit zum Teil tollen Spielzügen hebelte die U23 der Farmsener die Hintermannschaft des SCS reihenweise spielend-leicht aus.

Sperber ergibt sich seinem Schicksal

Sperber-Torjäger Marco Heydorn (li.) blieb im Abschluss äußerst glücklos. Foto: Kormanjos

Sammy Siemers und der starke Nick Schieweg ermöglichten Felix Wireko das 2:1 (52.), ehe Schieweg höchstselbst ein traumhaftes Zuspiel mit der Hacke von Omar Botarife veredelte (64.). Auch beim 4:1 zeigten die Schwarz-Gelben ihr vorhandenes spielerisches Potenzial in Perfektion auf: Julian Hilbig steckte für den eingewechselten Mamadou Diallo durch, dessen Pass in den Rücken der Abwehr Botarife geschickt passieren ließ, so dass Bennet Peter freie Schussbahn hatte (82.). Längst hatten sich die Gäste komplett aufgegeben und hielten kaum mehr dagegen. Beispielhaft dafür war das Zustandekommen des 5:1-Endstandes, als Botarife - schoss wenige Augenblicke zuvor am leeren Gehäuse vorbei - nach einem schnell ausgeführten Korodowou-Freistoß von Höhe der Mittellinie völlig ungehindert auf den bemitleidenswerten Möhring zusteuern und einschießen durfte (87.).

Hinze: „Das war die richtige Reaktion!“

Fünf Treffer durfte die Condor-Reserve feiern und schoss sich damit den Frust von der Seele. Foto: Kormanjos

„In unserer aktuellen Situation schaltet sich der Kopf ein und man wird immer unsicherer. Wir sind in jedem Zweikampf einen Schritt zu spät gekommen und die haben unsere Schwächen offen gelegt. Das ist ist sehr enttäuschend für uns“, bilanzierte Obermeier. „Man versucht alles und lässt sich dann hängen. Das liegt wahrscheinlich an der momentanen Situation. Leider haben wir dann auch im gesamten Mannschaftsverbund nicht die Reife, um dann auch einfach mal hinten zu stehen und nur ein oder auch mal gar kein Gegentor zu bekommen. Vieles ist mittlerweile Kopfsache.“ Ganz anders war die Stimmungslage beim Gegner, der sich unter der Woche von Trainer Ulf Starke und dessen Assistenten Daniel Vincks getrennt hat. Die Condor-„Raubvögelchen“ spielten wie befreit auf. „Wir haben eine extrem motivierte Mannschaft gesehen, die unbedingt gewinnen wollte. Das war die richtige Reaktion. Am Ende spielen wir das sehr gut aus und gewinnen auch in der Höhe völlig verdient“, so der am Kreuzband verletzte Kapitän Philipp Hinze, der das Amt gemeinsam mit Teammanager Tim Krüger kommissarisch ausübt, bis ein Nachfolger gefunden ist. „Dienstag haben wir drüber gesprochen und dann ging es darum, wieder Spaß reinzukriegen“, erklärte derweil Krüger – und fügte abschließend an: „Wir machen das so lange, bis wir einen neuen Trainer haben. Jetzt werden Gespräche geführt.“

Autor: Dennis Kormanjos

Mehr zum Thema

Wettbewerbe

Mannschaften