Titelkandidat HUFC? „Wir sind erst am Anfang, aber es macht Spaß, den Jungs zuzuschauen“

Aufsteiger steht in der Landesliga Hansa aktuell auf dem zweiten Platz

30. August 2018, 10:54 Uhr

Tabellenplatz zwei: „Ich bin nicht gekommen, um gegen den Abstieg zu spielen“, hatte HUFC-Coach Sidnei Marschall schon vor der Saison erklärt. Archivfoto: Reß

Das Lob kam aus berufenem Munde. „Das ist für mich ein Titelkandidat“, erklärte Hamid Derakhshan, der Coach des SC V/W Billstedt am vergangenen Samstag irgendwann in der zweiten Halbzeit des Spiels zwischen Hamm United und Inter 2000, das er nutzte, um zu spionieren. Der V/W-Coach schlug zwei Fliegen mit einer Klappe: Am übernächsten Wochenende empfängt Billstedt Inter, bereits am morgigen Freitag müssen die Kicker vom Öjendorfer Weg zum HUFC. Jenem Team, das für Derakshahn ein Titelkandidat ist, „weil das, was diese Truppe spielt, Hand und Fuß hat. Da weiß jeder, was er zu tun hat.“ Worte, die Sidnei Marschall sicher gern vernimmt. Aber wie sieht der United-Coach selbst die Sache mit dem Titelkandidaten?

„Ich werde nicht müde, das zu sagen, was ich schon in der Woche vor dem Spiel gegen Inter gesagt habe: Die Saison ist noch am Anfang“, erklärte der38-Jährige nach dem 4:1 vom vergangenen Samstag, das aufgrund der Tatsache, dass Hamms Mit-Aufsteiger durchaus über eine spielstarke Equipe verfügt, schon als Ausrufezeichen gewertet werden darf. „Wir haben eine starke Mannschaft, das ist klar“, gibt Marschall zu, dass die „Geächteten“ selbst ebenso wenig wie der Konkurrent vom zurückliegenden Wochenende ein „normaler“ Aufsteiger ist. Aber ein Meisterschafts-Kandidat?

Rahn und Schirosi fehlen am Freitag gegen Billstedt

Alessandro Schirosi (li.) wird dem HUFC laut Coach Marschall gegen Billstedt nicht zur Verfügung stehen. Archivfoto: Bode

„Wir mussten viel tun und arbeiten, dass wir da sind, wo wir jetzt sind. Wir mussten so schnell es geht, eine Mannschaft werden. Das sind wir im Moment“, konstatiert Marschall mit Blick auf die 14 Neuzugänge, die zum Beginn der Saison im Kader des HUFC standen. Angesichts so namhafter Akteure wie Jan Landau, Stephan Rahn, Raffael Kamalow oder Marcel Schwarck, die frisch ins United-Trikot schlüpften, dürfte aber auch dem letzten unter den selbsternannten Experten schon vorm Start in die Spielzeit klar gewesen sein, dass der HUFC andere Ziele anvisiert, als „nur“ den Klassenerhalt. Spätestens, als Marschall selbst im FussiFreunde-Sonderheft verkündete: „Ich bin nicht gekommen, um gegen den Abstieg zu spielen.“

Jetzt, einige Wochen später, sagt der Ex-Mittelfelspieler, der früher selbst für die „Geächteten“ auflief: „Wir haben uns die Jungs ausgesucht, die neu dazu gekommen sind, Wir kennen uns ein bisschen im Fußball aus und wenn man die Jungs sieht, die wir geholt haben, kann man sagen: Die können schon kicken. Es macht einfach Spaß, den Jungs zuzuschauen – egal ob beim Spiel oder im Training. Wir haben eine überragende Beteiligung im Training, das ist geil.“ Nicht minder wichtig und mindestens genauso „geil“: Wenn, so wie zuletzt Keeper Samuel Graudenz (Leistenzerrung), Stephan Rahn (war gegen Inter wegen einer Hochzeit verhindert) oder Robert Pietruschka (Kreuzbandriss), Akteure ausfielen, sprangen einfach andere in die Bresche. „Wir haben einen großen Kader und sind stark genug, es kompensieren zu können, wenn einer ausfällt“, so Marschall.

Verstärkung gesucht: Kommt ein portugiesischer Keeper?

Keeper Samuel Graudenz laborierte zuletzt an einer Leistenzerrung. Foto: timelash.de

Das wird auch am morgigen Freitag gegen Billstedt (Anstoß: 19.30 Uhr, Hammer Park) der Fall sein müssen, wenn, so wie Marschall am vergangenen Wochenende bereits verriet, Rahn und Alessandro Schirosi fehlen werden. „Wenn einer nicht da ist, muss ein anderer einspringen. Wir wollen punkten und am Ende schauen wir, was dabei rauskommt“, sagt der HUFC-Übungsleiter im Hinblick auf die Rest-Saison und die Ziele des Aufsteigers. „Bramfeld ist mit Sicherheit eine starke Mannschaft, weil sie schon lange in dieser Konstellation zusammen spielt. Die haben einen Kern. Wir müssen erst noch Struktur reinbringen, dann den Kern halten und punktuell Leute dazuholen. Das ist wichtig. Bei Bramfeld zahlt sich das aus. Deswegen werden sie am Ende oben stehen oder zumindest mit oben dabei sein. Wo wir landen, wird man sehen“, gibt Marschall zu Protokoll.

Eine punktuelle Ergänzung – oder besser gesagt: Verstärkung – strebt der HUFC auf der Torwartposition an. Zwar steht mit Ismaila Barrow ein zweiter Keeper im Kader, doch für eine komplette Landeliga-Saison reicht diese Notlösung nicht. Nach dem Ausfall von Graudenz stand gegen Inter 2000 zuletzt Adrian Zellner zwischen den Pfosten, der eigentlich als Torwart-Trainer bei den Hammern fungiert und zwei Jahre lang kein Spiel mehr absolviert hatte. Entsprechend will der Verein reagieren. Die Lösung hört dabei auf den wohlklingenden Namen José Carlos Sousa São Bento, kurz Salgueiro genannt. Der 32-Jährige Portugiese spielte zuletzt bis ins Jahr 2013 in seiner Heimat, ist seitdem laut der Seite „transfermarkt.de“ vereinslos. Salgueiro wohnt inzwischen in Aumühle, trainierte beim ASV Hamburg und dem HUFC vor. Letzterer bemühte sich, so kündigte Marschall vor knapp einer Woche an, rechtzeitig die Spielberechtigung zu erhalten, damit der Schlussmann schon gegen Billstedt zum Team zählt.

Jan Knötzsch