Der „Zehn“ sei Dank: „Kuczys“ Vertragsdetail sorgt für Dassendorfer „Krönung“

Meister triumphiert - aber: „Jetzt schon zu sagen, das war’s, wäre der größte Fehler“

25. März 2018, 18:48 Uhr

Kristof Kurczynski (li.) war von den Teutonen am heutigen Vormittag nicht in den Griff zu kriegen. Foto: KBS-Picture.de

Am Freitag erfuhr er, dass die Chance groß ist, dass er in der Startelf steht. „Die Trainer haben mir gesagt, dass ich mich gut vorbereiten soll. Da wusste ich, dass ich spielen könnte“, verriet Kristof Kurczynski, der beim Meister aus Dassendorf ins erste Glied rutschte, weil sich Kapitän Amando Aust am Donnerstag im Training einen Meniskusriss zuzog und lange ausfallen wird. Da auch Rinik Carolus, dessen Frau hochschwanger im Krankenhaus liegt, ganz kurzfristig passen musste, war die TuS am Vormittag im „Gipfeltreffen“ beim zweitplatzierten FC Teutonia 05 zum Handeln gezwungen.

Finn Thomas (li.) erzielte den Ausgleich, Pascal Nägele (re.) bereitete Tor zwei und drei direkt vor. Foto: KBS-Picture.de

Doch zurück zu Kristof Kurczynski. Durch dessen Mitwirken musste Sven Möller einen deutlich defensiveren Part einnehmen als zuletzt. Für Carolus mischte derweil Jeremy Karikari von Beginn an mit. Umstellungen, die sich zunächst auch bemerkbar machten. Denn der „Abonnement-Meister“ offenbarte in der Abwehr ungeahnte Schwächen – zumindest in der Anfangsphase, als Veli Sulejmani den „Herausforderer“ in Front brachte. Nicht etwa mit einem seiner ohnehin nur schwer zu verteidigenden Tempo-Dribblings oder mit seinem starken linken Fuß. Nein, per Kopf! Nach einer Hereingabe von Michael Meyer aus dem linken Halbfeld nickte „ausgerechnet der Kleinste auf dem Platz, was natürlich sehr bitter ist“, wie auch Kurczynski hinterher befand, die Kugel vor dem – im Vergleich zu Sulejmani – turmhohen Marcel Lenz in den rechten Giebel (15.)! Die Reaktion des Champions? Sie kam – und zwar gewaltig!

Binnen 14 Minuten: Aus 0:1 mach 3:1

Drei Verteidiger können nur zuschauen, wie Kurczynski (li.) auf 3:1 für den Meister erhöht. Foto: KBS-Picture.de

Erst flankte Marcel von Walsleben-Schied nach einem Dittrich-Pass von der linken Grundlinie und der eingelaufene Finn Thomas, der beim ersten Gegentor nicht allzu gut aussah, vollendete per Direktabnahme zum Ausgleich (24.), ehe von Walsleben-Schied höchstselbst per Kopf zur Stelle war, als ein Einwurf (!) von Pascal Nägele durch den gesamten Sechzehner huschte (31.). Spiel gedreht! Doch der Spitzenreiter bestrafte die Nachlässigkeiten in der Teutonen-Hintermannschaft noch ein weiteres Mal. Weil sich Isaac Akyere zu einfach von Nägele ausspielen ließ und der Dassendorfer den Ball dann auch noch maßgeschneidert über die Kette hob, war Kurczynski auf einmal blitzeblank und erhöhte auf 3:1 (38.)! „Was ich positiv bei meiner Mannschaft hervorheben muss, ist die Tatsache, dass sie nach dem Gegentor gleich wieder da ist und trotzdem an sich glaubt“, so T05-Coach Sören Titze, der noch vor der Pause wieder Hoffnung schöpfen durfte. Weil Karikari das Spielgerät am eigenen Strafraum vertändelte, konnte Meyer erneut Sulejmani, der wenige Augenblicke zuvor am völlig verwaisten Gehäuse vorbeischob, nachdem er Stanislaw Lenz bereits umkurvt hatte (40.), in Szene setzen. Mit einem strammen Schuss aus 16 Metern links oben unters Gebälk gab er Lenz das Nachsehen – nur noch 2:3 (41.)!

Titze: „Das spielen sie überragend!“

Anschließend holte er sich den Applaus seiner Mitspieler ab. Foto: KBS-Picture.de

Mit einem Doppelwechsel zur zweiten Halbzeit reagierte Titze auf den Rückstand – während Dassendorf hinten auf eine Viererkette umstellte. Ein weiser Schachzug! Denn: „In der zweiten Halbzeit haben wir eigentlich nichts mehr zugelassen“, so Kurczynski, der stattdessen für die Vorentscheidung sorgte, als Sulejmani am TuS-Strafraum hängenblieb, der Gegenzug rollte, von Walsleben-Schied auf Maximilian Dittrich passte und der neu in die Startelf gerückte Angreifer die Flanke von links per Direktabnahme ins rechte Eck katapultierte (55.)! „Ein Konter, den sie überragend spielen“, geriet selbst Titze ins Schwärmen. „Das hat uns den Zahn gezogen. Da fehlte dann der letzte Wille, nochmal dran zu glauben, dass man was riskiert. Auf der anderen Seite hat man vielleicht auch ein bisschen Angst, dass man richtig unter die Räder kommt gegen so eine Mannschaft.“ Stefan Winkel hätte das Spiel mit einem Freistoß zwar noch einmal spannend machen können (70.). Genauso gut hätte Dassendorf schlussendlich aber auch noch höher triumphieren können. Kurczynski verfehlte den Kasten per Kopf nur um Zentimeter (70.), dann stocherte er das Leder an den Pfosten (77.). Zu guter Letzt scheiterte Joker Lennart Müller mit einem von Maximilian Fischer an ihn selbst verursachten Strafstoß an Semir Svraka, was seinen Trainer Peter Martens auf die Palme brachte, da Müller nicht der vorhergesehene Schütze war (85.).

„Jetzt schon zu sagen, das war’s, wäre der größte Fehler!“

Auch Veli Sulejmani (li.) konnte die Niederlage trotz seiner zwei Tore nicht verhindern. Zu allem Überfluss musste er verletzt raus. Foto: KBS-Picture.de

Sei es drum. Denn schlussendlich behielt der Primus in diesem „Leckerbissen“ die Oberhand – und das „verdient“, wie auch Titze eingestand. Nicht zuletzt dank Kristof Kurczynski, bei dem ein ganz besonderes Detail im Vertrag für eine zusätzliche Motivationsspritze sorgte, wie er anschließend verriet: „Ich habe ‚Bey‘ (Beytullah Atug; Anm. d. Red.) nach seinem Abgang versprochen, dass ich seine Rückennummer, die Zehn, übernehme, weil wir gute Freunde sind. Also habe ich es mir in den Vertrag schreiben lassen. Die Bedingung war allerdings, dass ich ein halbes Jahr ohne Rote Karte auskomme. Das ist mir jetzt endlich mal gelungen“, schmunzelte er. Der heutige Sieg und die eigene Leistung mit neuer Rückennummer sei „Belohnung und Krönung zugleich“, fügte er an. Während sein Coach Thomas Hoffmann auf der anschließenden Pressekonferenz noch nichts von einem vorentscheidenden Schritt im Kampf um die fünfte Meisterschaft am Stück wissen wollte: „Wenn wir das denken, dass es das jetzt war, ist das ganz schlecht. Jetzt schon zu sagen, das war’s jetzt, wäre der größte Fehler, den man machen kann!“ Die Spieler der TuS Dassendorf feierten den Triumph beim Verfolger derweil im Siegerkreis auf kreative Art und Weise: „Wir sind zusammengekauft, null Kameradschaft hier - und hier regiert die TuS“, hallte es über den Platz an der Kreuzkirche.


Autor: Dennis Kormanjos

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