Nach 25 Jahren im Verein – „Zeit für was Neues!"

Buchholzer "Urgesteine" Titze und Bowmann im Interview

27. April 2016, 13:00 Uhr

FussiFreunde: Und was genau hat Euch am TSV Winsen so gepackt, dass Ihr sogar ein paar Ligen weiter unten spielen wollt?

Alex Bowmann (l.) in jungen Jahren gegen Altonas Mustafa Hadid. Am 5.5. kommt es im Pokal-Halbfinale zur Neuauflage. Foto: KBS-Picture.de

Titze: „Grundsätzlich ist es eine sehr interessante Aufgabe, da Winsen einfach ein Verein ist, der, wie ich finde, in den letzten Jahren so ein bisschen verschlafen hat. Daher ist es sicherlich ein schönes Projekt, woraus wir etwas Nettes machen können. Denn ich gehe da nicht hin, weil ich um die goldene Ananas kämpfen möchte oder nur um 0815-Fußball zu spielen, sondern weil ich, dort wo ich hingehe, die bestmögliche Leistung vom Verein und von mir selbst möchte und erwarte. Aber innerhalb der Hamburger Liga zu wechseln, ist schwierig. Denn in Hamburg ist Buchholz mein Verein und deshalb konnte und kann ich mir nicht vorstellen, irgendwann mal gegen Buchholz zu spielen. Insofern war Hamburg gar nicht meine Richtung, in der ich mich orientiert habe. Außerdem besitzt Winsen sicherlich die beste Anlage im Landkreis. Der Verein hat vier Plätze auf einem Haufen und besitzt einen englischen Rollrasen.“

Bowmann: „Es ist wirklich eine super geile Anlage und du hast von den vier Plätzen einen einzigen, auf dem nur gespielt wird. In Buchholz hingegen musste man immer darum kämpfen, einen Trainingsplatz zu haben. In Winsen hast du einfach weltklasse Rahmenbedingungen! Dazu ist es eine super Stadt, in der man auch noch was aufbauen kann, da auch die Konkurrenz nicht so groß ist. Und das Konzept, was Sören mit vorgestellt hat, in Verbindung mit den tollen Voraussetzungen um Fußball zu spielen, hat mich dann total überzeugt.“

FussiFreunde: Zusammengefasst: Super Gegebenheiten und der Bruder/beste Freund als Trainer. Aber irgendeine Geschichte muss doch auch noch dahinter stecken, dass der Bezug zu Winsen jetzt so aufgebaut wird?

Sören Titze übernimmt zur kommenden Saison das Traineramt beim TSV Winsen und bekommt Bruder Henrik sowie Ex-Teamkollege Bowmann als Spieler dazu. Foto: noveski.com

Titze: „Mein Papa musste mit 22 Jahren nach einem Unfall seine aktive Laufbahn beenden und ist früh Trainer geworden. Seine erste Station war der TSV Winsen. Bis zu meinem fünften Lebensjahr lebten wir mit der kompletten Familie dort und mein Bruder spielte dort sogar mal für ein halbes Jahr, bis wir dann nach Buchholz gezogen sind. Mein Papa hat in Winsen noch ein paar alte Freunde und weil er dort natürlich noch ein Begriff gewesen ist, haben die bestimmt auch verfolgt, wie es in den letzten 25 Jahren in Buchholz so lief. Dadurch ist sicherlich der Kontakt zustande gekommen, weshalb mein Bruder auch im Sommer das Traineramt übernimmt. Durch diese Bindung, die nie so ganz abgerissen ist, weiß ich einfach, was dort abgeht und dass der TSV Winsen ein toller Verein ist – ein schlafender Riese. Wobei wir den ,Facebook-Wahn' davon ausnehmen müssen, da sie über 10.000 Follower haben.“

FussiFreunde: Aber nach 25 Jahren Vereinszugehörigkeit muss es Euch doch verdammt schwer fallen, zu einem anderen Klub zu wechseln, oder?

In all den Jahren war Henrik Titze (r.) immer mit Leidenschaft und Emotionen dabei. Foto: KBS-Picture.de

Bowmann: „Diese Frage trifft jetzt genau einen wunden Punkt. Ja, es fällt mir mega schwer! Seit Anfang Oktober dachte ich etwas intensiver über das Aufhören bei Buchholz nach, weil mich dann auch irgendwann der Trainer ansprach, dass ich mir doch schonmal Gedanken über die nächste Saison machen sollte. Danach habe ich mir wirklich Tage und Nächte den Kopf darüber zerbrochen und immer wieder Gespräche mit nahestehenden Personen geführt, weil das keine Entscheidung ist, die man einfach mal so eben schnell treffen kann. Wobei ich aber auch sagen muss, dass ich in den letzten Jahren dem Verein gegenüber nicht mehr so die große Verbundenheit verspüre, wie in den Jahren zuvor. Das hat den Grund, dass uns immer wieder versprochen wurde, dass es zum Beispiel mit den Trainingsplätzen besser wird. Es gab dahingehend viele Versprechungen, die gemacht und nie eingehalten wurden. Ich sage ganz klar, dass es ein super Verein ist und ich hänge auch immer noch total an ihm und an der Mannschaft! Aber durch diese nicht eingehaltenen Versprechungen ist die Leidenschaft zwar noch gegeben, allerdings wurde diese ,große Liebe' etwas weniger.

Titze: „Mir ging es auch so, dass ich mir seit Oktober letzten Jahres intensiver Gedanken gemacht habe und auch ich habe unter vielen schlaflosen Nächten gelitten. Es ist nach wie vor ein harter Schritt, wobei ich heute noch nicht weiß, ob es der richtige ist, weil man ja auch so viele tolle Leute in Buchholz kennengelernt hat, die wirklich immer hinter einem gestanden haben. Das weiß ich auch zu schätzen!“

FussiFreunde: Eure Verbundenheit zum TSV Buchholz 08 ist klar zu spüren. Wie wichtig ist demnach für Euch ein möglicher Pokalsieg, ehe ihr die Segel streicht?

Foto: noveski.com

Titze: „Wir wollen uns mit einem Paukenschlag verabschieden! Wir werden natürlich alles daran setzen, um das zu packen! Ich weiß, dass das ein hammer schweres Spiel gegen Altona wird und wenn wir es schaffen sollten, dann packen wir auch das Finale. Ich freue mich wahnsinnig auf dieses Spiel beim AFC, weil wir dort nochmal vor 1500 Zuschauern – ich tippe mal, dass es so viele werden könnten – spielen werden. Das wird ein richtiges Highlight, woran man später noch denken wird. Der Pokalsieg ist ein ganz großes Ziel, um am Ende der Vereinskarriere in Buchholz nochmal was obendrauf zu setzen und unsere richtig geile Zeit zu krönen!“

Bowmann: „Also für mich ist das enorm wichtig! Es spielten einige Gründe mit rein, dass ich mich entschieden habe, zu gehen. Das war unter anderem einer davon, dass ich denke, mit einem großen Ding bei Buchholz abzutreten. Und ich denke auch, dass der Pokalsieg in diesem Jahr auf jeden Fall für uns drin ist. Denn wenn man uns in wichtigen Spielen sieht, dann haben wir auf jeden Fall das Zeug dazu. Das wäre für mich nochmal das Größte! Ich glaube auch, dass das ein noch geileres Gefühl ist, diesen Pokal vor 4000, 5000 Zuschauern in die Höhe zu halten, als im DFB-Pokal zum Beispiel Sandhausen zugelost zu bekommen und dann zu verlieren. Demnach wäre es in Ordnung für mich, nächstes Jahr nicht mit im DFB-Pokal dabei zu sein, falls wir es schaffen sollten.“

Fussifreunde: Und wenn im Fall der Fälle der große FC Bayern kommen würde?

Bowmann: „Natürlich wäre es etwas ärgerlich, wenn es Dortmund, Bayern oder irgendein anderer Erstligist werden würde. Das ist ja klar. Aber ich gönne es zu 100 Prozent den Spielern, die noch da sind. Denn da sind meine Freunde dabei, die weiter bei Buchholz spielen werden und ich fände es natürlich super, wenn die Jungs eine geile Mannschaft zugelost bekommen.“

FussiFreunde: Eine letzte Frage an Euch: habt ihr irgendwelche Wünsche für Euren „Noch-Verein“?

Foto: noveski.com

Titze: „Natürlich habe ich ganz viele Wünsche! Denn was den Charakter der Mannschaft angeht, ist das eine ,1A-Truppe' und ich wünsche ihr, dass das auch so bleibt und sie diesen Weg so weitergeht – und auf die Mannschaft und ihre Geschlossenheit setzt. Ich bin mir aber auch sicher, dass der Verein das machen wird. Außerdem wünsche ich mir, dass Buchholz weiterhin eine gute Rolle spielen wird, da es einfach schön wäre, wenn dieser Verein ein großer Bestandteil in der Oberliga bleibt. Denn ich glaube, dass es der ganzen Region gut getan hat, dass wir 2006 aufgestiegen sind. Da das Gesamte wirklich eine schöne Geschichte ist, hoffe ich, dass diese Geschichte auch so weitergeht.“

Angreifer Philip Mathies hängt seine Buffer komplett an den Nagel. Foto: noveski.com

Bowmann: „Ich hoffe ebenso, dass die Erfolgswelle nicht endet – denn das Potenzial in der Mannschaft ist ganz klar vorhanden. Zudem wünsche ich dem Team, dass man sich weiter verstärkt und den Stil beibehält, dass dieser Verein so bleibt, wie er ist – und dass man mehr auf den Charakter schaut, als auf das Sportliche. Wobei ich mir da keine Sorgen mache! Denn wenn das Fundament so bestehen bleibt, passt das super, da es einfach klasse Spieler sind. Außerdem wäre es toll, wenn Buchholz auch in den nächsten Jahren oben mitspielt und vielleicht irgendwann mal Meister wird. Das wäre toll! Wenn man zusätzlich eventuell noch ein-, zweimal den Pokal gewinnt, könnte man versuchen, auch mal den Aufstieg anzupeilen. Denn einmal Regionalliga zu spielen, wäre für das Team super und das wünsche ich der Mannschaft, dass sie das schafft!“

FussiFreunde: Wir danken Euch für das Interview, bedanken uns für all die Jahre mit Euch und wünschen eine erfolgreiche sowie verletzungsfreie Zukunft!

Autor: Mathias Merk