Oberliga

„Das war jetzt nicht unsere spektakulärste Leistung“, aber eine erfolgreiche: AFC erobert die Spitze!

02. März 2024, 02:06 Uhr

Altona 93 feiert den 3:1-Auswärtssieg bei TuRa Harksheide und erklimmt die Oberliga-Tabellenspitze. Foto: Kormanjos

Das Hinspiel spukte bei Jörg Schwarzer noch lange im Kopf herum und war schlussendlich der große Wendepunkt. Nach dem 0:5 an der „AJK“ sei es in der darauffolgenden Woche „sehr laut geworden“, man habe „viel trainiert und viel aufgearbeitet“, so der Trainer von TuRa Harksheide, der die Klatsche nicht einfach so abtun konnte und wollte. „Man kann bei Altona verlieren. Ohne Frage. Aber: Wie wir da verloren haben, das waren wir nicht! Sich da so abschießen zu lassen – das war weit unter Wert.“ Das Aufrollen der Pleite sorgte letztlich dafür, dass die Mannen vom Exerzierplatz den grünen Untergrund in den folgenden 13 Partien nur noch ein einziges Mal als Verlierer verließen und zwischenzeitlich sogar auf den dritten Rang kletterten. Zuletzt setzte es jedoch zwei herbe Abreibungen gegen den Niendorfer TSV (0:5) und beim ETSV Hamburg (0:3). Verkehrte Vorzeichen für die Wiedergutmachung gegen Altona 93 (alle Highlights im LIVE-Ticker)?

Während seine Spieler das aufgrund der bis dato vorherrschenden Harmlosigkeit des Gegners vor dem Altonaer Tor vermeintlich vorentscheidende 2:0 feierten, mahnte Andreas Bergmann an der Seitenlinie bereits lautstark, die Konzentration weiter hochzuhalten und einfach weiterzuspielen. „Das war eher aus der Erfahrung heraus. Die Jungs sollen sich ja auch freuen, aber zugleich den Fokus haben, sofort weiterzumachen und zu pressen. So entsteht ja das Gegentor, weil wir das Pressing nicht durchgezogen haben und die einen langen Ball spielen können.“ Als hätte der Chefcoach von Altona 93 mit all seiner (Profi-)Routine bereits geahnt, wie gefährlich der Zwei-Tore-Vorsprung sein würde. Und tatsächlich. Mehr oder minder aus dem Nichts kamen die heimstarken Hausherren von TuRa Harksheide mit ihrer zweiten Möglichkeit zurück.

Gries feiert Comeback - und leitet Entscheidung ein

AFC-Coach Andreas Bergmann konnte sich über das 29. ungeschlagene Punktspiel in Folge - und die Tabellenführung freuen. Archivfoto: Heiden

Der eingewechselte Daniel Meier veredelte einen Spielzug über Jannick Lütjens, der besagten langen Ball aus der eigenen Kette heraus spielte, und Falk Schmidt zum Anschlusstor (79.). Die ganz große Spannung kam aber nicht mehr auf am Exerzierplatz, da ein Rückkehrer der Altonaer seine Füße bei der Entscheidung mit im Spiel hatte. 76 Zeigerumdrehungen waren vorüber, als Michael Gries nach seinem Winter-Wechsel von Eintracht Norderstedt zurück zur vorigen Station sein Comeback für den AFC feierte. Ganze zwölf Minuten später legte Gries mustergültig für den ebenfalls erst in die Partie gekommenen Prince Hüttner ab. Dessen Distanzschuss wurde entscheidend abgefälscht – 3:1 für den neuen Spitzenreiter über Nacht (88.)!

"Wir haben schon oft von der Bank Spiele entschieden"

Und Bergmann über Gries: „Er muss aufpassen, dass er sich nicht selbst überholen will, sondern erstmal wieder reinkommen. Und er hat in der Offensive ja auch eine große Konkurrenz“, sprach er auf die enorme Leistungsdichte an – und betonte zudem: „Wir haben schon oft von der Bank Spiele entschieden.“ Einer, der in der Hinrunde oft als Joker zum Zug kam, zuletzt aber mehr und mehr das Vertrauen bekam, ist: Ezra Ampofo. Der Youngster durfte auch bei TuRa von Beginn an ran – und dankte es dem Trainerteam. Als das Spiel vor sich hinplätscherte, rutschte eine Flanke von Abdul Saibou rechts in den Strafraum durch. Dort lauerte Ampofo und jagte die Kugel aus 13 Metern ins linke Toreck (37.)!

Bergmann freut sich für Ampofo - und sieht Leistungssteigerung

Michael Gries (Mi.) durfte nach seinem Comeback noch einige Worte im Kreis verlieren. Der Schlusssatz: "Die Analyse gibt's später!" Foto: Kormanjos

„Das freut mich besonders, dass er sich mit so einem tollen Tor belohnt hat. Das ist schön zu sehen und macht Spaß, dass sich einige Jungs so entwickeln und diese Geduld haben“, strahlte Bergmann regelrecht. Für die bereits erwähnte und kurzzeitig nur vermeintliche Vorentscheidung sorgte Pascal El-Nemr, der einen von Lütjens an Rasmus Tobinski verursachten Foulelfmeter sicher verwandelte (64.) und für Altonaer Jubelstürme sorgte.

„In der ersten Halbzeit haben wir gegen einen gut organisierten und gut anlaufenden Gegner, der gezeigt hat, warum er die Ergebnisse eingefahren hat, gespielt. Wir haben zwischen den Ketten zu viel Platz gelassen und sind noch nicht so richtig reingekommen, obwohl wir geduldig gespielt und auch ein, zwei Möglichkeiten hatten“, konstatierte Bergmann, der nach Wiederanpfiff eine Leistungssteigerung sah: „In der zweiten Halbzeit wurde es etwas besser. Trotzdem ärgert mich so ein bisschen das Gegentor aus dem Nichts, weil du den Gegner damit nochmal aufbaust.“ Letzten Endes feierte der AFC aber das Saison-übergreifend 29. Punktspiel in Folge ohne Niederlage.

"Wollten ein anderes Gesicht zeigen"

„Wir wollten ein anderes Gesicht zeigen als zuletzt“, gab unterdessen TuRa-Trainer Schwarzer die Marschroute vor. „Das haben wir die Woche über thematisiert. Und ich glaube, dass wir das heute auch gemacht haben – obwohl wir am Ende wieder drei Tore kriegen. Gerade das letzte Gegentor ärgert mich massiv, weil wir da eigentlich Sechs gegen Zwei spielen, aber alle Verteidiger auf die Grundlinie laufen, dadurch der Mann im Rückraum komplett offen gelassen wird und wir gar keine Staffelung in der Box haben. So müssen wir auch heute wieder nicht unverdient mit einer Niederlage leben“, bilanzierte Schwarzer, der mit „Flügelflitzer“ Lenny Kufrin oder auch mit Fabian Jacobs und Leon Bartsch zwei wichtige Zentrumspieler ersetzen musste.

Und so zog auch Bergmann folgendes Fazit: „Unterm Strich verdient. Das war jetzt nicht unsere spektakulärste Leistung, aber immer noch gut. Und man muss auch mal sehen, dass wir außer dem Tor eigentlich nichts zugelassen und selbst noch ein, zwei Sachen liegen gelassen haben, wo wir es noch früher viel ruhiger hätten angehen lassen können“, lautete das Urteil des neuen Spitzenreiter-Coaches.

Autor: Dennis Kormanjos