„Das ist Fußball!“: Torreiche Teutonen - „Am Limit“ an die Spitze!

BU mit eklatanter Defensive - „An die Wand gespielt haben sie uns nicht“

06. August 2017, 20:03 Uhr

Die Spieler des FC Teutonia 05 feiern den klaren Auswärtserfolg bei BU und den Sprung an die Tabellenspitze. Foto: Genat

Dass Bert Ehm nie um einen guten Spruch verlegen ist, ist hinlänglich bekannt. Hamburgs erfolgreichster Amateurfußball-Trainer geht am Seitenrand noch immer mit wie zu seinen besten Zeiten - und ist stets emotional dabei. So auch beim Gastspiel seines FC Teutonia 05 bei BU. Während Ehm - erst in der Vorwoche aus dem Urlaub zurückgekehrt - in den ersten 20 Minuten vor allem seine Unzufriedenheit immer und immer wieder zum Ausdruck brachte, schlug die Stimmungslage mit zunehmender Spielzeit ins komplette Gegenteil um. Als die Uhr gen Ende tickte und nur noch acht Minuten zu gehen waren, schwärmte der Teutonen-Sportchef nach einer herrlichen Ballstafette: „Das ist Fußball!“

Veli Sulejmani (li.) war nur schwer zu halten. Hier gibt er Matthias Ribeau das Nachsehen. Foto: Genat

Es war zwar erst der zweite Spieltag - und doch bekundete Bert Ehm stets sein Interesse an den Spielständen auf den anderen Plätzen. Victoria und Dassendorf machten zum zweiten Mal ihre Hausaufgaben und blieben damit verlustpunktfrei. Dieses Kunststück wollten auch Ehms Teutonen in Angriff nehmen. Mehr noch. Sie schielten insgeheim auf den Platz an der Sonne. Als Aytac Ermann in der 65. Spielminute eine Drei-Tore-Führung herausschoss, indem er einen Foulelfmeter zum zwischenzeitlichen 4:1 sicher verwandelte, fuhr es aus Ehm heraus: „Jetzt sind wir Tabellenführer!“ Die Tordifferenz schlug mit jenem Treffer zugunsten der „Kreuzkirchler“ aus. Und schließlich fügte Ehm vielsagend, aber auch in seiner typischen leicht frotzelnden Art, an: „Da wollen wir auch bleiben!“

Stefan Winkel, einer der Hauptprotagonisten auf dem Platz, entgegnete daraufhin: „Wenn Bert das sagt. Er hat genug Erfahrung. Aber ich denke, wir sollten erstmal kleine Brötchen backen, ein bisschen demütig und zufrieden sein, dass wir ein so gutes Spiel gemacht haben.“ Sein Trainer Sören Titze meinte wiederum: „Es gibt ja nix Schöneres, als von der Tabellenspitze runter zu gucken“, ehe er postwendend anfügte: „Heute freue ich mich darüber, aber ab morgen interessiert es mich nicht mehr“, trat er sofort auf die Bremse und mahnte: „Es kommt immer auf die jeweilige Tagesform an. Die Oberliga ist so stark. Heute haben wir die ersten 30 Minuten nicht mit 100 Prozent Leidenschaft und Anspannung Fußball gespielt. Und das reicht dann halt in dieser Liga nicht.“

"Du musst in dieser Liga immer am Limit spielen!"

Marcel Rodrigues (li.) und Danijel Suntic kämpfen energisch um den Ball. Foto: Genat

Wo er Recht hat, hat er Recht. Denn die Anfangsphase haben die Gäste tatsächlich „verschlafen“, wie auch Winkel konstatierte. „Wir hatten ein paar Probleme damit, dass sie so tief standen und haben nicht das richtige Mittel gefunden.“ Die Folge: Der HSV Barmbek-Uhlenhorst ging in Führung, nachdem FCT-Innenverteidiger Seyhmus Atug bei einem Labiadh-Pass keine glückliche Figur abgab und Marcel Rodrigues von halblinke uneigennützig auf den mitgelaufenen Chris Heuermann querlegte - 1:0 (13.)! „Du musst in dieser Liga halt immer am Limit spielen - und das haben wir nach einer halben Stunde gemacht. Dann hat man auch gemerkt, wenn alle mit Inbrunst und Leidenschaft Fußball spielen, wenn wir uns gegenseitig helfen, die Fehler des jeweils anderen ausbügeln, Lücken reißen und uns alle bewegen, dann bringt es auch Spaß. Und dann erarbeiten wir uns auch Torchancen“, brachte es Titze auf den Punkt.

Seine 05er schmissen den Motor an und kamen von Minute zu Minute besser in die Gänge. Vor allem Veli Sulejmani spielte mit den Hausherren nun Katz und Maus. So auch in der 31. Minute, als Stefan Winkel mit einem langen Ball Niklas Müller-Leitloff ganz alt aussehen ließ. Sulejmani überspurtete diesen auf rechts, schlug im gegnerischen Sechzehner noch einen Haken und ließ „NML“ damit ins Leere rutschen, ehe er ganz cool und abgelockt ins kurze Eck einschoss - 1:1 (31.)! Die gesamte Mannschaft feierte diesen wie auch die anderen Treffer, indem sie geschlossen zum verletzten Beytullah Atug in Richtung Ersatzbank spurtete. „Er ist sehr beliebt in der Truppe“, verriet Ehm daraufhin. 


Nach einem „guten Beginn“, den Frank Pieper bei seinem Team ausmachte, war der Widerstand plötzlich gebrochen. „Ich glaube, man muss sich nur einmal die Tore angucken“, fügte der BU-Coach an - und ergänzte: „An die Wand gespielt haben sie uns nicht.“ Seine Schützlinge auf dem Platz liefen fortan allerdings nur noch hinterher und leisteten sich haarsträubende Fehler. Nicht nur beim Ausgleichstreffer, sondern auch beim 1:2, als Sulejmani einen Eckball kurz ausführen konnte und kein Barmbeker weit und breit zu sehen war, als Winkel das Leder annehmen und aufs Tor bringen konnte. In der Mitte hielt Timo Ehlers den Schlappen rein - und schon war das Spiel gedreht (41.)!

Ribeau hinten eklatant - T05 kommt in Fahrt

Jaques Rodrigues (Mi.) sorgte für die Vorentscheidung keine zehn Sekunden nach der Pause. Foto: Genat

Ein weiteres Beispiel für das eklatante Abwehrverhalten des Gastgebers: Die zweite Halbzeit war keine zehn Sekunden alt, da musste Keeper Dennis Bock den Ball ein drittes Mal aus seinem Tor holen. Isaac Akyere spielte die Kugel von links steil, Winkel ließ ganz geschickt passieren - und Matthias Ribeau schaltete erst, als Jaques Rodrigues de Oliveira schon an ihm vorbeigezogen war. Der Abschluss war nur noch Formsache (46.)! Frank Pieper kritisierte anschließend die „mangelnde Konzentration und fehlende Haltung“ in einigen Situationen. Doch davon konnte wenig später nicht die Rede sein. Vielmehr war das Abwehrverhalten von Ribeau der mit seiner Erfahrung eigentlich vorweg marschieren müsste, gegen den heranstürmenden Sulejmani, der einem eigentlich viel zu langen Ball hinterherjagte, schlichtweg dilettantisch! Auf zehn Metern nahm der pfeilschnelle Ex-„Rothose“ dem Defensiv-Routinier das doppelte der Laufstrecke ab und wurde dann auch noch auf Höhe der Grundlinie von diesem zu Fall gebracht. Elfmeter! Der gerade eingewechselte Erman sorgte für die nun amtliche Tabellenführung vom Punkt (65.). 

Kollektiver Jubel beim neuen Spirzenreiter. Foto: Genat

Doch Teutonia hatte immer noch nicht genug. Die starken Michael Meyer, machte für Erman Platz, und Danijel Suntic zogen im Zentrum die Fäden, so dass andere glänzen konnte. Allen voran Stefan Winkel, der auch beim fünften Treffer die Vorarbeit leistete und somit an vier Toren direkt beteiligt war. Einmal mehr wurde die schlafmützige, nicht zu erklärende und insbesondere nicht vorhandene Defensivarbeit der Pieper-Kicker bestraft: Winkels Freistoß durfte der mutterseelenallein am gegnerischen Fünfer stehende Erman schulbuchmäßig ins lange Eck einschädeln (87.). Danach hatte das Barmbeker Elend ein Ende!

„Nein, ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so einseitig wird. Aber es ist natürlich schön, wenn fast jeder mal ein Tor schießen darf“, hatte Stefan Winkel gut lachen. Auch zu seiner eigenen Leistung fand er einige durchaus süffisant gemeinte Worte: „Ich denke, ich habe dem Trainer gezeigt, dass ich es nicht so gern habe, wenn ich ausgewechselt werde.“ Sein Trainer sparte mit Einzellob und hob stattdessen die gesamte Mannschaftsleistung hervor: „Grundsätzlich haben heute sehr viele ab der 30. Minute starke Leistungen gezeigt.“ Genau das Gegenteil traf auf die Barmbeker zu. „Es war eine Ansammlung von vielen total unnötigen Situationen, die vor allem vermeidbar sind. Mindestens vier der fünf Tore sind durch unsere Fehler entstanden. Da brauchen wir als Truppe einfach noch ein bisschen Zeit.“ Doch schon am Dienstag wartet im Pokal beim SC Sperber der nächste Stolperstein. Und in der aktuellen Verfassung von BU könnten die Alsterdorfer mehr als nur das sein…

Die große Bildershow zum Spiel: Vielen Dank an Wolfgang Genat!

Autor: Dennis Kormanjos