„Wir spielen jetzt einfach jede Woche gegen Pauli!“

Starke Niendorfer kassieren knappe Pleite gegen den Zweitligisten

14. November 2018, 22:58 Uhr

Dreifach-Wechsel beim FC St. Pauli nach einer guten Stunde: Unter anderem verließ Waldemar Sobota (Mi.) den Platz. Foto: Kormanjos

Am Limit hat der FC St. Pauli wahrlich nicht gespielt – und doch brachte es Niendorfs Ex-Profi Daniel Brückner im Anschluss an den Testspiel-Kracher gegen den Zweitligisten (alle Highlights im LIVE-Ticker) treffend auf den Punkt: „Es war zwar nur ein Freundschaftsspiel, aber bloßstellen lassen wollte sich der Gegner ja auch nicht.“ Und doch fehlte am Ende nicht viel, und es wäre so gekommen. „Es war kein gutes Spiel von uns“, so das ernüchternde Fazit von Markus Kauczinski, Trainer der „Kiezkicker“, ehe er anfügte: „Wir haben immer nur phasenweise gut Fußball gespielt, auch zwei Tore bekommen – in beide Richtungen war das zu wenig.“

Der Niendorfer TSV blickt auf „eine Phase“ zurück, erklärte Chefcoach Ali Farhadi, „die wirklich zu diesem Herbst passt. Das Wetter ist lauwarm und du weißt nicht, ob du etwas Kurzes oder Langes anziehen sollst.“ Gemeint waren damit die schwankenden – oder doch eher dürftigen – Leistungen in den letzten Wochen. Da kam der FC St. Pauli als „Aufbaugegner“ gerade zur (un)rechten Zeit. „Im Vorfeld haben viele geunkt, dass es bloß nicht zweistellig wird“, hatte man die schlimmsten Befürchtungen, um hinterher die Erkenntnis zu ziehen: „Trotz dieser schwierigen Situation und den komischen Spielen, die wir abgeliefert haben, bin ich heute stolz. Das, was wir gezeigt haben, ist auch ein Stück weit ein Knackpunkt für mich. Denn das ist ja genau das, wo ich die Jungs kriegen will. Wir werden jetzt einfach jede Woche gegen Pauli spielen, damit das funktioniert“, scherzte Farhadi, der sogar das Führungstor durch Dominik Boettcher – traf nach Koglins Unsicherheit gegen Utcke (10.) – und das spätere 2:2 von Oliver Doege – verwertete eine Flanke von Malte Wilhelm per Direktabnahme (34.) – bejubeln durfte.

Brückner: „Das Ergebnis kann sich sehen lassen“

Die Mannschaften betreten vor 712 Zuschauern den Platz. Foto: Kormanjos

Für den drei Klassen höher kickenden Zweitligisten waren Brian Koglin per Kopf nach einer Nehrig-Ecke (13.), Cenk Sahin mit einem herrlichen Lop nach Miyaichi-Zuspiel (21.) sowie Henk Veerman, dessen 15-Meter-Schuss von Adam Benn noch entscheidend abgefälscht wurde (43.), erfolgreich. „Wir wollten als Mannschaft auftreten, das war heute wieder erkennbar“, befand Farhadi. „In der ersten Halbzeit war das sehr stark.“ Trotz der vielen Wechsel nach der Pause habe man es geschafft, „die Ordnung zu halten und ordentlich zu Ende zu spielen.“ Und weiter: „Die zweite Halbzeit zu Null gegen eine Profi-Mannschaft – das ist schon okay.“ Mehr als das. Denn beinahe hätte Nico Kukuk, der Florian Carstens ganz alt aussehen ließ, noch das 3:3 erzielt. Doch auch so konnte der Oberligist stolz auf das Gezeigte sein. „Na klar erhofft man sich dadurch einen Schub – und den wird der eine oder andere auch kriegen. Da bin ich mir sicher“, glaubt Farhadi. Während Brückner, der im ersten Abschnitt mitmischte, meinte: „Es war ein guter Auftritt von uns. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir haben gut gespielt und den Ball gut laufen lassen. Alles in allem war das relativ positiv nach den letzten Spielchen“, die er ein wenig wegseufzte.

Kauczinski: „Sie waren gut eingestellt, standen gut und haben schnell gekontert“

„Wir müssen zusehen, dass wir in den nächsten Wochen dieselbe Mentalität wie heute auf den Platz bringen“, forderte Brückner. Denn die Ansprüche in Niendorf sind nach wie vor hoch. „Wir haben ja bestimmt den einen oder anderen, der ein bisschen träumt, wo die Reise ganz vielleicht mal hingehen kann. Heute hat‘s jeder gesehen. Und das müssen wir jetzt auch in den kommenden Wochen auf dem Platz zeigen.“ Auch Farhadi weiß und warnte zugleich: „Am Ende haben wir unsere Spiele vergeigt – und auch zurecht vergeigt, weil uns der Gegner in gewissen Bereichen voraus war. Jetzt müssen wir zusehen, dass wir wieder besser werden – und wenn wir Spiele gewinnen wollen, besser als der Gegner sein. Das waren wir zuletzt nicht. Mal gucken, was so ein Spiel bringt.“ Eine Partie vor 712 zahlenden Zuschauern am Sachsenweg, in der es am Ende auch vom „großen“ FC St. Pauli viel Lob gab: „Sie waren gut eingestellt, standen defensiv gut und haben schnell gekontert. Aber wir haben das insgesamt auch nicht gut gemacht“, bilanzierte Kauczinski. „Wichtig ist, dass einige Jungs Spielpraxis bekommen haben. Mehr kann ich dem gerade nicht abgewinnen.“

„Wenn dich so ein Gegner fragt, kannst du nicht ‚Nein‘ sagen“

Hofft auf dieselbe Mentalität in den nächsten Liga-Spielen: Niendorfs Ex-Profi Daniel Brückner. Foto: KBS-Picture.de

Für die Niendorfer Spieler sei die Begegnung derweil ein „Goodie“ gewesen, so Farhadi. „Du bist in so einem Spiel natürlich immer ein bisschen mehr motiviert. Wir sind nun mal alles Hobby-Fußballer und haben alle noch ein Leben vor diesem Spiel“, ehe er auch die Arbeit sämtlicher Funktionäre hervorhob: „Wir haben so viele Leute, die das organisiert haben. Allen voran unser Betreuer Hans Krüger, der eigentlich für die vielen Kleinigkeiten, die kein Außenstehender sieht, zuständig ist – und hier alles mit Carsten Wittiber und Marcus Scholz in kürzester Zeit auf die Beine gestellt hat.“ Zwar sei die Ansetzung vom Zeitpunkt her „etwas brisant“ gewesen, „aber wenn dich so ein Gegner fragt, dann kannst du nicht ‚Nein‘ sagen.“ Vielmehr waren die „Kiezkicker“ der „beste Gegner fürs Wochenende. Denn Dassendorf ist natürlich eine Mannschaft, die auch sehr professionell ein- und aufgestellt ist.“

Autor: Dennis Kormanjos