„Wir scheinen der richtige Gegner zu sein für Mannschaften, die nicht in der Spur sind“

Düzel sagt „Danke“, Asante nutzt Abpraller - Meiendorf kann noch gewinnen

27. Oktober 2018, 19:54 Uhr

Nach acht sieglosen Spielen konnte der Meiendorfer SV - hier nach dem 2:0 von Ephrahim Asante (re.) - mal wieder einen Sieg bejubeln. Foto: Heiden

Sowohl der Meiendorfer SV als auch der HEBC waren in den vergangenen Wochen nicht gerade vom Glück verfolgt. Während sich bei den Mannen von der B75 nahezu wöchentlich ein neuer schwer Verletzter zum Lazarett hinzu gesellte, hatten auch die Eimsbütteler zahlreiche Ausfälle zu beklagen. „Es wird bei vielen Vereinen immer darüber gesprochen, wer alles fehlt“, so HEBC-Coach Jörn Großkopf. „Wir haben teilweise zwei Spieler aus der Alten Herren im Kader gehabt und von Anfang an spielen lassen. Aber das ist im Fußball nun mal so. Daran kann man nichts ändern. Deshalb haben wir daraus auch nie ein Thema gemacht“, fügte er an – und konnte im Gastspiel beim MSV fast aus dem Vollen schöpfen. Eine Situation, die aber auch schwerwiegende Entscheidungen mit sich brachte…

Martin Fedai (re.) hatte mit seinem „überragenden“ Durchsteckpass großen Anteil am Führungstor. Foto: Heiden

„Jetzt ist es so, dass bis auf zwei Spieler alle da sind. Das macht es natürlich nicht so einfach und ist für einen Trainer auch nicht so lustig, dann sechs Leuten zu sagen: ‚Pass auf, du bist heute nicht dabei.‘ Aber es ist ein Luxusproblem“, so Großkopf, der unter anderem auf die Dienste von Maximilian Schulz, Janosch Rinckens (fehlt nach langer Pause noch die Fitness), Daniel Prange oder auch Emile Cordasev verzichtete, die allesamt gar nicht im Kader waren. Auch Meiendorf-Coach Baris Saglam konnte – nach acht sieglosen Spielen – beim Blick auf seine Ersatzbank wieder optimistischer in die Partie (alle Highlights im LIVE-Ticker) gehen. „Grundsätzlich sind wir als Trainerteam vor jedem Spiel optimistisch. Aber es war heute ein schöneres Gefühl, zu wissen, ich habe da noch mehr Offensivqualität auf der Bank, was uns in den letzten Wochen gefehlt hat“, sprach Saglam auf den genesenen Collins Folarin oder auch Bazier Sharifi an - und erwartete von vornherein „ein Geduldsspiel“, in dem „wir gut reingefunden, die Situationen aber schlecht zu Ende gespielt haben“, befand Großkopf, „danach haben wir unverständlicherweise das Zepter komplett Meiendorf überlassen.“

Traum-Angriff bringt Meiendorf in Front

Max Priebe (re.) feierte sein Comeback für den HEBC, prallte aber auch an Kevin Heitbrock (li.) und Co ab. Foto: Heiden

Mit einem Vortrag der Extraklasse schockten die Hausherren den HEBC mit dem Pausenpfiff. Nach einem Ballverlust am gegnerischen Sechzehner wurden die Gäste gnadenlos ausgespielt. Über Michael Sara und Ephrahim Asante kam der Ball zu Martin Fedai. Dieser steckte „überragend“, wie auch sein Trainer lobend feststellte, für Leonel Varela Monteiro durch. Der legte links im Strafraum uneigennützig quer, so dass sich Can Düzel in der Mitte artig bedankte – 1:0 (45.)! „Das gibt natürlich nochmal Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigene Qualität“, so Saglam. Während Großkopf konstatierte: „Das machen sie natürlich stark, aber da dürfen wir uns nicht so ausspielen lassen.“ Und weiter: „Für uns fiel das Tor natürlich zu einem unglaublich schlechten Zeitpunkt – und dann findest du in der Halbzeit Spieler mit hängenden Köpfen vor.“ Trotz des traumhaft herausgespielten Treffers war nicht alles Gold, was glänzte: „Was uns gefehlt hat: Der Zug im letzten Drittel zum Tor. Da haben wir das Durchsetzungsvermögen nicht so effektiv ausspielen können, wie wir es von unseren Jungs im Training gesehen haben – explizit in dieser Woche“, urteilte Saglam.

Indirekter Freistoß im Strafraum führt zum 2:0

Machte mit dem 2:0 alles klar: Ephrahim Asante. Foto: Heiden

Zwar kamen die „Veilchen“ nach der Pause zur einen oder anderen Halbchance – die größte Möglichkeit vergab Janek Bundt, der an Albertis Fingerspitzen und an der Latte scheiterte (75.) –, „aber das letzte Quäntchen, um ein Tor zu machen, hat gefehlt“, gestand auch Großkopf, dessen Team schon zuvor den vorentscheidenden Punch versetzt bekam, als es nach einem Rückpass von Ilias Ide unter Bedrängnis, den Keeper Tino Nennhaus aufnahm, einen indirekten Freistoß für Meiendorf innerhalb des Strafraums gab. Zwar feuerte Fedai diesen in die Mauer, aber den Abpraller brachte Asante aus 13 Metern halbrechter Position im Gehäuse unter – weil Nennhaus die Sicht versperrt war und er dementsprechend unglücklich aussah, da die Kugel zentral im Kasten einschlug (66.). Jener Nennhaus bewahrte seine Truppe in der Folge aber mit zahlreichen Glanztaten vor einer deutlich höheren Pleite. Das Fazit seines Übungsleiters: „Wir haben in der Defensive gar nicht so schlecht agiert, hatten allerdings Probleme, vorne ins letzte Drittel zu kommen. Und wir haben es auch nicht geschafft, die Entschlossenheit im Abschluss und die zehn Prozent, die dir im Zweikampf fehlen, um auf die 100 Prozent zu kommen – was wir letzte Woche in jeder Situation hatten –, auf den Rasen zu bringen.“

Großkopf-Lob für Referee - „Wir scheinen der richtige Aufbaugegner zu sein“

Baris Saglam durfte sich nach acht sieglosen Spielen mal wieder über einen Dreier freuen. Foto: Heiden

Derweil gab sein Gegenüber zu Protokoll: „Wir haben uns sehr gut auf den Gegner vorbereitet, wussten um die Stärken und Schwächen des HEBC, haben uns aber viel mehr auf unsere Stärken konzentriert. Am Ende hätten wir mehr Tore schießen müssen. Aber nichtsdestotrotz muss man das Ganze positiv sehen. Denn wir hatten eine Phase, in der wir Punkte liegen gelassen haben, wo wir nicht mal in der Lage dazu waren, Tore zu schießen. Jetzt haben wir aus den letzten beiden Spielen vier Punkte geholt und zweimal zu null gespielt“, analysierte Saglam. Während Großkopf mit einem Augenzwinkern meinte: „Wir scheinen der richtige Gegner zu sein für Mannschaften, die im Moment nicht so in der Spur sind. Das galt für Curslack, Wedel und jetzt auch für Meiendorf.“ Aber: „Ich bin nach einer Niederlage natürlich nicht zufrieden. Im Gegenteil. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass wir mit dieser Mannschaft und der Homogenität, die wir untereinander haben, die Klasse halten werden. Davon bin ich zu 100 Prozent überzeugt!“ Überzeugt war er auch von der Leistung des Unparteiischen - und das trotz der Niederlage: „Ich habe selten einen wirklich so guten Schiedsrichter gesehen wie heute. Das kann man auch mal erwähnen. Denn meistens ist es ja so, dass die Trainer immer etwas Negatives finden. Der hat hervorragend gepfiffen!“, lobhudelte Großkopf den aus Berlin stammenden Austausch-Referee Sebastian Hornig (Friedrichshagener SV), der in der Nachspielzeit dem in dieser Situation unglücklich zu Werke gehenden Max Rosseburg noch die Ampelkarte zeigte. Spielentscheidend war das aber längst nicht mehr...

Autor: Dennis Kormanjos