Wiehle nach „Leblos“-Auftritt „beängstigt“ - Rahn: „Mit uns ist weiter zu rechnen!“

HSV III springt auf Nichtabstiegsplatz - erstmals seit dem zweiten Spieltag

31. März 2018, 00:01 Uhr

Jubel beim HSV III! Emre Yasar (li.) und Jerry Sampaney (2. v. li.) brachten die „Rothosen“ auf die Siegerstraße, von der sie sich nicht mehr abbringen ließen. Foto: Christian Küch

Piet Wiehle ist ein Freund klarer Worte. Kein großes Tamtam, sondern kurz und prägnant auf den Punkt gebracht, was seinem TuS Osdorf derzeit fehlt: „Alles!“ Gegen den HSV III knüpften seine Mannen nahtlos an die Spiele gegen den SC Condor und bei BU an: „Wir hatten in der ersten Halbzeit dem Spiel und dem Gegner gegenüber überhaupt keine Einstellung, waren nicht griffig, eigentlich war das nichts. All das, was zum Fußball dazu gehört, hat bei uns nicht stattgefunden!“ Während Wiehle mächtig bedient war, freute man sich beim Gegner über den zweiten Sieg in Folge, der die „Rothosen“ sogar auf einen Nichtabstiegsplatz spült. „Wir haben die letzten Spiele einen Schritt nach vorne gemacht und jetzt stimmen so langsam auch die Ergebnisse. Mit uns ist weiterhin zu rechnen“, frohlockte Christian Rahn.

Osdorf-Keeper Patrick Hartmann war beim Kopfball von Sampaney chancenlos - 0:1. Foto: Christian Küch

Ein 30-Meter-Strahl von Kevin Trapp, bei dem sich HSV III-Keeper Yannick Heuer ganz lang machen musste (29.): Mehr war vom TuS Osdorf in den ersten 45 Minuten vor gut und gerne 500 Zuschauern am Blomkamp in der Offensive nicht zu sehen. Es fehlte das Feuer, die Galligkeit, die Energie und all die Attribute, die Osdorf normalerweise ausmachen - oder auch stark gemacht haben. „Die Jungs machen einen großen Denkfehler: Sie glauben, sie haben genügend Punkte Vorsprung. Und wenn wir das Spiel heute nicht gewinnen, dann gewinnen wir eben nächste Woche. Aber das ist ganz, ganz gefährlich – und so wie wir die Punkte herschenken, ist das schon beängstigend“, mahnte Wiehle anschließend. Die Gäste aus Norderstedt waren von Anfang an mit deutlich mehr Wille ausgestattet und wussten um ihre Situation und die Bedeutung dieser Partie. Die Belohnung: Der einmal mehr starke Jerry Sampaney köpfte mit voller Entschlossenheit einen Eckball von Emre Yasar zur Führung ein (25.)! Vorbereitet Yasar erhöhte noch vor der Pause nach einem Doppelpass mit Jendrik Bauer auf 2:0, als er die Kugel aus nahezu unmöglichem Winkel - fast von Höhe der rechten Grundlinie - unter die Latte jagte (37.)!

Wiehle: "Die Abschlüsse sind alle mit null Überzeugung!"

War nach dem Spiel mächtig bedient: Osdorf-Coach Piet Wiehle. Foto: Christian Küch

„Der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft – gerade nach der Winterpause“, sei eines der aktuellen Erfolgsrezepte bei den „Rothosen“, wie Rahn meint. „Auch die Trainingsbeteiligung, sodass wir immer richtig gut arbeiten können. Wir haben in Norderstedt top Bedingungen und wachsen als Mannschaft von Woche zu Woche immer enger zusammen. Das sieht man so langsam auch an den Ergebnissen“, fügte er an. Da seine Mannen in der ersten Halbzeit bereits „zwei Tore vorgelegt haben“, konnte man den zweiten Durchgang „etwas beruhigter angehen“, so Rahn, der aber auch befand: „Wir müssen trotzdem früher das Dritte nachlegen.“ Stattdessen kam Osdorf nun nach und nach auf. „Die zweite Halbzeit ist ja meistens in Ordnung, da kann man nix zu sagen. Aber einerseits laufen wir dann immer einem Rückstand hinterher und andererseits machen wir die Dinger nicht rein – oder nur dann, wenn’s schon zu spät ist“, kritisierte Wiehle, der zudem bemängelte, dass die Abschlüsse „mit null Überzeugung“ kämen.

Bauer lässt den HSV III-Anhang toben

Jendrik Bauer (li.) machte mit seinem Tor zum 3:0 alles klar. Foto: Christian Küch

Tatsächlich kam der TuS nun ein ums andere Mal in die gefährliche Zone und auch in die gegnerische Box, doch oft stand den „Blomkamplern“ das eigene Unvermögen im Weg. Bezeichnend war wohl die 51. Minute, als zunächst Jeremy Wachter nach flacher Trapp-Hereingabe an Heuer scheiterte und der eingewechselte Eddy-Morton Enderle freie Bahn hatte. Der „Blondschopf“ schaffte es aber nicht, das Runde im Eckigen unterzubringen, sondern blieb an Torben Wacker hängen. Den endgültigen Knockout verpasste der HSV III den Osdorfern sieben Zeigerumdrehungen vor dem Ende, als Bauer einen Konter über Damian Ilic und Kristijan Augustinovic gekonnt abschloss, in dem er noch einen Haken schlug und dann per Linksschuss flach vollstreckte! Anschließend ging es mit elf Mann in Richtung des Anhangs, der die Mannschaft lautstark unterstützte. Trotz aller Brisanz und Turbulenzen auf sowie abseits des Platzes: Das Schiedsrichter-Gespann um Adrian Höhns (TuS Dassendorf) lieferte eine vorbildliche Vorstellung mit viel Ruhe und Souveränität ab. Und das, was Wiehle mit den „zu späten Toren“ bereits ansprach, ereignete sich auch am Karfreitag-Abend wieder, weil die Rabenhorst/Rahn-Schützlinge dann doch noch ein Gastgeschenk parat hatten und sich praktisch selbst ein Ei ins Nest legten. Matteo Evers vertändelte den Ball und brachte Tim Henkis in Bedrängnis, der von Wachter abgelaufen wurde. Diesmal blieb auch der Angreifer eiskalt - aber zu spät (90. +3)!

"Dann siehst du so einen leblosen Auftritt“

Der Treffer von Jeremy Wachter (re.) kam deutlich zu spät. Foto: Christian Küch

Auf die Frage, ob er noch Angst habe, ganz unten reinzugeraten, entgegnete Wiehle: „Ja!“, und lieferte die Begründung gleich hinterher: „Weil wir keine Punkte holen und diese zu einfach verschenken.“ Was stimmt ihn denn optimistisch, dass seine Elf den Turnaround schafft? „Im Moment gar nichts! Das ist beängstigend, ja.“ Vor allem, so Wiehle, weil „ich der Meinung bin, dass wir die Mannschaft eigentlich ganz gut einstellen und auch eine gute Ansprache haben. Aber dann siehst du so einen leblosen Auftritt.“ Die einzige Erklärung, die er dafür habe: „Vielleicht hat uns der sechste Platz in der Vorsaison nicht gutgetan und der eine oder andere hat immer noch im Hinterkopf: Wir sind so gut, wir werden nicht absteigen. Oder wenn wir heute nicht gewinnen, dann halt nächste Woche.“ Währenddessen war die Freude auf der anderen Seite riesengroß. Das erste Mal seit dem zweiten Spieltag (!) stehen die Norderstedter durch diesen Sieg auf einem Nichtabstiegsplatz. „Klar schauen wir schon auf die Tabelle“, gestand Rahn, „aber wir müssen unsere Hausaufgaben machen und gucken, dass wir unsere Spiele gewinnen. Wir wissen ja noch nicht, ob es am Ende nicht doch vier Absteiger gibt.“ Der Glaube an den Klassenverbleib sei stets da gewesen, so Rahn: „Wir haben den Jungs immer gesagt, dass wir dran bleiben müssen und dass noch alles drin ist. Jetzt kommen die Wochen der Wahrheit für uns. Wichtig ist, dass wir nachlegen.“ Abschließend betonte er: „Rabe und ich sind überzeugt davon, dass wir den Klassenerhalt schaffen!“

Autor: Dennis Kormanjos

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