Oberliga

„Wenn wir so weiterspielen, werden wir nicht mehr so viele Punkte holen!“

18. März 2023, 17:26 Uhr

Oliver Doege (li.) und Tyron Gyamenah (re.) geraten aneinander - und müssen von Rinik Carolus (Mi.) sowie Aaron Nkansah (re., Nr. 16) zurückgehalten werden. Foto: Bode

Personell pfiff der Hamm United FC aus dem letzten Loch. Sogar Cheftrainer Sidnei Marschall musste den offiziellen Spielberichtsbogen als Akteur auf der Bank zieren. „Gefühlt sind wir seit drei Monaten ohne ein Spiel und nur mit zwölf Leuten angereist. ‚Sebi‘ (Sebastiao Mankumbani, Anm. d. Red.) hat sich dann noch zur Verfügung gestellt, obwohl er krank war. Heute hätten wir mit Sicherheit acht Krankschreibungen zusammen bekommen. Das wollten wir aber nicht. Auch wenn ich sieben Jahre lang keinen Fußball mehr gespielt habe, wäre mir das egal gewesen. Zur Not hätte ich mich noch ein paar Minuten zur Verfügung gestellt“, so Marschall.

Marijo Saric (re.) steht am zweiten Pfosten völlig blank und bringt den HUFC überraschend in Front. Foto: Bode

Umso überraschender war die Tatsache, wie schwer es die „Geächteten“ dem Meisterschaftsanwärter über einen ganz langen Zeitraum machten (alle Highlights im LIVE-Ticker). Mehr als das. Die Marschall-Mannen begannen äußerst mutig – und bestraften die Dassendorfer Fehleranfällig- und Schlafmützigkeit früh. Weil Eyke Kleine nur hinterherlief, hatte Atef Zakerwal auf dem linken Flügel ganz viel Platz und setzte Marijo Saric am zweiten Pfosten in Szene – 0:1 (11.)!

Der TuS fehlten lange, sehr lange sogar die zündenden Ideen. Hamm stand hinten gut und sicher, wurde aber auch kaum gefordert. Das Spiel der „Wendelwegler“: Viel zu statisch. Eine Halbchance von Zhi-Gin Lam, der überraschend als Sturmspitze agierte und den angeschlagenen Martin Harnik (Adduktorenprobleme) ersetzen sollte – mehr hatte „Dasse“ bis zur 41. Spielminute nicht zu bieten. Doch dann brachte der Gast die massiv schwächelnden und uninspiriert auftretenden Hausherren zurück ins Geschehen. Ausgerechnet der erfahrene Davidson Eden beging nach einem üblen Stellungsfehler ein unheimlich dämliches Foulspiel am eigenen Sechzehnereck. Dämlich deshalb, weil Lams Steckpass auf Len Aike Strömer viel zu lang geriet und der Dassendorfer niemals mehr an den Ball bekommen wäre. Den fälligen Strafstoß verwandelte Maximilian Ahlschwede ganz sicher zum Ausgleich (42.)!

Strömer besorgt den Sieg - Marschall kann Team "keinen Vorwurf machen"

Der angeschlagene Martin Harnik (li.) und der schon bald zurückkehrende Sven Möller nahmen auf den Trainerstühlen Platz. Foto: Bode

Und beinahe hätte der Verfolger des Spitzenduos, der nach wie vor aufgrund des Spielrückstandes alles in der eigenen Hand hat, die Begegnung binnen 30 Sekunden gedreht. Aber Strömer schob freistehend unorthodox mit dem Außenrist am kurzen Eck vorbei (43.). Besser machte es der Linksfuß nach etwas über einer Stunde, als er ein Zuspiel von Henrik Dettmann diesmal ganz cool im langen Eck unterbrachte (63.)! Wer nun allerdings glaubte, dass der Favorit seinen Stiefel locker herunterspielen und Hamm kräftemäßig einbrechen würde, der wurde eines Besseren belehrt. „Ich kann der Mannschaft heute keinen Vorwurf machen. Einstellung, Ehrgeiz, Wille – das war alles vorhanden“, konstatierte Marschall. „Mit einem Punkt wäre ich angesichts des Spiels sehr glücklich gewesen – und der hätte und auch richtig gut gegan“, vergab Tyron Gyamenah per Kopf die größte Möglichkeit auf etwas Zählbares (65.).

Auf der Suche nach dem "Flow" - "Wir schleppen uns einfach durch"

Der Ausgleich: Maximilian Ahlschwede (re.) lässt Thomas Kuballa vom Elfmeterpunkt keine Abwehrchance und verwandelt sicher zum zwischenzeitlichen 1:1. Foto: Bode

„Am Ende des Tages müssen wir froh sein, dieses Spiel überhaupt gewonnen zu haben, weil man immer das Gefühl hatte, dass nochmal einer durchrutschen kann, Hamm gut verteidigt hat und auch gewisse Situationen hatte“, gab TuS-Trainer Thomas Hoffmann auf der Pressekonferenz im Anschluss unumwunden zu. „Es erschließt sich uns überhaupt nicht, warum wir anscheinend immer wieder ein Einstellungsproblem haben. Wir besprechen das jetzt eigentlich wöchentlich, kriegen das aber einfach nicht auf dem Platz umgesetzt. Wir sind alle auf der Suche nach der Leichtigkeit und fragen uns, wo die geblieben ist. Der Meinung sind nicht nur Peter (Martens, Trainer-Pendant, Anm. d. Red.) und ich, sondern auch die Spieler. Wir schleppen uns einfach durch“, sah „Hoffi" einen weitestgehend „trägen“ und „mühseligen“ Auftritt.

„Wir sind auf der Suche nach diesem Flow. Aber wie wir den finden, das wissen wir noch nicht.“ Fakt sei aber: „Wenn wir so weiterspielen, werden wir nicht mehr so viele Punkte holen!“

Die komplette PK mit allen (deutlichen) Aussagen im Video - HIER:

Autor: Dennis Kormanjos