Testspiel

„Wenn irgendwo ein Häufchen auf der Straße liegt, dann treten wir dort mit Sicherheit rein“

05. November 2021, 14:40 Uhr

Ex-Profi Jan-Philipp Kalla (re.) mischte in der zweiten Halbzeit beim SC Victoria mit. Foto: Christian Küch

Martin Spreitz, Co-Trainer des SC Victoria Hamburg, brachte es im Nachgang der 90 Testspielminuten gegen die A-Bundesliga-Mannschaft des Eimsbütteler TV ziemlich treffend auf den Punkt – zumindest im übertragenen Sinne: „Wenn irgendwo ein Häufchen auf der Straße liegt, dann treten wir bestimmt dort rein und ziehen es mit.“ Gemeint war damit die überaus angespannte Personallage des SCV…

Magnus Hartwig (li.) versucht, den Ball gegen Caleb Gyema zu behaupten. Foto: Christian Küch

Es passte irgendwie ins Bild, als sich Kapitän Timo Stegmann in den Schlussminuten an den Oberschenkel fasste und vom Platz marschierte. Da der SC Victoria keine einsatzfähigen Spieler mehr auf der Bank hatte, brachte der Oberligist die letzten Augenblicke in Unterzahl über die Bühne. Im Anschluss an den Testkick äußerte Martin Spreitz, Co-Trainer des SCV, die Hoffnung, dass Stegemann „nichts Gravierendes“ habe. Ein längerer Ausfall des 26-Jährigen würde die Mannen von der Hoheluft hart treffen. Am Donnerstagabend fehlten mit Felix Schuhmann, Julian Schmid, Yannick Petzschke, Miguel Gimeno, Alexander Borck, Luca Ernst, Mateusz Kaim, Mohamed Josef Shirdel, Gerrit Pressel, Pascal Eggert, Jannes Arndt, Mats Lahrtz und Nick Scharkowski bereits sage und schreibe 13 (!) Akteure.

"Das zehrt an der Mannschaft und kostet viel Zeit und Kraft"

Luca Palzer (Mi.) aus der eigenen U23 musste in der Liga-Mannschaft aushelfen. Foto: Christian Küch

„Die erste und wahrscheinlich größte Erkenntnis: Wir müssen schauen, dass unsere Spieler fit werden“, so Spreitz. Bleibt die Frage, welchen Sinn das freundschaftliche Aufeinandertreffen mit dem Lokal-Nachbarn – angesichts der unheimlichen Personalmisere – hatte. „Wir sind ja schon in den letzten Wochen mit maximal 15 Mann zu den Spielen gereist. Das macht sich natürlich auch irgendwann bemerkbar“, erklärte Spreitz – und führte aus: „Wir versuchen, im Training auf verdammt viel zu achten. Glücklicherweise sind es wenige muskuläre Geschichten. Aber trotzdem zehrt es natürlich an der Mannschaft und kostet auch Kraft sowie Zeit, wenn immer wieder neue Spieler ausfallen.“

Stegmann mit direkt verwandelter Ecke

Vickys Yannick Siemsen (li.) im Kampf um die Kugel. Foto: Christian Küch

Trotz aller Widerstände sah der „Co“ des SCV eine „ordentliche erste Halbzeit“ seiner verbliebenen Schützlinge. Ein erster Abschnitt, der von einer Aktion gekrönt wurde. Mit dem Pausenpfiff beförderte der später verletzungsbedingt vom Platz humpelnde Timo Stegmann eine Ecke direkt im Gehäuse der ebenfalls arg gebeutelten Bundesliga-Fußballer vom ETV, die mit einer Rumpf-Elf auftraten, unter. „Wir hatten Kontrolle übers Spiel und haben relativ klar gespielt“, befand Spreitz. Aber: „In ein paar Situationen – gerade im Spielaufbau – hätten wir es noch besser ausspielen und das Pressing des Gegners besser brechen können.“ Ein weiteres Manko: Im gegnerischen Drittel war man „nicht zwingend“ genug. Dennoch sah Spreitz einen „sehr ordentlichen und in gewissem Maße auch dominanten“ Auftritt seiner ersatzgeschwächten Elf.

ETV dreht Spiel - "Das Ergebnis ist gerechtfertigt"

Freude bei den in Rot gekleideten Eimsbüttelern, Frust bei den Hausherren. Foto: Christian Küch

Eine Mannschaft, die mit Luca Palzer, Egor Tschudinow und Momodou Sanneh auf drei Mann aus der eigenen U23 zurückgreifen musste – und zudem nur zwei Feldspieler auf der Bank hatte. Ein Umstand, der sich nach der Pause deutlich bemerkbar machte. „Da haben wir stark nachgelassen, während der ETV komplett das Kommando übernommen hat“, konstatierte Spreitz – und musste am Ende anerkennen, dass die Jungspunde des Nachbarn „verdient“ mit 2:1 im Stadion Hoheluft die Oberhand behielten. Jeffrey Agyemang (63.) und Luke Sendzik (67.) drehten das Ergebnis auf den Kopf. „Das Ergebnis ist gerechtfertigt“, bilanzierte der Ebbers-Assistent. „Wir haben zwei, drei Dinge ausprobiert und hatten Jungs aus der U23 dabei, die das super gemacht haben. Aber da können natürlich noch nicht zu 100 Prozent alle Abläufe stimmen.“

Autor: Dennis Kormanjos