Von wegen Unglückszahl: 13 „Neu-TuRaner“ begeistern ihren Trainer

Harksheide schenkt Meiendorf ein halbes Dutzend ein

24. Juni 2017, 21:16 Uhr

Meiendorf-Coach Baris Saglam versammelte seine Mannschaft nach dem Schlusspfiff erst einmal an der Trainerbank.

„Natürlich war das besser als erwartet“, zeigte sich Marcus Fürstenberg sehr angetan von dem, was seine Mannen im allerersten Test darboten. „Dafür, dass wir erst einmal trainiert haben, sah das schon richtig gut aus“, fügte „Fürste“ hinzu. Mehr als nur zufrieden konnte der Harksheide-Coach auch sein. Denn seine „neuen“ TuRaner – gleich 13 (!) Zugänge kamen zum Einsatz – deklassierten den nicht minder neuformierten Meiendorfer SV, bei dem acht Neue zum Zug kamen. Am Ende hieß es 6:2 für den Hammonia- gegen den Hansa-Landesligisten!

Nachdem Domagoj Bozic (kam von V/W) nur wenige Augenblicke nach dem Anpfiff den ersten Warnschuss abgab, war es schon vorbei mit der Meiendorfer Herrlichkeit. Zehn zumeist sehr namhafte Neuzugänge haben die „Schwarz-Gelben“ in dieser Transferperiode bereits an die B75 gelotst. Dementsprechend avancierte der MSV schnell zu einem der heißesten Anwärter auf einen der ganz vorderen Plätze in der Landesliga Hansa. Auf Trainer Baris Saglam wartet aber noch eine ganze Menge Arbeit. Denn der Auftritt am Exerzierplatz passte zu dem Outfit (Trikots und Hosen ganz in schwarz gehalten). „Wir haben die Belastung sehr hoch angesetzt in dieser Woche“, verriet er anschließend und führte fort: „Wir hatten drei, vier sehr intensive Trainingseinheiten. Uns geht es darum, die Grundlagen zu schaffen und die vielen Neuen schnell zu einem Team zusammenwachsen zu lassen.“

Apropos viele Neue: Die acht zum Einsatz gekommenen beim MSV toppte TuRa mit gleich 13 frisch verpflichteten Akteuren. Allein in der Startelf standen sieben Neuzugänge – Angreifer Daniel Tramm (Vicky II) fehlte noch aufgrund von leichten Rückenbeschwerden. Von Anlaufschwierigkeiten war allerdings rein gar nichts zu sehen. Harksheide spielte sich Chance um Chance heraus und nutzte die teilweise eklatanten Defensivschwächen der Gäste immer wieder spielerisch aus. Erst köpfte Dren Hoti eine wunderbare Flanke von Lars Hartmann (BW 96 Schenefeld) aus dem rechten Halbfeld schulbuchmäßig zur Führung ein (9.), dann erhöhte Innenverteidiger Christopher Lindenau, weil der nicht immer, allerdings auch stets im Stich gelassene, Boris Lastro an einem Eckball von Lukas Raphael (Niendorfer TSV II) vorbeisegelte – und Lindenau nur noch den Schädel hinhalten musste (12.).

Jodeit-Doppelpack krönt erste TuRa-Halbzeit

Es spielte einzig und allein eine Mannschaft – und das war TuRa Harksheide. Erst entschärfte Lastro einen Wolpers-Schuss (19.), ehe Lion Jodeit eine Feuerlein-Hereingabe verstolperte (20.), um kurze Zeit darauf nach einem eklatanten Fehler von Artur Hoppe und starkem Hoti-Steilpass nur haarscharf am langen Eck vorbei zu zielen (27.). „Wir haben diesen Weg ja ganz bewusst gewählt, um auch zu sehen, wie der aktuelle Stand bei jedem einzelnen Spieler ist. Man merkt, dass der eine oder andere noch Zeit braucht – vor allem im taktischen Sinne. Wir sind nicht richtig in die Zweikämpfe gekommen und waren zu weit weg von den Gegenspielern“, befand Saglam, dessen Elf regelrecht übertölpelt wurde. Der immer und immer wieder allein gelassene Boris Lastro (V/W) verhinderte gegen Hoti zwar noch das 0:3 – aber Tim Renfordt (SC Victoria II) setzte nach und passte von rechts scharf auf den ersten Pfosten, wo Jodeit locker-leicht vollstreckte (40.). Doch das sollte es im ersten Durchgang noch nicht gewesen sein. Ein langer Ball reichte aus, um die gesamte Meiendorfer Defensive ganz alt aussehen zu lassen. Jodeit schüttelte den überforderten Seth Beyer wie eine lästige Fliege ab und schloss aus halblinker Position per Flachschuss zum 4:0 ab (43.).

Auch Heitbrock nun "TuRaner" - Ein Tor zum Einstand

Kevin Heitbrock ist zurück bei TuRa und zeigte, dass er trotz der noch fehlenden Fitness zu einer echten Verstärkung werden kann. Archivbild: noveski.com

Zur Pause wechselten beide Teams munter durch – am Spielgeschehen änderte sich zunächst aber nichts. Stattdessen erhöhte ein Rückkehrer, dessen Verpflichtung gerade erst perfekt gemacht wurde, auf 5:0: Die Rede ist von Kevin Heitbrock (TSV Auetal/TBS Pinneberg). Zwar merkte man dem ehemaligen Altonaer die fehlende Spielpraxis und die lange Pause rein körperlich an. Aber es reichte aus, um den MSV weiter vor große Probleme zu stellen. Nach einem Hoti-Zuspiel scheiterte Heitbrock zuerst noch an Lastro – allerdings setzte kein Meiendorfer nach, während sich Malte Carolus artig bedankte. 5:0 (55.). Dann zeigte Heitbrock seine ganze Klasse, als er aus halbrechter Position mit einem satten 15-Meter-Schuss ins lange Eck das halbe Dutzend vollmachte (59.)!

Für die angereisten Gäste konnte es nur noch um Schadensbegrenzung gehen – und das sollte zumindest ansatzweise gelingen. Auch wenn die vergebene Großchance von Jefferson Bonsu, der komplett blank stehend aus allerkürzester Entfernung das Tor verfehlte (72.), zum Auftritt passte. Doch in jener Aktion zeigten die Meiendorfer mal, was spielerisch eigentlich möglich ist. Da TuRa nun einige Gänge zurückschraubte und auch munter durchwechselte, konnte die Saglam-Equipe noch ein wenig Ergebniskosmetik betreiben. Ein abgefälschter Schuss von David Goncalves aus 18 Metern linker Position fand den Weg ins kurze Toreck (79.). Und wenig später nutzte „Königstransfer“ Furkan Pinarlik (Wedeler TSV), der ansonsten extrem blass blieb, einen Stellungsfehler von Tim Weber (FC Elmshorn) und Philipp Ranzau (SV Todesfelde II), die sich gegenseitig über den Haufen rannten, zum 2:6-Endstand (84.).

"Ich denke, wir haben die richtigen Burschen gefunden"

„Das Ergebnis ist wirklich zweitrangig, mir geht es um die Art und Weise, wie wir auftreten – und darum, wie das Zweikampfverhalten ist und dass wir die richtige Laufbereitschaft an den Tag legen. Dieses Spiel sollte als Trainingseinheit dienen. Abgesehen vom Ergebnis, das natürlich zu hoch ausgefallen ist, bin ich aber nicht unzufrieden, wie wir gearbeitet haben“, konstatierte Saglam und gab gleich noch eine kleine Kampfansage ab: „Ich bin mir sicher, dass wir eine gute Saison spielen werden.“ Sein Gegenüber lobte indes seine Truppe, die über eine Stunde lang mächtig zu Gefallen wusste: „Das war schon schön anzusehen. Man sieht, dass wir uns ganz bewusst Zeit gelassen – und ich denke auch, gute Burschen gefunden haben“, so Fürstenberg abschließend.

Autor: Dennis Kormanjos