Oberliga 01

Viel Brisanz, strittige Szenen und unterschiedliche Meinungen!

16. August 2021, 11:33 Uhr

Özgür Bulut (re.) - hier im Duell mit Eren Eröksüz - war an nahezu allen strittigen Situationen beteiligt. Foto: privat

Es war ein (hitziges) Duell, das hielt, was es bereits im Vorfeld versprach. Nicht zuletzt das „Wechsel-Theater“ um Sebastiao Mankumbani, der nach seiner Zusage beim Hamm United FC zum SV Curslack-Neuengamme abwanderte, sorgte für zusätzliche Brisanz. Und wie es der Zufall so wollte, trafen beide Teams gleich zum Start in die neue Oberliga-Saison aufeinander. Zwar stand Mankumbani auf Anhieb in der Startelf der „Deichkicker“, für Gesprächsstoff sorgten im Nachgang aber andere Protagonisten…

Unter anderem: Schiedsrichter Murat Yilmaz (FC Türkiye): Der Unparteiische der Partie im Hammer Park hatte alle Hände voll zu tun. In gleich vier äußerst strittigen Situationen hatte er darüber zu entscheiden, ob ein strafbares Vergehen eines Hamm-Spielers gegen einen Curslack-Akteur vorlag. Sämtliche Aktionen spielten sich im Sechzehner der Hausherren ab und hätten einen Strafstoß zur Folge gehabt. Einmal entschied Yilmaz auf Elfmeter für Curslack, als Özgür Bulut seinem Widersacher Eren Eröksüz nur die Hacken zeigte und dann von diesem gelegt wurde. Witalij Wilhelm nahm sich der Sache an – und verlud David Jendrzej (45. +5). „Das war für mich kein Elfmeter“, schimpfte Hamm-Coach Sidnei Marschall. „Der davor nach zwei Minuten war einer, den kann der Schiedsrichter pfeifen. Auch den danach. Aber den, den er gepfiffen hat – das war niemals Elfmeter“, sprach er auf die zwei strittigen Szenen zuvor an, an denen ebenfalls Bulut beteiligt war und jeweils zu Fall kam. „Die Diskussion, ob das Foul vorm 3:0 elfmeterreif war, verstehe ich nicht. Ich habe schon nach zwei Minuten einen klaren Elfmeter gesehen. Die andere Aktion war für mich glasklar, da sehe ich gar keinen Diskussionsspielraum“, war Woike ganz anderer Meinung.

"Wir waren auch in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft"

Auch Curslack-Coach Christian Woike (li.) hatte jede Menge Gesprächsbedarf mit Referee Murat Yilmaz. Foto: privat

Da die Gäste zum Zeitpunkt des gepfiffenen „Elfers“ bereits zweimal ins Schwarze trafen – erst verwertete Hamed Mokhlis eine mustergültige Vorarbeit von Moritz Kühn (10.), dann köpfte Marco Schubring eine Bulut-Flanke lehrbuchmäßig ein (44.) –, hieß es nach 45 Minuten 3:0 für die Woike-Elf. Klingt nach einer klaren Sache, für Marschall war das jedoch keineswegs der Fall: „Ich sehe es nicht so, dass wir nur nach der Pause eine starke Phase hatten. Wir waren auch in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft“, befand „Sid“ – und fügte an: „Die kommen drei Mal vors Tor und schießen drei Tore, weil wir in der Bewegung nach vorne oder im Zentrum den Ball verloren haben. Curslack war nach 30 Minuten K.o. Und trotzdem hat es meine Mannschaft nicht vernünftig und sauber ausgespielt – auch schon in der ersten Halbzeit.“

"Ich weiß nicht, worüber Sidnei definiert, dass seine Mannschaft die bessere war"

Eine Sicht der Dinge, die sein Gegenüber keineswegs teilte: „Ich weiß nicht, worüber Sidnei definiert, dass seine Mannschaft die bessere war. Wir haben die erste Halbzeit 3:0 gewonnen und hätten sicher noch das eine oder andere Tor dazulegen können.“ Aber: Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild. „Wir haben in der Pause nochmal angesagt, dass der Gegner K.o. ist“, so Marschall, der auch taktisch umstellte und mit Rodrigo Baroni sowie Marcel Rump zwei frische Leute brachte. Zwei Mann, die der Anfangsphase ihren Stempel aufdrückten! Erst sorgte Baroni nach einem Babuschkin-Fehler und Rump-Zuspiel für das 1:3 (47.), dann verkürzte Rump höchstselbst (52.) – und plötzlich war es wieder spannend. Maurizio d’Urso hätte acht Minuten vor Ultimo egalisieren können, setzte das Leder aber haarscharf am Pfosten vorbei. Den „Geächteten“ lief die Zeit davon. Als Referee Yilmaz aus Sicht von Marschall nur drei Minuten obendrauf gab und der HUFC-Dompteur seinen Unmut darüber zum Ausdruck brachte, schickte ihn Yilmaz mit Rot vom Platz. Kurz darauf war Schluss!

"Leider hat die bessere Mannschaft heute verloren"

Eren Eröksüz versucht, Oliver Doege zu entwischen. Foto: privat

„Dass wir nur zwei Tore machen, ist letztlich zu wenig. Leider hat die bessere Mannschaft heute verloren“, konstatierte Marschall. „Ich bin der Mannschaft aber überhaupt nicht böse, ich kann den Jungs nichts vorwerfen. Sie haben alles reingesteckt an Energie und Kraft“, bilanzierte er. Seine Truppe habe sich „bemüht, aber wir dürfen die drei Tore nicht kassieren. Das 0:1 und das 0:2 sind Konter – das ist genau das, was eigentlich wir spielen wollen und was unsere Stärke ist, weil wir offensiv brutal schnell sind. Diesmal kassieren wir genau so zwei Tore. Und das 0:3 war aus meiner Sicht eben kein Elfmeter“, resümierte Marschall.

"Wenn mein Trainerkollege das so sieht, ist das sein gutes Recht"

Sein Gegenüber bilanzierte: „Hamm hat mit d'Urso im zweiten Durchgang noch die Chance, wo sie das 3:3 machen können. Von daher kann ich nur sagen: Wir sind der Sieger. Ich habe noch keine Wertung dafür, wo Hamm besser war. Aber wenn mein Trainerkollege das so sieht, ist das sein gutes Recht“, wollte Woike nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen. „Eine ähnliche Phase wie in den Minuten nach der Pause, wo wir die Tore kriegen, hatten wir auch in der ersten Hälfte schon. Kurz vorm 2:0, zwischen der 30. und 42. Minute, haben wir es auch aus der Hand gegeben – aus völlig unerklärlichen Gründen. Nach der Halbzeit kommen wir ganz schlecht raus und dann passiert uns der ‚Worst Case‘. Du willst die Null halten und aufs vierte Tor spielen, stattdessen bekommst du durch einen individuellen Fehler das 1:3 und innerhalb von kurzer Zeit den nächsten Treffer.“ Dabei hatte er sein Team bereits in der Pause davor gewarnt: „So ein Spiel kann man schnell drehen – oftmals durch eine Aktion. Nach den beiden Gegentreffern hat das Spiel noch einmal eine andere Dynamik bekommen.“ Doch am Ende gab der SVCN den „Dreier“ nicht mehr aus den Händen.