„Uns fehlt die Geilheit, Galligkeit und vielleicht auch die Überzeugung!“

Lohbrügger Offensive spielt Rahlstedt schwindelig

14. Oktober 2017, 00:43 Uhr

Die Mannschaft um Trainer Mato Mitrovic (Mitte) nach dem Spiel mit dem Siegerkreis. Durch den 4:3-Erfolg in Rahlstedt bleibt Lohbrügge weiter in der Erfolgsspur. Foto: Sager

Am Freitagabend kam es zum Spitzenspiel der Landesliga Hansa. Der Rahlstedter SC empfing den Verfolger vom VfL Lohbrügge. Die Mannschaft von Übungsleiter Mato Mitrovic reiste mit vier Triumphen im Gepäck an die Scharbeutzer Straße. Rahlstedt wollte nach drei sieglosen Spielen (zwei Pleiten) wieder zurück in die Erfolgsspur finden. Dies gelang jedoch nicht, obwohl Louis Mandel gleich drei Mal ins Schwarze traf. Die wieselflinken Lohbrügger, allen voran Duro Arlovic, setzten die Hintermannschaft des RSC immer wieder unter Druck. Auch Antonio Kobas lieferte ein starkes Spiel ab und traf doppelt. Am Ende konnte sich der VfL mit 4:3 durchsetzen. „Die Jungs haben super gekämpft und alles bis zur letzten Minute gegeben. Ich denke ganz klar, dass die bessere Mannschaft heute gewonnen hat“, gab Mato Mitrovic zu Protokoll.

Die Anfangsphase dieser Partie hatte es bereits in sich. Noch nicht einmal zehn Minuten waren gespielt, als Duro Arlovic die Führung für die Gäste erzielte. Robert Pallasch schickte den flinken Rechtsaußen in Richtung Tor. Dieser überlief seinen Gegenspieler und schob dann abgeklärt an Torwart Patrick Krysiak vorbei ins lange Eck (8.)! Von diesem Schock erholten sich die Mannen von Alexander Schäfke aber schnell und kamen durch einen Handelfmeter zurück ins Spiel. Louis Mandel trat an und versenkte das Spielgerät oben rechts im Tor (9.)! Doch die Freude über den Ausgleich hielt nicht lange an. Wieder war es die anfällige linke Abwehrseite der Heimmannschaft, die große Probleme hatte. Antonio Kobas wurde nicht zwingend genug angegriffen und konnte in den Rückraum passen, wo Javad Gurbanian den Ball verwertete und aus knapp 15 Metern halbrechter Position zur erneuten Führung traf. Welch ein fulminanter Auftakt!

Kobas, Arlovic, Maskaljevic und Gurbanian spielen Rahlstedt schwindelig

„Wir wussten, dass wir mit unseren schnellen Leuten und dem großen Platz Möglichkeiten bekommen werden, sie auszukontern und das haben wir gemacht“, berichtete Mitrovic. Denn immer wieder brachten Kobas, Arlovic, Duro Maskaljevic und Kapitän Gurbanian die Abwehr in Bedrängnis. Erst setzte Torjäger Kobas einen Kopfball neben das Tor (12.), dann verzog Gurbanian (14.). Die Gäste starteten famos. Danach war es mal wieder der RSC, der gefährlich vor dem VfL-Gehäuse auftauchte. Necmettin Calik brachte eine Flanke von rechts in den Strafraum und Can Düzel zwang Alen Brandic per Kopf zu einer Glanzparade (32.). „Du fängst gut an, bist die bessere Mannschaft, bekommst dann das 0:1, kämpfst dich wieder ran und bist danach erneut die bessere Mannschaft, stattdessen kassierst du dann wieder das 1:2. Du bist jedes Mal die bessere Mannschaft gewesen und hast immer das Tor bekommen“, sagte ein enttäuschter Moritz Mandel nach dem Spiel.

Dennoch konnte seine Mannschaft vor der Halbzeit den Ausgleich erzielen. Sein Bruder Louis Mandel war es, der einen direkten Freistoß aus 17 Metern verwandeln konnte. Der Ball segelte über die Mauer hinweg und prallte dann vom Fuß von Brandic ins Tor (35.)! Doch dieses Resultat konnten die Hausherren nicht mit in die Kabine nehmen. Fünf Minuten vor der Pause verlängerte Calik einen Ball unglücklich in den Fuß von Maskaljevic, der dadurch über links freie Bahn hatte und den Ball in die Mitte gab. Kobas gelangte vor Krysiak an das Spielgerät und hatte keine Probleme mehr, seine Lohbrügger zum dritten Mal auf die Siegerstraße zu schießen!

Auch nach Wiederanpfiff war es der Gast vom Binnenfeldredder, der mit seiner Offensivreihe mehr Gefahr ausstrahlte. Arlovic spielte einen schönen Pass in den Lauf von Gurbanian, der auf das Tor zumarschierte. Er scheiterte jedoch am stark reagierenden Krysiak (56.). Wenn der Torwart des Rahlstedter SC mal nicht zur Stelle war, retteten seine Mitspieler für ihn. Arlovic und Ahmad Abdul Hafiz kombinierten sich mit einem herrlichen Doppelpass durch die Abwehr. Krysiak war bereits überwunden - doch Alexander Hintz verhinderte vor der Linie einen weiteren Gegentreffer (68.).

Doch nur zwei Minuten später mutierte der Held zum Unglücksraben. Nach einem katastrophalen Querpass von Hintz auf Höhe der Mittellinie schnappte sich Kobas den Ball und lief alleine auf Krysiak zu. Der Goalgetter hatte keine Schwierigkeiten mehr, das Leder mit einem trockenen Abschluss im Kasten unterzubringen! In der Schlussviertelstunde raffte sich Rahlstedt noch einmal auf. Moritz Mandel und Nassif Dowou erspielten sich mit einem Doppelpass eine gute Chance. Dowou tauchte frei vor Brandic auf, der mit dem Fuß abwehren konnten. Der Nachschuss vom eingewechselten Hendrik Wolfgramm flog knapp über das Tor.

Mitrovic: "Da muss er nicht rausgehen"

Nach einem Eckball der Schäfke-Schützlinge gab es dann noch einmal Aufregung. Keeper Brandic irrte im Strafraum umher und beging dann auch noch ein Foulspiel. Folgerichtig gab es einen Strafstoß, den wiederum Louis Mandel sicher im linken Toreck unterbrachte - 3:4 (91.). Mitrovic war von dieser Aktion weniger begeistert, fand es im Endeffekt aber nur halb so schlimm. „Das muss nicht sein. Es ist ein ganz klarer Torwartfehler, da muss er nicht rausgehen. Erst geht er wieder zurück ins Tor und dann wieder raus. Lässt man einen Spieler da hingehen, passiert gar nichts. Aber bei einer 4:2-Führung sagt da kaum einer was. Passiert das bei einem 3:2 oder 3:3 ist das viel schlimmer.“

Mandel: "Mir fehlen nach diesem Spiel die Worte"

Derweil stand Moritz Mandel nach der Partie etwas ratlos vor den Umkleidekabinen. „Es ist alles sehr unglücklich. Mir fehlen nach diesem Spiel die Worte. Wenn du hier überrannt wirst und mit Glück den Anschluss machst, dann könnte man das so hinnehmen, aber uns fehlt einfach die Geilheit, die Galligkeit, vielleicht auch das Überzeugt sein von dem, was wir können. In der zweiten Halbzeit könnten wir das Spiel drehen, da sind wir aber nicht geil genug. Anders kann ich das jetzt nicht erklären oder einschätzen.“

Mitrovic fasste das Geschehen hingegen wie folgt zusammen: „Schade war, das wir noch zwei oder dreimal auf den Torwart zugehen und dann im Eins-gegen-Eins vor ihm stehen – diese Bälle müssen wir machen. Dann wird das Spiel auch nicht so eng am Ende. Dann spielst du das ganz ruhig runter. Wir wussten auch, dass Rahlstedt viel über die Nummer zehn spielt (Louis Mandel, Anm. d. Red.), dass über ihn alles läuft und deshalb habe ich in der ersten Halbzeit drei Mann auf ihn gesetzt. Aber wichtig waren hier die drei Punkte!“