TuRa-Befürchtung bleibt aus - Ein Derby, zwei Testspieler, drei Tore

Norderstedt lässt nichts anbrennen - Testspieler trifft

31. Januar 2018, 13:18 Uhr

Trug sich in die Torschützenliste ein und wusste zu gefallen: Eintracht-Testspieler Ahinga Selemani (li.). Foto: Christian Küch

„Mir war schon ein Stück weit Angst und Bange“, gestand TuRa-Neucoach Jörg Schwarzer im Anschluss an das Test-Derby gegen Eintracht Norderstedt – und führte dann begründend aus: „Vor allem, weil wir das Spiel eine Woche vor unserem Trainingsauftakt abgemacht haben, als ich die Mannschaft noch nicht mal auf dem Fußballplatz gesehen habe. Ich muss die Jungs erst einmal kennenlernen. Und wenn man dann noch die Ergebnisse von Norderstedt in der Vorbereitung sieht – zum Beispiel das 14:0 gegen Concordia – und das dann als Maßstab nimmt, denkt man sich vorher: ‚Oh Gott, das könnte böse enden.‘ Für die Zuschauer wird es wohl nur um die Frage gegangen sein, ob’s zweistellig wird oder nicht.“

TuRa-Knipser Lion Jodeit (blaues Trikot) - hier gegen Philipp Koch - konnte sich diesmal nicht in Szene setzen. Foto: Christian Küch

Um es vorweg zu nehmen: Zweistellig wurde es nicht. Im Gegenteil. Der Hammonia-Landesligist machte seine Aufgabe, im Rahmen der Möglichkeiten, sogar sehr gut und stand vor allem in der Defensive über weite Strecken stabil. „Dass wir nach vorne nicht die großen Akzente setzen werden, war klar. Aber mir war es wichtig, dass wir eine gewisse Ordnung finden, dass ich die Spieler und deren Positionen kennenlerne, und dass die Jungs verstehen, wie ich mir das vorstelle. Und ich finde, wir haben das einigermaßen anständig gemacht“, bilanzierte Schwarzer, dessen Team in Minute 21 in Rückstand geriet, als Felix Drinkuth eine Kombination über Ermir Zekjiri (Flanke) und Kangmin Choi (Kopfballablage) zum 1:0 für den Regionalligisten abschloss. Die Eintracht agierte dominant und erspielte sich weitere Torchancen. TuRa-Keeper Janik Flint konnte sich fünf Minuten vor der Pause auszeichnen, als er nach einer kurz ausgeführten Koch-Ecke einen 18-Meter-Strahl von Deran Toksöz in sehenswerter Manier aus dem Winkel kratzte. Kurz darauf war es wiederum Philipp Koch, der einen Eckball – noch leicht abgefälscht von Felix Feuerlein – direkt im Harksheider Gehäuse unterbrachte und damit auf 2:0 stellte (43.).

US-Testspieler trifft und überzeugt

Ermir Zekjiri (Mi.) vergibt eine Großchance für den Regionalligisten. Foto: Christian Küch

Für den einzigen Treffer im zweiten Spielabschnitt sorgte mit Ahinga Selemani ein Testspieler der Eintracht. Der 21-jährige gebürtige Kanadier, der in den USA auf dem College unter anderem für die Michigan Wolves, Michigan Tigers und die Santa Barbara Gauchos (University of California) kickte, hinterließ einen sehr ordentlichen Eindruck und wirbelte auf der linken Offensivseite der Garstedter. In der 52. Minute vollendete er ein tolles Solo zum 3:0-Endstand. Im Sommer 2017 gehörte Selemani kurzzeitig sogar dem Kader des griechischen Erstligisten Panetolikos Agrinio an. „Er hat das gut gemacht“, lobte Trainer Dirk Heyne, der mit Mun Tesu einen weiteren Gastspieler in den eigenen Reihen hatte. Der Koreaner kam Mitte des zweiten Durchgangs in die Partie, blieb aber unauffällig. „Beide sind erst seit gestern da. Der Kontakt kam über Berater und Freunde zustande. Manchmal kann man eben auch nichts dafür“, witzelte Heyne, der zu einer möglichen Verpflichtung noch nicht viel sagen konnte. „Das braucht noch ein bisschen Zeit. Ich habe sie ja auch erst zum zweiten Mal gesehen.“ Generell zeigte sich der Eintracht-Dompteur – nach der knappen 1:2-Pleite im ersten Ligaspiel des neuen Jahres bei Hannover 96 II – zufrieden mit dem Auftritt seiner Schützlinge. „Wir wollten einfach für die Spieler, die nicht so viele Einsatzzeiten gehabt haben, noch ein Spiel haben. Das hat wunderbar geklappt – auch die Bedingungen hier waren sehr gut. Die Jungs haben sich gut bewegt, es war Tempo drin und es gibt keine Verletzten.“

"Natürlich würden wir auch gerne gegen andere Regionalligisten testen"

Ahinga Selemani mit dem Versuch, Lars Hartmann (re.) den Ball abzuluchsen. Foto: Christian Küch

Obwohl TuRa der klassentiefste Gegner der „Vorbereitung“ war, konnte Heyne wohl die meisten Erkenntnisse aus dem Spiel ziehen. Zu deutlich waren die Resultate gegen die Oberligisten Concordia (14:0) oder auch Türkiye (9:1 in 45 Minuten). Auf die Frage, ob er sich von den Kontrahenten mehr Gegenwehr versprochen hätte, entgegnete Heyne zurückhaltend: „Das will ich gar nicht beurteilen. Man kann das so und so sehen. Sicherlich ist Hannover 96 II ein anderes Kaliber als die Gegner, die wir in der Vorbereitung hatten. Und natürlich würden wir auch gerne gegen andere Regionalligisten testen, aber das ist nur schwer umsetzbar – und ändern kann man sowieso nichts mehr. Sonst muss man irgendwo hinreisen. Es hat schon gepasst.“ Wenn das Wetter mitspielt, geht es für die Eintracht am kommenden Sonntag im Derby zum Tabellenführer vom HSV II. „Ich gehe immer davon aus, dass gespielt wird“, blickt Heyne der Partie bereits mit Vorfreude entgegen.

"Mensch, was für ein scheiß Spiel"

TuRa-Trainer Jörg Schwarzer konnte durchaus zufrieden sein mit der Darbietung seiner Elf. Foto: Christian Küch

So zufrieden Norderstedts Chefcoach, der einige etablierte Kräfte wie die neue Nummer eins Lars Huxsohl, Jan Lüneburg, Linus Meyer, Marcus Coffie oder auch Steven Lindener schonte, mit dem Testkick war, so einverstanden durfte auch sein Gegenüber gewesen sein. Auch vor dem Hintergrund, dass mit Daniel Tramm, Nassim Saleh oder auch Tim Renfordt drei wichtige Akteure fehlten. „Wenn man bedenkt, dass wir erst seit einer Woche im Training sind, ich die Mannschaft noch nicht mal richtig kenne und dass Norderstedt als Gegner sowieso schon mindestens eine Nummer zu groß ist, dann haben die Jungs das ganz gut gemacht“, konstatierte Schwarzer, der anfügte: „Zudem haben wir den einen oder anderen Verletzten mit muskulären Problemen. Warum, weiß ich eigentlich gar nicht. Denn so viel haben wir noch gar nicht gemacht. Aber mancher Spieler muss sich vielleicht noch daran gewöhnen oder kommt damit noch nicht so ganz klar. Deshalb waren wir heute etwas eng bestückt.“ Abschließend gab Schwarzer, der in seine zweite Amtszeit bei TuRa Harksheide startet, zu Protokoll: „Natürlich haben wir vorne keinen Druck drauf bekommen und Johannes Höcker wird sich wahrscheinlich auch gedacht haben: ‚Mensch, was für ein scheiß Spiel. ‘ Da er keinen Ball halten musste. Aber am Ende ging’s darum, dass sich meine Spieler bewegen. Und ich denke, das Ergebnis ist jetzt auch nicht so ausgefallen, dass man sagen kann: ‚Wir wurden hier abgeschossen. ‘“

Autor: Dennis Kormanjos