Bezirksliga 04

Trotz dreifacher Liga-Verstärkung: Stefan zeigt‘ Sasel – Poppenbüttel führt den (Ex-)Primus vor!

25. Februar 2022, 22:54 Uhr

Der SC Poppenbüttel bejubelt den Derbysieg im Spitzenspiel und den Sprung an die Tabellenspitze. Foto: Kormanjos

Im Hinspiel setzte der SC Poppenbüttel ein deutliches Ausrufezeichen und fegte den TSV Sasel II mit 5:0 vom Parkweg! Ein ähnliches Szenario wollte die sowohl im Hin- als auch im Rückspiel an der Spitze der Bezirksliga-Staffel 4 thronende Parkweg-Reserve mit aller Macht verhindern und holte sich dafür Unterstützung aus der Liga-Mannschaft ins Boot: Mit Tim Jeske mischte nicht nur der Top-Torjäger des Oberliga-Zweiten mit. Auch der zweitbeste Schütze und Mittelfeld-Motor Jean-Lucas Gerken verstärkte das Team im Derby-Gipfel. Abgerundet wurde das Trio von Winter-Neuzugang Fatih Umurhan, der nach seinem Wechsel von Concordia Hamburg in der „Zweiten“ erstmal Spielpraxis sammeln sollte. Aber: Erneut wurde es finster und böse für den Primus unter den Augen der nahezu komplett anwesenden Führungsriege der Liga-Mannschaft (alle Highlights im ausführlichen LIVE-Ticker). Sehr böse sogar...

Vor dem Anpfiff hielten beide Teams und die beiden Trainer (re.) zu einer Schweigeminute in Gedenken an alle Opfer in der Ukraine inne. Foto: Kormanjos

Während sich seine Teamkollegen bereits zum obligatorischen Mannschafts- und Siegerkreis einfanden und versammelten, klatschte Stefan Winkel noch viele ehemalige Bekannte aus seiner Sasel-Zeit ab – und hielt unter anderem mit Jean-Lucas Gerken ein kleines „Pläuschchen“. Beide hatten dabei ein verschmitztes Grinsen im Gesicht. „Beim einen oder anderen Spieler von uns hat man am Anfang schon gemerkt, dass sie sich ein wenig umgeguckt haben“, so Winkel wenig später. „Es ist vom Tempo halt etwas ganz anderes als sonst, wenn ein Spieler wie ‚Jonny‘ (Gerken, Anm. d. Red.) plötzlich mal anzieht. Aber wir haben das richtig gut gemacht. Ich bin sehr stolz auf meine Jungs“, lobhudelte er seine Elf.

"Wir wussten: Heute geht's um alles!"

Während der SCP früh im Spiel zweimal jubeln durfte, waren die Gäste ausschließlich mit den (guten) Entscheidungen des jungen Schiedsrichters beschäftigt und reklamierten mehrfach. Foto: Kormanjos

Winkel selbst machte keinen Hehl daraus, dass er „besonders heiß“ war. „Aber allein schon aufgrund der Tabellensituation. Man wusste: Heute geht‘s um alles!“ Im Sommer 2020 verabschiedete sich der 31-Jährige nach zwei erfolgreichen Jahren aus Sasel und kehrte nach Poppenbüttel zurück. „Er ist unser Captain, immer motiviert und geht voran. Er ist unheimlich wertvoll für uns“, weiß sein Trainer Yorck Männich um die Qualitäten Winkels. Sein „Nachfolger“ am Parkweg wurde Tim Jeske, der sich am Freitagabend kurzzeitig zum Spielverderber aufschwang, als er in der stärksten Phase der Gäste eine Flanke von Lukas Lauts zum zwischenzeitlichen 1:2 einnickte (21.). Aber: Gegen einen bis in die Haarspitzen motivierten Stefan Winkel war kein Kraut gewachsen!

"Und diesmal werden es mehr als Fünf!"

Gegen einen vor allem in der Defensive komplett indisponierten und überforderten Kontrahenten traf Winkel dreimal ins Schwarze (9., 76., 81.)! „Und diesmal werden es mehr als Fünf!“, hallte es lautstark von der Poppenbütteler Bank, als Louis Mandel das absolut indiskutable Abwehrverhalten der Gäste mit dem Pausenpfiff zum vierten Mal bestrafte. Der ehemalige Oberliga-Spieler von BU durfte nach einer Ecke von Winkel ohne jegliche Gegenwehr von hinten einlaufen und am zweiten Pfosten einköpfen (45. +2)! Das 4:1 nach 45 Minuten für den Verfolger, der erneut im direkten Duell unter Beweis stellte, wer das sportliche Sagen in der Staffel hat.

"Habe unter der Woche viele Nachrichten bekommen - auch unschöne, die genervt haben"

Sasels Winter-Zugang Fatih Umurhan (li.) - hier im Duell mit Jeremy Jungkurth - sammelte in der "Zweiten" Spielpraxis. Foto: Kormanjos

Dennoch: „Man hat Dannys (Liga-Trainer Danny Zankl, Anm. d. Red.) Handschrift auch in dieser Mannschaft klar gesehen – sowohl spielerisch als auch vom System her, in welche Räume sie reinspielen wollen und wie sie sich freilaufen“, konstatierte Winkel im Nachgang. „Aber die Motivation war groß. Ich habe unter der Woche schon viele Nachrichten bekommen – auch ein paar unschöne, die mich genervt haben. Deswegen habe mir nichts mehr gewünscht, als dass wir das heute genau so machen.“ Und auch nach dem Anschlusstreffer hatte er „keinerlei Bedenken“, dass das Spitzenspiel kippen würde, „weil ich gesehen habe, wie die Jungs mich angeguckt haben. Die Spannung war voll da. Und ich selbst war so heiß, dass ich wusste: Ich lasse mir das heute nicht nehmen!“

"Oldie" Yamrali eröffnet Torreigen - Mandel netzt doppelt

Schon beim frühen Führungstreffer hatte Winkel seine Füße mit im Spiel, als er Ferris Pressel einen Eckball perfekt auf dessen Kopf servierte. Zwar konnte Sasel-Schlussmann Jendrik Winkel noch eingreifen, war gegen das Nachsetzen von Routinier Ata Yamrali, inzwischen 39 Jahre jung, aber macht los (8.). Keine 60 Sekunden später nutzte Winkel selbst einen Querschläger von Umurhan – und schon stand es 2:0 (9.). Zwar drückten die Gäste um Chefcoach Sam Weinsheimer in der Folge, kamen aber nur zum 1:2. Es folgte ein Doppelschlag von Louis Mandel: Erst nach traumhafter Vorarbeit von SCP-Keeper Jan Haerting und Finn Thele, der Robert Dost mehrfach einen Knoten in die Beine spielte (33.). Dann per Kopf nach Winkel-Ecke (45. +2).

"Sehe es auch so, dass wir uns eigentlich nur selbst schlagen können"

Poppenbüttel im Freuden- und Jubelrausch. Foto: Kormanjos

Im zweiten Durchgang legten Jeremy Jungkurth, nach Mandel-Traumpass (52.), sowie zweimal Winkel nach (76., 81.) 7:1 – welch ein Ergebnis in einem vermeintlich engen Spitzenspiel zwischen dem Zweiten und dem Ersten! Zieht man beide Spiele zur Rate, lautet das Torverhältnis: 12:1 für Poppenbüttel! Nicht umsonst schüttelten die Männich-Mannen dadurch den direkten Kontrahenten wieder ab und rangieren ihrerseits auf dem Platz an der Sonne! „Ich sehe es auch so, dass wir uns eigentlich nur selbst schlagen können“, gestand Winkel. „Das haben wir heute und auch in anderen Spielen gezeigt.“

"Schon erstaunt, dass es so klar geworden ist"

Nach seinem Tor zum 7:1-Endstand lief Stefan Winkel (Mi.) Mitspieler Finn Thele, mit dem er sich kurz zuvor nach einer ausgelassen Konterchance etwas in die Haare bekam, in die Arme. Foto: Kormanjos

Sein Chefcoach meinte dazu: „Wir wollten zumindest eine kleine Vorentscheidung herbeiführen. Mehr ist es aber noch nicht“, sieht Männich sein Team noch nicht durch. Aber: „Es war ein weiterer Schritt.“ Einer, der durchaus beeindruckend war. „Uns war klar, dass sie Leute runterschicken werden. Wir haben uns vorgenommen, trotzdem voll dagegen zu halten“, und genau das vermutlich auch als zusätzliche Motivation genommen. „Wir haben richtig stark begonnen. Der Gegentreffer hat uns dann aber etwas nervös gemacht und der Gegner kam stark auf. Aber wir sind derzeit gut drauf und effektiv, können jederzeit vorne zustechen. Das haben wir heute wirklich gnadenlos gemacht“, zeigte sich Männich „schon erstaunt, dass es so klar geworden ist“, verriet jedoch: „Ich hatte vorher so ein Gefühl, dass es entweder ganz eklig und eng wird – oder wir gehen ganz klar unseren Weg. Und das haben wir heute als Mannschaft getan.“

Autor: Dennis Kormanjos