Trainer ersetzt Torwart, Schahin sorgt spät für Freudentaumel

Kroaten drehen ereignisreichen Abstiegskrimi in der Nachspielzeit

30. März 2015, 12:42 Uhr

Sorgte ganz spät für Freudentaumel bei den Kroaten: Doppeltorschütze Marsel Schahin. Foto: Croatia Hamburg

Abstiegskampf in der LL-Hansa, vorletzte Spielminute. Croatia liegt 0:1 zurück. Im Tor steht nach Josipovic-Verletzung Trainer Napoli, im Sturm der kurz zuvor eingewechselte Oldie Puseljic, der mit seinen 38 Lenzen die nötige Erfahrung reinbringt. Dann ist sein Moment gekommen. Puseljic tankt sich zur Grundlinie durch, flankt in die Mitte und findet Schahin, der zum Remis einschiebt. Grenzenloser Jubel in der Beethovenstraße. Doch damit nicht genug: Drei Minuten ist man drüber, da langt Schahin zum zweiten Mal zu. Alle aus dem Häuschen, Ekstase pur. Auch das ist Abstiegskampf im Amateurfußball.

Dabei nahm alles so gemächlich seinen Lauf. Croatia machte Druck und kam durch den nach Knieproblemen in der Startelf debütierenden Klaric zur ersten Chance (10.). Die Gäste eher passiv, reagierten vor allem mit langen Bällen. Viele Freistöße unterbrachen zudem das Spielgeschehen. Einen davon brachte Altengamme auf den Elfmeterpunkt, aber Josipovic war da. Eine harmlos aussehende, jedoch folgenschwere Szene. Für ihn sollte es nach der Pause nicht weitergehen. Die wenig gefährlichen Distanzschüsse der Gegner stellten den angeschlagenen Tormann dennoch nicht vor Probleme. Dies schaffte Altengamme in der 35. Minute. Eine Flanke nickte Patrick Bierwagen aus der Nahdistanz ein und brachte die Gäste in Front. Im Gegenzug nutzte Schahin den Rückpass von Alouchee nicht, zielte knapp daneben.

„Unser Kämpferherz war wieder da!“

Eine ordentliche erste Halbzeit der Kroaten, die mit ihrem Kombinationsspiel jedoch weniger erfolgreich waren als lauffreudige und körperbetont agierende Altengammer. Dann servierte Josipovic seinen Kameraden den Schock zum Pausentee: „Nach der Behandlung musste ich einsehen, dass es keinen Sinn macht, auch wenn das bedeutete, dass aufgrund unserer Personalnot unser Trainer ins Tor musste. Aber besser, er steht fit im Tor als dass ich der Mannschaft mit falschem Ehrgeiz schade“, teilte uns der Schlussmann noch aus dem Krankenhausbett mit. Daraufhin entwickelt sich jedoch eine elektrisierende Stimmung in der Kabine der Kroaten. Josipovic rekapituliert: „In der Kabine brannte es. Jetzt erst recht! Wir zusammen gegen Alles und Jeden! Egal was noch kommt oder was gerade war! Die Jungs haben sich gepusht und eingeschworen und sich bis zur letzen Sekunde zerrissen. Unser Kämpferherz war wieder da!“

Hat sich das Kaltgetränkt nach dem Spiel redlich verdient: Matchwinner Marsel Schahin. Foto: Croatia Hamburg

Das zeigte Wirkung: Altengamme kam kaum mehr gefährlich vor das Croatia-Gehäuse, das nun Napoli hütete. Auf der anderen Seite rannten die Hausherren immer wieder an, wenn auch lange erfolglos. Altengamme klärte alles, was ihnen auf den Fuß kann, nach Möglichkeit hoch und weit. Die Zuschauer wurden zunehmend nervöser, verliehen ihrem Unmut über das Altengammer Zeitspiel immer lautstarker Ausdruck. Dann aber die bereits angesprochene 89. Spielminute. Der eingewechselte Puseljic bekam den Ball auf Außen und tankte sich bis zur Grundlinie durch. Seine Flanke landete punktgenau beim völlig freien Marsel Schahin, der sich bedankte und einschob. Die Erlösung! Der Jubel kannte keine Grenzen. Während die Anderen noch feierten, holte Suton den Ball aus dem Netz und bringt ihn zur Mittellinie. Er will offenbar mehr.

Schahin schlägt in Schlussminuten doppelt zu

Nur eine Minute später bediente Schahin eben Suton, der aus 15 Metern am Keeper scheiterte. Dann aber: 93. Minute, langer Ball von Anic, Klaric per Kopf in den Strafraum weiter. Dort stand Schahin, nimmt den Ball klasse mit und schob eiskalt am Torwart vorbei – 2:1, unfassbar! Kurz darauf war Schluss, alle lagen sich in den Armen. Ein Kraftakt der Kroaten, ein Sieg der Leidenschaft und ein Dreier, der Croatia vom ersten Abstiegsrang auf den zwölften Platz katapultiert. Über Ostern bekommen sie nun erst einmal Zeit zum durchatmen. Zeit, die vor allem der angeschlagene Josipovic gebrauchen kann, der aktuell noch auf eine Diagnose wartet.