Oberliga

Tierisches Treiben: Harms' „Tauben“ werden zu Kaninchen – und von Toksöz erlegt

Teutonias Mittelfeldmann trifft beim 3:1-Erfolg gegen den USC gleich doppelt

15. September 2019, 18:35 Uhr

Ausnahmsweise mal einen Schritt zu spät: Teutonias Matchwinner Deran Toksöz (li.) gegen USC-Abwehrmann Prince Boateng Styhn. Foto: Christoph Hellwig

Tom Bein schlich von dannen. Mit gesenktem Kopf verließ der Stürmer des USC Paloma im Spiel gegen den FC Teutonia 05 (Hier gibt's die Highlights im Ticker) zwölf Zeigerumdrehungen vor dem Schlusspfiff den Kunstrasen und verschwand. Wohlwissend, dass es das für die „Tauben“ in der Partie mit dem selbsternannten Aufstiegsaspiranten dann wohl gewesen sein dürfte. Soeben hatte Bein von Referee Björn Lassen (Barsbütteler SV) nach einem zweiten gelbwürdigen Foulspiel die „Ampelkarte“ gezeigt bekommen. Der USC musste die letzten Minuten der Begegnung vor 189 Zuschauern an der Brucknerstraße zu zehnt beenden – und „T05“ hatte sowohl Zeit und Platz, nochmal nachzulegen.

Genau das tat die Mannschaft von Trainer Sören Titze dann auch. Und wie. Mit dem wohl schönsten Spielzug der Partie: Nick Gutmann eroberte an der Mittellinie den Ball, bediente rechts André Müller. Der flankte nach innen, wo Isaac Akyere das Leder aus der Zentrale links zu Soleiman Kazizada rüber schob. Dessen Schuss konnte Palomas Keeper Jannis Waldmann zwar noch abwehren, gegen den Nachschuss von Akyere war er dann machtlos. So wie der USC letztlich auch gegen die Teutonen, die mit 3:1 die Oberhand behielten. Dabei hätten die „Tauben“ zwei Minuten zuvor doch sogar selbst das 2:2 erzielen können, wenn Mel Morawitz nach Wolfgang Peschs Zuspiel doch nur etwas zielstrebiger im Abschluss gewesen wäre und bei seiner Chance nicht zu lange gezögert hätte.

Harms: „Es war sehr gut, dass wir das Spiel bis zum Schluss spannend halten konnten“

Mit vereinten Kräften: Die Palomaten Moritz Niemann (li.) und Kevin Lohrke gegen Teutonias Felix Vobejda (re.). Foto; Christoph Hellwig

An diese Szene dachte nach dem Spiel auch Steffen Harms. „Da hatten wir die Möglichkeit zum 'Lucky Punch'. Es war sehr gut, dass wir das Spiel bis zum Schluss spannend halten konnten. Die Gelb-Rote Karte war ein bisschen hart und hat uns natürlich nicht geholfen. Aber wenn wir weiter so mutig bleiben, werden wir auch gegen die Großen der Liga mal einen Punkt mitnehmen.“ Unmöglich war das schon gegen die Teutonen nicht – doch da gab es diesen einen Mann, den man im neuen „Fußball-Deutsch“ wohl den „Unterschiedspieler“ nennt: Deran Toksöz. So richtig bekam Paloma die Nummer 28 der Teutonen zu keiner Zeit in den Griff – und der in der Regionalliga und höher erprobte Kicker nutzte dies, um gleich zwei Treffer zu erzielen und damit die USC-Führung durch Michel Blunck zu konterkarieren.

„In der ersten Halbzeit hatten wir beim Durchschiebe-Verhalten einige Probleme, dadurch ist Teutonia zu vielen guten Chancen gekommen. Das haben wir in der Halbzeit korrigiert, dann konnten wir den Gegner weiter weg von unserem Tor halten. Es war klar, dass wir kein Chancen-Feuerwerk abbrennen würden, dafür reicht es gegen Teutonia nicht. Aber auch vor dem 1:0 hatten wir schon gute Situationen. Nach dem Ausgleich haben wir leider so ein bisschen die Kaninchen-Stellung eingenommen und Teutonia dominieren lassen. Dann ist es bei der individuellen Klasse beim Gegner klar, dass da auch mal was passieren kann“, musste der Paloma-Übungsleiter bekennen und „adelte“ Deran Toksöz' zweiten Treffer: „Beim 2:1 hatte das schon eine sehr hohe Qualität, wie er den Ball da aus 20 Metern in den Knick haut“ – oder anders gesagt: Beeindruckend, wie Teutonen-Toksöz Harms' zu Kaninchen gewordene „Tauben“ da erlegte...

Titze: „Obwohl wir 0:1 zurück lagen, fand ich unsere erste Halbzeit besser als die zweite“

Einen Schritt zu spät: Colin Blumauer muss T05-Kicker Kevin Krottke (re.) den Ball überlassen. Foto: Christoph Hellwig

„Deran stand in den letzten Wochen nicht so oft in der Startelf, weil andere einfach noch besser trainiert haben“, erklärte T05-Coach Sören Titze nach dem Match. Diesmal aber durfte Toksöz eben in Ermangelung von gleich fünf verletzungsbedingt oder gesperrt fehlenden Stammkräften (Mirco Bergmann, Vincent Boock, Dino Fazlic, Gerrit Pressel und Aytac Erman) von Beginn an ran – nicht die schlechteste Entscheidung, wenn man sich das Resultat ansieht. „Wir hatten heute aus dem 23-Mann-Kader nur 15 Spieler zur Verfügung. Aber wenn man oben dran bleiben will, dann muss man jede Woche drei Punkte holen und darf sich keine Fehler erlauben. Dementsprechend freuen wir uns über den Sieg“, gab Titze nach dem Schlusspfiff zu Protokoll. „Obwohl wir 0:1 zurück lagen, fand ich unsere erste Halbzeit deutlich besser als die zweite“, so der Teutonen-Trainer, der ergänzte: „Nach dem Gegentor aus dem Nichts hatten sich die Jungs die Halbzeitführung verdient. Nach der Pause sind wir zu viel mit dem Ball gelaufen und kaum noch nach vorne durchgekommen.“

Jan Knötzsch