„Tag der offenen Tür“: Fünf Ohrfeigen fürs Titze-Team

Teutonia 05 geht im ersten Aufstiegsspiel in Oldenburg mit 0:5 unter

22. Mai 2018, 21:52 Uhr

Ein Bild mit Symbolcharakter: Seyhmus Atug schlägt die Hände vorm Gesicht zusammen. Foto: KBS-Picture.de

Bittere Packung für den FC Teutonia 05: In der ersten Partie der Aufstiegsrunde zur Regionalliga unterlag der Hamburger Oberligist beim niedersächsischen Oberliga-Vertreter VfL Oldenburg vor rund 700 Zuschauern auf dem Kunstrasen im Stadion Alexanderstraße deutlich mit 0:5 und muss damit einen herben Dämpfer, was die Hoffnungen auf einen möglichen Sprung in die Viertklassigkeit angeht, hinnehmen Vor allem mit der beweglichen und schnellen Offensive der Gastgeber kam die Equipe von Coach Sören Titze über weite Strecken des Spiels überhaupt nicht zurecht. Und dann war da noch ein kapitaler Bock, der den Anfang vom Ende bedeutete und noch im ersten Durchgang für hängende Köpfe sorgte. 

Am meisten bei Mirko Oest. Der Keeper der Teutonen brauchte in jener 24. Minute der Begegnung jede Menge Trost. Ein Teutonia-Spieler nach dem anderen eilte kurz in Richtung des eigenen Tores. Die Mannen von der „Kreuze“ wollten ihrem Keeper Mut zusprechen, ihm ein paar aufmunternde Worte mit auf den Weg in die noch ausstehende Spielzeit an der Alexanderstraße geben. Isaac Akyere, der letzte, der in Oests Richtung marschiert war, nahm den Torhüter sogar kurz in den Arm, während Danijel Suntic in Richtung der Teutonia-Feldspieler sah, laut klatschte und seine Teamkollegen motivierte. Seyhmus Atug schlug sich zwei, drei Mal auf seinen Oberkörper. So als wollte er sagen: „Brust raus, Jungs. Es ist noch nichts verloren.“ Was kurz davor passiert war? Etwas, was man keinem wünscht. Etwas, was ein Match völlig über den Haufen werfen kann – und es letztlich auch tat.

Teutonia bekommt vor allem VfL-Stürmer Steinwender nicht in den Griff

Oldenburgs Doppeltorschütze Pascal Steinwender (li.) jubelt mit Teamkollege Daniel Isailovic. Foto: KBS-Picture.de

Oest hatte einen harmlosen Ball aufgenommen und wollte die Kugel per Abwurf zu einem seiner Mitspieler weiterleiten. Stattdessen aber warf er die Kugel direkt in die Füße von Oldenburgs Stürmer Pascal Steinwender, der die unerwartete Chance nicht ungenutzt ließ und zur Führung einschoss. Ein bitterer Schlag für Teutonia. Für den VfL schien der Angriff aus der Minute zuvor das Signal gewesen sein, seine Offensivbemühungen von da an zu intensivieren. Nach 23 Minuten spielte Boock einen Fehlpass, der einen Flankenlauf von Steinwender einleitete. Die Hereingabe fand in der Mitte Sotirios Kaissis. Dessen Kopfball ging allerdings übers Tor. Nach dem Führungstreffer hatte Oldenburg bis zur Halbzeit noch zwei weitere gute Aktionen nach vorne: Erst musste Oest gegen Kaissis retten (31.), zehn Minuten später verzog Kaissis nach Vorlage von Jonas Siegert.

Für die Teutonen hatte das Spiel zuvor gut begonnen. Nach nur zwei Minuten holte Vincent Boock eine Ecke heraus, die Arne Gillich auf den Kopf von Gerrit Pressel schlug. Der jedoch traf den Ball nicht voll. Auch an der zweiten Aktion war der anfangs starke Boock beteiligt. In der siebten Minute spielte er mit einem sensationellen Steilpass Nick Gutmann an, der an Keeper Jannik Zohrabian scheiterte. In der 13. Minute war es abermals Boock, der eine tollen Ball auf Aytac Erman schlug. Teutonias Stürmer bediente Michael Meyer, der wiederum für Gutmann durchsteckte. Der aber blieb dann hängen. Auf der anderen Seite tauchte Oldenburg nah 20 Minuten zum ersten mal gefährlich in der Box der Gäste auf: Steinwender entwischte Seyhmus Atug und drang über links in den Strafraum ein, wo ihn Danijel Suntic dann unsanft vom Ball trennte. Der Elfmeterpfiff von Referee Viatcheslav Paltikov blieb aus. Vier Minuten später führte der VfL dennoch.

Drei Treffer binnen drei Minuten – „Joker“ Osei schlägt dabei doppelt zu

DIe Teutonen Michael Meyer (li.) un Isaac Akyere (re.) können gegen Pascal Steinwender nichts ausrichten. Foto: KBS-Picture.de

Die nächste bittere Pille musste Teutonia drei Zeigerumdrehungen nach dem Seitenwechsel hinnehmen. Siegert spielte die Kugel über halblinks fein in den Lauf von Steinwender, der Suntic problemlos enteilte und mit einem Schuss ins lange Eck Oest zum 2:0 bezwingen konnte. Immerhin: Danach sendete die Titze-Truppe wieder mal ein Lebenszeichen. Ein Freistoß von Jeton Arifi wurde zu kurz geklärt, so dass Meyer aus neun Metern zum Abschluss kam. Der Ball knallte aber an den linken Pfosten (55.). Weil Keeper Zohrabian noch dran war, gab es Ecke. Den von Arifi hereingebrachten Ball köpfte Atug vorbei. Auch danach bekam „T05“ Steinwender, der den VfL nach der Saison verlässt und zum VfB Oldenburg wechselt, nicht in den Griff. So wie in der 64. Minute, als der 21-Jährige auch durch ein Foul nicht zu Bremsen war, sondern auf den Beinen blieb und der Teutonen-Defensive ein weiteres Mal entwischte. Letztlich jedoch konnte Oest den Schuss des Oldenburgers abwehren.

Das aber nutzte letztlich nichts, weil die Hausherren auch danach weiter machen konnten, was sie wollten. Die Abwehr der Teutonen präsentierte sich alles andere als sattelfest. Erst war es Jannes Hillerns, der in der 76. Minute auf 3:0 für den VfL erhöhte (76.). Vor dem Treffer soll es allerdings ein Foulspiel gegeben haben. Spielleiter Paltchikov aber ließ weiterlaufen. Für das Titze-Team sollte es allerdings noch schlimmer kommen: Denn auch ohne Steinwender, der nach 67 Minuten von seinem Coach Dario Fossi ausgewechselt wurde, lief die Offensivmaschine der Oldenburger weiter auf Hochtouren und der für den doppelten Torschützen ins Spiel gekommene Marvin Osei zeigte, was er kann: Auch er schnürte einen Doppelpack – und das binnen zwei Minuten. Zunächst rutschte Teutonia-Abwehrmann Atug weg, so dass Osei freie Bahn hatte – 4:0 (77.). Nur eine Zeigerumdrehung später tauchte Oldenburg erneut im Strafraum der Gäste, Osei bedankte sich als Abnehmer für den „Tag der offenen Tür“ in der Abwehr der „Kreuzkirchen-Kicker“ mit dem fünften Volltreffer der Gastgeber. Hinten heraus bewahrte ausgerechnet „Pechvogel“ Oest, dessen Schnitzer nach 24 Minuten den Anfang vom Ende bedeutete, vor einer noch höheren „Klatsche“.

Titze: „Das war eine beschissene zweite Halbzeit“

Teutonias Nick Gutmann (re.) vergab in der Anfangsphase die erste gute Chance des Spiels. Foto: KBS-Picture.de

„Natürlich ist das keine schöne Situation, was Mirko passiert ist, aber wir haben auch gegen Cordi in der Liga nach fünf Minuten mal 0:1 zurückgelegen und trotzdem zur Halbzeit mit 3:1 geführt. Wenn jemand diese Szene als Knackpunkt nimmt, ist mir das als Ausrede zu schwach. Ab der 35. Minute war unser Auftritt wieder in Ordnung. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir klipp und klar keine Körpersprache mehr an den Tag gelegt, nicht mehr an uns geglaubt und uns in unser Schicksal ergeben“, ließ Teutonen-Trainer Sören Titze das Spiel nach dem Schlusspfiff und dem anschließenden, in den Aufstiegsspielen für den Fall möglicher Punkt- und Torgleichheit, obligatorischen Elfmeterschießen (11:10 für Teutonia), Revue passieren.

„In den ersten 20 Minuten“, so Titze weiter, „haben wir das gut gemacht, dann passiert der katastrophale Fehler. Oldenburg hat das mit dem gefährlichen Umschaltspiel nach vorne gut gemacht. Für uns läuft es mit dem zweiten Treffer kurz nach der Pause natürlich unglücklich. Wir haben den Faden verloren.“ Doch nicht nur das. „Wir haben am Ende nicht mehr Paroli geboten und leider verdient verloren. Wir hatten in den letzten 30 Minuten zu keiner Zeit mehr Zugriff. Wir hätten kompakt stehen und die Räume eng machen müssen“, konstatierte Titze und blickte auf die Partie am Samstag gegen den Brinkumer SV in Drochtersen voraus: „Wenn eine Mannschaft fünf und die andere sieben Treffer bekommt (Brinkum unterlag im Parallelspiel gegen Holstein Kiel II mit 0:7, Anm. d. Red.), ist klar: Derjenige, der da nicht gewinnt, verabschiedet sich aus dem Rennen. Aber wenn Kiel II und Oldenburg unentschieden spielen, ist es schon wieder eine ganz andere Konstellation. Das heute war jedenfalls eine beschissene zweite Halbzeit.“

Jan Knötzsch