SVCN holt Remis: Wer zuletzt „lechlert“, freut sich am meisten

T05-Coach Titze: „Wenn's ganz beschissen läuft, haben wir gar nichts in der Hand“

26. August 2018, 19:13 Uhr

Situation geklärt: SVCN-Keeper Gianluca Babuschkin (re.) fängt den Ball vor Noor Al-Tamemy ab. Foto: Gettschat

Es war die hundertprozentige, „vielleicht sogar die tausendprozentige Chance“, wie selbst Sören Titze, der Coach des FC Teutonia 05, nach dem Spiel seiner Elf gegen den SV Curslack-Neuengamme konstatierte. Der einzige Haken: Arnold Lechler, der in der 89. Minute auf einmal frei vor „T05“-Keeper Mirko Oest auftauchte, machte aus der Gelegenheit nichts. Sein Schuss blieb am „Fänger“ hängen, kurze Zeit später pfiff Schiedsrichter Thore Holst (FC Türkiye) das Match fast auf die Sekunde genau ab und besiegelte damit das 1:1-Unentschieden (Hier gibt’s den Live-Ticker des Spiels zum Nachlesen) zwischen den beiden Kontrahenten.

„Wenn ich den Ball etwas höher treffe, dann wäre er über den Schlappen gerutscht und auch drin gewesen“, trauerte Arnold Lechler nach dem Schlusspfiff seiner großen Einschussmöglichkeit nach. Der Sieg war damit vergeben. „Ich denke, beide Mannschaften haben je eine gute Halbzeit gespielt, also ist das Ergebnis in Ordnung. Wir sind in der ersten Hälfte nicht gut ins Spiel gekommen, Teutonia hat es da gut gemacht. Wir waren noch nicht richtig auf dem Platz“, analysierte der 27-Jährige und ergänzte: „Das haben wir in der Pause angesprochen und in der zweiten Halbzeit das umgesetzt, was in der ersten gefehlt hat. Meiner Meinung nach haben wir im zweiten Durchgang das Spiel gemacht.“

Wulff: „In der ersten Hälfte hat der letzte Kick bei uns gefehlt“

Entwischt. Teutonias Michael Meyer (re.) lässt Curslacks Florian Rogge stehen. Foto: Gettschat

Wenig verwunderlich daher, dass der SVCN erst nach dem Seitenwechsel zu seinem ersten Treffer vor den 130 Zuschauern an der „Kreuze“ kam: Sechs Minuten alt war Durchgang Nummer zwei, als Stjepan Radic den Ball auf den rechten Flügel schlug, Timo Lenz ihn scharf vors Tor brachte und Lechler – noch bedrängt von einem Widersacher – das Spielgerät über die Linie drückte (51.). Zuvor hätten Aytac Erman, dessen Schuss Patrik Papke auf der Linie klärte (49.) und Niklas Holz (50., ans Außennetz) für Teutonia den berühmten Sack mit dem 2:0 schon frühzeitig zumachen können. So aber kam alles anders: Nach dem Ausgleich wurde ein Schuss von Florian Rogge an die Latte abgefälscht (59.), dann vergab der Curslacker zwei weitere Male (62., 63.) und auch Lechler hatte einen weiteren Treffer auf dem Fuß (82.). Auf der anderen Seite scheiterten Noor Al-Tamamy (67.) und Emre Yasar (81.) jeweils an SVCN-Schlussmann Gianluca Babuschkin.

Selbiger hatte in den ersten 45 Minuten zunächst wenig zu tun. Obwohl Teutonia anfangs deutlich mehr vom Spiel hatte und sich auch einen Chancenvorteil erarbeitete, fehlte es den Abschlüssen der Gastgeber an der nötigen Konsequenz, um richtig große Gefahr heraufzubeschwören. So dauerte es bis zur 23. Minute, ehe Gerrit Pressel nach rechts zu Nick Gutmann flankte, dieser in den Strafraum marschierte und im richtigen Moment quer auf Erman ablegte, der den Ball über die Linie drückte – 1:0. Danach versäumte es Teutonia, den zweiten Treffer nachzulegen. Sowohl Erman (27.) als auch Al-Tamemy (40.) vergaben jeweils. Für den SVCN köpfte Jan-Hendrik Bannasch nach 42 Minuten am Kasten vorbei.

Titze: „Ein Spiel dauert 90 Minuten – es reicht nicht wenn wir nur 35 gute Minuten haben“

Nach einer Stunde wurde Meyer auf Seiten der Teutonen vorzeitig ausgewechselt, für ihn kam Davidson Eden. Foto: Gettschat

„Wir haben zwei unterschiedliche Halbzeiten gesehen. Nach der ersten geht Teutonia verdient mit dem 1:0 in die Kabine. Wir sind mit einem schwachen Saisonstart angereist. Die Vorzeichen für uns standen nicht gut. Trotzdem wussten wir, dass wir hier was erreichen können“, bilanzierte SVCN-Trainer Matthias Wulff nach der Begegnung, bekannte aber auch: „In der ersten Hälfte hat der letzte Kick bei uns gefehlt. Wir waren immer ein Stück zu weit weg. Teutonia war vor allem über die Außen extrem spielstark und auch die Standards, die wir zugelassen haben, waren immer brandgefährlich.“ Sein Team habe sich, so Wulff, vorgenommen, „in der zweiten Halbzeit einen Tick mehr rauszuhauen. Wir haben dann 30 bis 35 Minuten ein starkes Spiel gemacht und dem Gegner den Schneid abgekauft. Aus meiner Sicht waren wir auf dem Weg, in Führung zu gehen. In den letzten zehn Minuten hatte Teutonia nochmal Chancen. Wir vergeben in der 89. Minute den Matchpoint, als Arnold Lechler das 2:1 nicht macht. Aber kein Vorwurf an ihn, das kann passieren. Das Unentschieden ist okay, wenn man den Spielverlauf betrachtet.“

„Wir sind gut ins Spiel gekommen und haben im Gegensatz zum Spiel gegen BU diesmal in der Phase ein Tor gemacht, Wenn du gut bist und Qualitäten hast, musst du aber auch das 2:0 machen. Ab der 35 Minute haben wir uns offenbar zu sicher gefühlt. Das habe ich angesprochen. Die Jungs sollten geduldig spielen“, gab Wulffs Widerpart Sören Titze zu Protokoll. „Das haben wir zu Beginn der zweiten Halbzeit überhaupt nicht hinbekommen. Die ersten 15 Minuten waren ganz schlimm, da waren wir überhaupt nicht im Spiel und fangen uns zurecht das 1:1. Diesen Treffer hat sich Curslack verdient. Ab der 65., 70. Minute haben wir uns ein bisschen erholt“, so der Teutonen-Trainer, „unsere Phase zwischen der 75. und 85. Minute war ganz gut, da hat die Mannschaft nochmal an sich geglaubt.“ Insgesamt aber, so der Übungsleiter der Gastgeber, sei er „von dem, was zwischen der 45. und 75. Minute passiert, sehr enttäuscht. Ein Spiel dauert 90 Minuten – es reicht nicht wenn wir nur 35 gute Minuten haben. Wenn es für uns heute ganz beschissen läuft, hast du am Ende gar nichts in der Hand.“

Jan Knötzsch