Starker ASV ärgert HEBC und präsentiert einen „Top-Transfer“

Großkopf: „Für mich ist der Verein eine Herzensangelegenheit“

01. Juli 2018, 14:58 Uhr

ASV-Neuzugang Serhat Cayir (li.) und Trainer Mo Wadhwa. Foto: Kormanjos

Da ist er also – der neue Übungsleiter des HEBC: Jörn Großkopf. „Wir haben uns einmal unterhalten und waren uns nach 90 Minuten einig“, verriet er uns nach dem Testspiel gegen den Ost-Bezirksligisten ASV Hamburg. Dabei betonte er: „Es geht nicht, wie einige Leute in irgendwelchen Foren schreiben, um Finanzielles. Darum geht’s überhaupt nicht! Ich mache das, weil es eine Herzensangelegenheit ist, ich einfach Bock habe und geil auf diese Aufgabe bin!“

Jörn Großkopf feierte bereits am Samstag beim 3:3 gegen Tesla sein Debüt als HEBC-Coach. Foto: Kormanjos

Großkopf selbst spielt für die Senioren des Vereins, wo Christian Wriedt, mit dem er nun ein Gespann bildet, sein Trainer ist. Der ehemalige Wedel-Coach wurde nicht müde, die „überragende Arbeit“ seines Vorgängers Marco Fagin, der sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung stellen musste, noch einmal explizit hervorzuheben – und meinte außerdem: „Der Umstand ist natürlich traurig und nicht schön. Ich wünsche Marco, dass er wieder auf die Beine kommt!“ Dem schließen wir uns natürlich vollumfänglich an – und kommen damit zum Spiel gegen den ASV Hamburg. „Mir haben eine ganze Menge Sachen nicht gefallen“, so Großkopf, der erklärend ausführte: „In der ersten Halbzeit hatten wir viel zu wenig Präsenz und eine ganz schlechte Passgenauigkeit. Das wurde in den ersten 20 Minuten nach der Halbzeit etwas besser, doch dann haben wir wieder nachgelassen.“

Wadhwa: „Wenn wir gegen einen Oberligisten spielen, mache ich mir wenig Sorgen“

Die beste HEBC-Chance im ersten Durchgang vergab Sternschanze-Zugang Janek Bundt, der nach feinem Kosik-Zuspiel in die Schnittstelle und einem uneigennützigen Querpass von A-Junior Emile Cordasev über das verwaiste Gehäuse zielte (23.). Auf der Gegenseite hätten Mansoor Ahmadi, nach Stafette über Testspieler Radwan Al Radi und Alesson Fernandes Arguelho (27.), sowie Mike Appiah (37.) den Bezirksligisten in Front bringen können. Beide scheiterten freistehend an Robin Geist. Die Gäste agierten unheimlich diszipliniert, kamen selbst zu Chancen und zeigten einen starken Auftritt. Trainer Mo Wadhwa ließ seine Jungs die ganze Woche über schuften. „Tagtäglich!“ Dennoch war er nur „etwas überrascht“ über den sehr ansprechenden Auftritt seiner Equipe. „Ich fand’s gut, was wir gemacht haben“, so Wadhwa. „Wir haben gut gearbeitet – auch gegen den Ball. Aber wenn wir gegen einen Ober- oder Landesligisten spielen, habe ich generell wenig Sorgen. Es kommt darauf an, wie du gegen deine Gegner in der Liga arbeitest. Denn da werden die Mannschaften wieder ganz anders gegen dich stehen, spielen und arbeiten. Wenn eine Mannschaft mit uns Fußball spielt und wir die Räume bekommen, dann haben wir eine gewisse Qualität in der Offensive, um das zu nutzen. Es war im Kollektiv ein sehr guter Auftritt.“

ASV triumphiert am Reinmüller - Cayir kommt von Altona 93

Serhat Cayir (re.) kommt mit der Empfehlung von sieben Regio-Einsätzen für den AFC zum Ost-Bezirksligisten. Foto: Kormanjos

Ein Auftritt, der von zwei Toren veredelt wurde. Erst war es der wenige Augenblicke zuvor eingewechselte Samey Ludin, der nach einem Pass über die Kette blank vor Geist auftauchte und diesen überlupfte – 0:1 (68.). Keine vier Zeigerumdrehungen darauf wurde ein Fehlpass m Aufbau des HEBC konsequent bestraft. Gastspieler Timo Aschenbrenner, der bereits einige höherklassige Stationen hinter sich hat, war gerade auf dem Platz, als er Abdul-Nafe Farahi rechts am Strafraum freispielte. Dieser blieb ganz cool und schob abgezockt ins kurze Eck ein (72.), musste aber kurz vor Ultimo verletzungsbedingt vom Platz getragen werden. Gute Besserung! Beinahe hätte Aschenbrenner nach einem unglaublichen Sololauf über den halben Platz mit technisch tollem Abschluss sogar noch einen weiteren Treffer folgen lassen – doch diesmal fehlten einige Zentimeter (84.). Den Eimsbüttelern gelang nur noch der Anschluss: Eine Links-Hereingabe von Maximilian Schulz wurde von einem Verteidiger unglücklich in die eigenen Maschen bugsiert (85.). Doch das Wadhwa-Ensemble brachte den Achtungserfolg gegen den Oberliga-Aufsteiger, der auf diverse Leistungsträger verzichten musste, über die Zeit.

„Wenn wir das auch in der Bezirksliga umsetzen können, so diszipliniert zu arbeiten – und eben nicht nur gegen einen Oberligisten –, dann mache ich mir wenig Sorgen“, urteilte Wadhwa, der für Bezirksliga-Verhältnisse einen wahren „Königstransfer“ präsentieren konnte: Serhat Cayir wechselt von Regionalliga-Absteiger Altona 93 zum ASV! Ein Transfer, der durchaus aufhorchen lässt. „Der Aufstieg schwirrt ja jedes Jahr als Ziel um diesen Verein herum. Wir brauchen nicht drum herum zu reden. Es wäre ja Quatsch, wenn wir Spieler wie Serhat Cayir – und den einen oder anderen weiteren qualitativ guten Spieler – dazu holen, und dann sagen, dass wir kein Wörtchen um den Aufstieg mitsprechen wollen. Ich werde nicht sagen, dass mir ein Platz unter den ersten Fünf reichen würde“, so ein ehrgeiziger Wadhwa. „Das wäre nicht das, worauf wir hinarbeiten und dafür reißen sich die Jungs auch nicht den Arsch auf.“ Eine ehrliche Einschätzung des Übungsleiters, der anfügt: „Die Neuzugänge haben wir schon mit bedacht geholt und ausgewählt. Uns fehlte zu oft im Offensivspiel das Tempo über die außen, das Spiel war zumeist zu lethargisch. Jetzt haben wir da noch mehr Qualität, sodass ich auch variieren kann – da wir durch die Neuzugänge auch in der Breite stärker geworden sind.“

„Ich habe in der letzten Saison Fehler gemacht“

Die Spieler des ASV (re.) bejubeln den Achtungserfolg. Foto: Kormanjos

Doch Wadhwa gesteht äußerst selbstkritisch, was sich im Vergleich zur vergangenen Saison ändern muss: „Ich habe letztes Jahr den großen Fehler gemacht – aber ich bin ja auch noch jung und habe daraus gelernt –, dass ich nach der Winterpause die Zügel etwas zu locker gelassen haben.“ Heißt: „Ich habe ein etwas zu großes Augenmerk auf das Spielerische gelegt und nicht so sehr auf das, worauf es in der Bezirksliga ankommt – nämlich dieses typische ‚kämpfen, kratzen, beißen.‘ An diesen Attributen arbeiten wir.“ Und das mit viel Akribie: „Wir haben die ganze Woche über jeden Tag trainiert und gearbeitet, hatten gestern ein gutes Testspiel gegen den MSV Hamburg – und das, obwohl noch neun Leute auf dem Papier fehlen. Wenn ich die Jungs fit bekomme und sie diszipliniert arbeiten, dann brauchen wir uns nicht zu fürchten.“ Dennoch sieht Wadhwa die Staffel „noch ausgeglichener als schon im letzten Jahr.“ Denn: „Es kommen zwei gute Aufsteiger dazu, Glinde darf man nie unterschätzen – gerade jetzt mit der Verpflichtung von Bo Jannik Gehrke im Sturm – und auch der ETSV ist stark. Ich sehe fünf bis sieben Mannschaften, die ein Wörtchen mitreden.“ Dazu zählt auch der ASV Hamburg…

Autor: Dennis Kormanjos