St. Paulis U23 schlägt „am Boden liegende“ Dassendorfer deutlich

Hoffmann: „Wir hätten sogar noch höher verlieren können“

28. Januar 2018, 18:59 Uhr

Die TuS Dassendorf (weiße Trikots) hatte oftmals das Nachsehen. Joel Keller (re.) erzielte das letzte Tor des Tages. Foto: Mathias Merk

Der letzte Test für den FC St. Pauli II vor dem ersten Pflichtspiel in der Regionalliga Nord verlief für die Mannen von Trainer Joachim Philipkowski sehr erfolgreich. Empfangen wurden sie vom Hamburger Oberligameister TuS Dassendorf - jedoch nicht am Wendelweg, sondern auf dem Kunstrasenplatz in Aumühle. Am Ende musste sich die Truppe von Peter Martens und Thomas Hoffmann allerdings deutlich geschlagen geben. Dennoch: „Auch wenn sich das jetzt doof anhört, sind wir trotzdem zufrieden“, so Hoffmann. Auf Seiten der Kiezkicker gab es mit Marcell Sobotta einen Dreifachschützen zu feiern, der sich danach zwar freute, aber klarstellte, dass für ihn „die Mannschaft im Vordergrund steht“.

Kiezkicker Irwin Pfeiffer (re.) konnte sich freistehend die Ecke aussuchen und traf zum 1:0 für den FC St. Pauli II. Foto: Mathias Merk

Als sich die beiden Mannschaften vor dem Anpfiff gegenüber standen, machte es so ein bisschen den Anschein, als wenn gleich der Kampf zwischen „David und Goliath“ beginnen würde. Denn die körperlichen Unterschiede waren einfach zu offensichtlich. Auf der einen Seite der Hamburger Oberligameister, die TuS Dassendorf, mit seinen großgewachsenen Kraftpaketen und auf der anderen Seite das Team des Regionalligisten vom FC St. Pauli II mit seinen eher kleinen und schmächtigen Akteuren. Doch schnell wurde klar, dass die wieselflinken Kiezkicker der TuS das Leben auf dem Platz ganz schön schwer machen würden. Sie führten den Ball eng am Fuß, drangen schnell in die Schnittstellen ein und stellten mit einem fein anzusehenden Kurzpassspiel den Oberligisten vor eine harte Probe. Selbst lange Bälle kamen punktgenau beim Mitspieler an. Folgerichtig ging der Nachwuchs des Zweitligisten in der 17. Minute mit 1:0 in Führung, als eben solch ein weiter Ball die Dassendorfer Abwehr aushebelte und bei Irwin Pfeiffer landete, der sich dann freistehend die Ecke aussuchen durfte und Keeper André Tholen keine Chance ließ. Dieser Treffer war der Startschuss für eine Torfolge im Fünf-Minuten-Takt.

Philipkowski: „Defensiv haben wir in der ersten Halbzeit kaum etwas zugelassen“

In der letzten Aktion vor der Pause verkürzte Dassendorfs Finn-Lasse Thomas (zw. v. li.) das Zwischenergebnis auf 2:3. Foto: Mathias Merk

Die nächste Bude erzielte Marcell Sobotta nach einem Pass in die Gasse. Der Offensivakteur umkurvte Schlussmann Tholen und erhöhte auf 2:0 für die Gäste (22.). Das sollte jedoch noch lange nicht der letzte Geniestreich von ihm gewesen sein. Doch zunächst gelang der TuS in Person von Amando Aust der Anschlusstreffer. Nach einer Ecke von Sven Möller stieg der Kapitän am höchsten und verkürzte das Zwischenergebnis per Kopf auf 1:2 (27.). Dieser Treffer war etwas überraschend, da sich die Gastgeber bis dahin nicht wirklich vor dem gegnerischen Tor blicken ließen. Anschließend dauerte es abermals fünf Minuten, bis der Regionalligist den alten Abstand wieder herstellte. Dafür zuständig: Marcell Sobotta. Durch einen schnell geführten Angriff landete der Ball bei Kyoung-Rok Choi, der das Leder final auf seinen Mitspieler ablegte, sodass Sobotta die Kugel zum 3:1 für die Braun-Weißen einschieben konnte (37.). Und der Oberliga-Serienmeister? Bis auf den Standard, der zum Anschlusstreffer führte, ging für die Truppe von Peter Martens und Thomas Hoffmann nach vorne nichts. Zu gut wurden die Dassendorfer Vorstöße zumeist schon während der Entstehung im Keime erstickt. Die Defensivarbeit des Kiez-Nachwuchses funktionierte einwandfrei. Bis auf das eine Mal. Es war die letzte Aktion vor dem Pausenpfiff, als sich Maximilian Dittrich nach einem klasse Pass von Rinik Carolus über links durchtankte, bis zur Grundlinie rannte und von links den im Strafraum postierten Finn-Lasse Thomas bediente. Seine Direktabnahme ließ den Ball im Netz zappeln, so dass es zur Halbzeit nur noch 2:3 stand (45.).

FCSP-Coach Joachim Philipkowski: „Defensiv haben wir in der ersten Halbzeit kaum etwas zugelassen, außer eben in der 45. Minute, als wir das Gegentor aus dem Spiel heraus kassierten. Das haben wir nicht gut verteidigt.“ In der Tat war es bis dahin der einzig wirklich nennenswerte Dassendorfer Torschuss. Und auch nach dem Seitenwechsel sah das, was sich auf dem Platz abspielte, nicht viel anders aus. Zwar kamen die „Wendelwegler“ etwas häufiger in den gegnerischen Strafraum, vor allem auch, weil Dittrich über die linke Seite mächtig viel Dampf machte, aber spätestens in der Gefahrenzone war dann Schluss für den Serienmeister. Lediglich in der 55. Minute gab es noch einmal eine Gelegenheit für „Dasse“, als Joe Warmbier nach einem Freistoß von Sven Möller mit dem Kopf auf Marcel von Walsleben-Schied ablegte. Aber auch in dieser Situation verhinderte eine Abwehraktion der Gäste, dass der Stürmer aus kürzester Distanz ins Tor traf.

Sobotta markiert seinen dritten Treffer, Keller setzt den Schlusspunkt

Toptorschütze des heutigen Tages war Marcell Sobotta, der dreimal ins Netz traf. Foto: Mathias Merk

Besser machten es hingegen die „Boys in Brown“. Zwar ließen sie absolut hochkarätige Chancen liegen, wie zum Beispiel Choi, der in der 49. Minute am eingewechselten Torwart Stanislaw Lenz scheiterte oder in der 54. Minute freistehend am langen Eck vorbei schoss, aber immerhin hatten sie ja noch einen Spieler in ihren Reihen, dem am heutigen Tage scheinbar alles zu gelingen schien. Marcell Sobotta markierte sein drittes Tor und erhöhte damit auf 4:2 für seine Farben. Dem voraus ging jedoch ein kapitaler Fehler von Finn-Lasse Thomas, der eigentlich auf Nummer sicher gehen und den Ball zurück zur eigenen Hintermannschaft passen wollte. Doch statt seinen Mitspieler, bediente der den Gegner. Ein schneller Pass in den Lauf von Sobotta - und schon war es geschehen. Dass es nicht noch häufiger im Kasten der TuS klingelte, lag nicht nur an den vergebenen Großchancen von Choi, sondern auch an einer klasse Rettungstat von Aust, der einen Schuss, nachdem Keeper Lenz bereits geschlagen war, auf der Linie rettete. Und auch der eingewechselte Rudolf Gonzalez Vass hatte einen Treffer auf dem Fuß, jedoch traf der Offensivakteur nur die Latte. Einen richtigen Schlusspunkt sollte es aber dennoch geben: In der 90. Minute legte Joel Keller am linken Strafraumeck alles in seinen Schuss und zimmerte die Kugel aus 16 Metern zum 5:2 für den FC St. Pauli II in die Maschen.

Die Stimmen zum Spiel:

FC St. Pauli II-Coach Joachim Philipkowski:
„Das war unser letzter Test vor unserem ersten Punktspiel. Das Ergebnis passt. Wir haben uns sehr viele Torchancen herausgespielt und in beiden Halbzeiten zwei, drei Hundertprozentige liegen lassen. Das Spiel hätte auch noch höher ausgehen können. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was die Jungs gemacht haben. Es war ein guter Test und jetzt freuen wir uns auf die Punktspiele.“

Dassendorf-Trainer Thomas Hoffmann:
„Aufgrund unserer personellen Lage haben wir heute nur erhofft, dass wir hier ohne Verletzte rauskommen. Das war heute so eine Willensgeschichte. Dafür, dass wir nur elf Feldspieler zur Verfügung hatten und eigentlich von dieser Konstellation her auch noch einer krank war und eigentlich nicht hätte spielen dürfen, haben wir das schon gut gemacht. Man hat natürlich gesehen, dass wir körperlich total am Boden sind. Von daher war die Leistung noch okay. Es waren unglaublich viele einfache Fehler dabei, aber wenn du körperlich unten bist, weil wir am Wochenende ein intensives Trainingslager absolviert haben, klappt das auch mit der Konzentration nicht mehr so gut - und dann passieren solche Fehler. So ein Gegner bestraft das dann natürlich. Wir hätten auch durchaus noch höher verlieren können. Das muss man einfach so deutlich sagen. Aber auch, wenn sich das jetzt bei dem Ergebnis zwar doof anhört, sind wir eigentlich zufrieden. Und die Jungs sind jetzt froh, dass sie morgen trainingsfrei haben.“

Dreifach-Torschütze Marcell Sobotta:
„Natürlich bin ich glücklich, wenn ich drei Tore schieße. Aber trotzdem steht die Mannschaft im Vordergrund. Der Test hat gezeigt, dass wir als Team auftreten und dann auch solche Gegner wie Dassendorf souverän schlagen können. Dassendorf ist für jeden Regionalligisten ein sehr guter Gegner. Wir haben gesehen, dass wir, obwohl wir uns nicht auf den Gegner eingestellt haben, ein gutes Pressing spielen und gut fallen lassen können. Ich denke mal, dass unser Spiel heute sehr flexibel war und genau darauf können wir aufbauen.“

Aufstellungen:

TuS Dassendorf:
Andre Tholen (46. Stanislaw Lenz), Sven Möller, Henrik Dettmann, Pascal Nägele, Maximilian Dittrich, Amando Aust, Joe Warmbier, Rinik Carolus, Marcel von Walsleben-Schied (80. Samuel Louca), Finn-Lasse Thomas, Marcel Lenz (57. Tristan Koops)

FC Sankt Pauli II:
Svend Brodersen, Michael Ambrosius, Joel Keller, Marcell Sobotta, Irwin Pfeiffer, Benjamin Nadjem (73. Kerim Carolus), Lennart Keßner (63. Rudolf Gonzalez Vass), Kyoung-Rok Choi, Brian Koglin, Seungwon Lee, Christian Viet (63. Fynn Rocktäschel)

Autor: Mathias Merk