Bezirksliga Nord

Solo, Schuss und Schluss: Taheri beschert Falke einen „Last-Minute-Punkt“

HFC kontert im Duell mit Spitzeneiter Vicky II zwei Rückstände und spielt 2:2

14. September 2019, 19:00 Uhr

Jungs, da geht's zu Tor: Falke-Trainer Dirk Hellmann gibt die Richtung vor – am Ende zumindest mit einem Teilerfolg. Foto: Both

Sie hatten die drei Punkte fast schon im Sack – aber eben nur fast. Und so waren die Gesichter auf Seiten des SC Victoria II nach dem Abpfiff des Bezirksliga Nord-Spitzenspiels zwischen dem Zweitplatzierten HFC Falke und dem „Leader“ lang. Wäre da aus Sicht der Schützlinge von David Eybächer und Michel Massing – letzterer fehlte beim Kick am Königskinderweg aus privaten Gründen – doch bloß nicht diese 90. Minute gewesen. Denn die machte dem Spitzenreiter auf dem Weg zum nächsten „Dreier“ letztlich einen dicken Strich durch die Rechnung. Oder besser gesagt: Die „Falken“ bewiesen wieder einmal in dieser Saison, dass sie so etwas wie die „Last-Minute-Mannschaft“ der Liga sind!

Was genau passiert war? Nun, Vicky II war nach 34 Minuten durch Steen Schimmelpfennig, der einen Fehler im HFC-Aufbauspiel bestrafte, in Führung gegangen. Dann glich Benjamin Baarz nach acht Zeigerumdrehungen, die in der zweiten Halbzeit absolviert waren, nach einem Foul an Timo Riemer vom Elfmeterpunkt aus. SCV II-Keeper Henrik Bahlmann war zwar noch dran, konnte den Einschlag aber nicht verhindern (53.). Die Victorianer jedoch zeigten sich vom Ausgleichstreffer unbeeindruckt und sorgten nach 74 Minuten in Person von Oguzhan Senol, dessen Schuss auf den Kasten von HFC-„Goalie“ Marco Wendt aus Sicht der Hausherren noch unglücklich abgefälscht wurde, für die neuerliche Führung. Doch der Spitzenreiter hatte an diesem Nachmittag seine Rechnung ohne Shahin Taheri gemacht. Der nämlich hatte in der Schlussminute urplötzlich noch einmal die berühmte „zweite Luft“ bekommen, schnappte sich die Kugel, ließ einen Sololauf folgen und schiss das Leder aus der Distanz zum neuerlichen Ausgleich und 2:2-Endstand ins Schwarze.

Hellmann: „Wenn wir mehr Effizienz zeigen, gewinnen wir das Spiel auch“

Der spielende Vicky II-Trainer David Eybächer. Foto: noveski.com

„Ich glaube, beide Mannschaften hatten einen gewissen Respekt und eine ähnliche Idee, wie sie das Spiel angehen – nämlich eine eigene Kompaktheit herzustellen und den Gegner von den stärkeren Außenpositionen wegzuhalten, um den Ball nach innen zu lenken und dann dort zuzupacken. So haben sich für die Innenverteidiger auf beiden Seiten, die viel am Ball waren, viele Möglichkeiten zur Spieleröffnung ergeben. Im zentralen Mittelfeld haben sich beide Mannschaften fast gegenseitig aufgehoben“, erklärte Dirk Hellmann nach Spielschluss. „Im Großen und Ganzen hatten wir die Mehrzahl an Chancen, wobei ich die letzten 15 Minuten nach dem 2:1 für Vicky dabei rausnehmen muss. Da hatten sie gute Konterchancen“, so „Helle“ weiter. „Ein, zwei Treffer aus unseren Chancen in der ersten Hälfte wären möglich gewesen. Aber das haben wir versäumt. So gehen wir mit dem Rückstand in die Kabine. Wenn wir mehr Effizienz zeigen, gewinnen wir das Spiel auch“, war sich der Falke-Übungsleiter sicher, denn schließlich „hatten wir die stärkste Offensive der Liga gut im Griff. Alles kannst du nicht verteidigen, aber das meiste haben wir geschafft“, analysierte der Falke-Trainer. 

Entsprechend war Hellmann „hochzufrieden. Das war eines unserer besten Spiele. Wir hatten eigentlich nur vor Vickys 2:1 eine Phase mit sieben schwachen Minuten, ansonsten hatten wir aus meiner Sicht klar die Spieldominanz auf unserer Seite. Bis zur 60. Minute hatten wir alles im Griff, dann haben wir den Faden verloren. In der Schlussphase haben wir aufgelöst, hatten nur noch einen Sechser und haben zudem sehr offensiv gewechselt. Wir hatten am Ende gefühlt sechs Stürmer auf dem Feld. Nach 79 Minuten hält uns Wendt mit einer Parade gegen Carlton Meierdiercks im Spiel. Danach hatten wir Chancen fast im Zwei-Minuten-Takt.“ Aber es dauerte eben bis zur letzten Minute, ehe die Falken eine davon nutzen konnten. „Nach einem Ballgewinn in der eigenen Hälfte setzt sich Taheri gegen zwei Mann durch, zieht nach innen und schlenzt das Ding mit der Innenseite aus 22 Metern rechts oben in den Knick“, freute sich Hellmann, „Vicky hat hinten raus die Chancen nicht mehr effizient ausgespielt.“ So zum Beispiel die von Michele Krüger, dem in der 93. Minute die Kugel bei der Ballannahme versprang, so dass Wendt klären konnte. „Letztlich sehe ich die Partie mit einem weinenden Auge, weil die Jungs drei Punkte verdient gehabt hätten. Aber andererseits auch mit einem lachenden Augen, wenn ich betrachte, wie Taheri mit viel Leidenschaft alles in die Hand nimmt. Das ist einfach nur Klasse!“

Eybächer: „Wir bleiben weiter ungeschlagen, deshalb sind wir zufrieden“

Torjäger Daniel Tramm (re.) blieb bei den Gästen diesmal ohne Erfolg. Foto: Both

„Ich fand, dass es ein ausgeglichenes und sehr kampfbetontes Spiel war. Falke war uns meiner Meinung nach läuferisch und athletisch überlegen. Am Anfang hatten wir leicht damit zu kämpfen, dass sie das Spiel anders eröffnet haben, als wir uns das gedacht hatten. Dann haben wir umgestellt und hatten sie besser im Griff“, resümierte Vicky II-Trainer David Eybächer, der selbst auf dem Feld stand, nach dem Abpfiff. Dennoch „waren wir nicht so bissig bei den zweiten Bällen“, sagte Eybächer in seiner Analyse. „Dann sind wir aus dem Nichts in Führung gegangen, haben das Spiel danach einigermaßen im Griff und kriegen den Elfer gegen uns, den man geben kann, aber nicht muss. Nach dem 1:1 haben wir zehn, 15 Minuten lang unsere beste Phase“, beurteilte der Vicky II-Coach die Leistung seiner Elf.

In diesem Zeitraum, so Eybächer, habe es seine Mannschaft „gut gelöst. Wir haben das Pressing überspielt und unsere fußballerischen Qualitäten gezeigt.“ Der Führungstreffer zum 2:1 sei dann „glücklich, aber aus meiner Sicht verdient“, sagte der 30-Jährige und fügte hinzu: „Anschließend lassen wir uns hinten rein drängen. Falke hat nochmal umgestellt und weitere Offensivspieler gebracht. Bevor wir in der 90. Minute das 2:2 kriegen, können wir ebenso wie danach noch den dritten Treffer machen oder besser gesagt: müssen ihn machen! Wir lassen 100-prozentige Chancen liegen.“ Im Endeffekt, so Eybächer, „ist das Unentschieden verdient. Beide Seiten können gut damit leben. Falke, weil sie in der letzten Minute den Ausgleich machen. Und wir, weil Falke ein bisschen dominierender war. Wir bleiben weiter ungeschlagen, deshalb sind wir zufrieden.“

Jan Knötzsch