Oberliga

„Schwiegermutters Liebling“ verzückt, Schubring weckt (weiter) Begehrlichkeiten

Curslack macht mit Meiendorf in einer Halbzeit kurzen Prozess

02. November 2019, 19:00 Uhr

Marco Schubring (re.) zirkelt den Freistoß formschön über die auf dem Boden klebende Meiendorfer Mauer hinweg zum zwischenzeitlichen 2:0. Foto: Olaf Both

Sowohl für den SV Curslack-Neuengamme als auch für den Meiendorfer SV war das direkte Aufeinandertreffen „ein enorm wichtiges Spiel – nicht nur tabellarisch gesehen“, wie SVCN-Coach Matthias Wulff nach den 90 Minuten zu Protokoll gab. Bei allen „Positiv-Erlebnissen der letzten Wochen“ sei es sogar „das entscheidende Spiel“ gewesen, wie Wulff befand, ehe er seine Einschätzung auch begründete: „Wenn du das nicht gewinnen würdest, war alles vorher nur wenig wert.“ Umso glücklicher war der Coach der „Deichkicker“, dass sich sein Team „ein bisschen Luft verschaffen und für die desolate Leistung im Pokal Revanche nehmen konnte“ – und das gegen einen über weite Strecken erschreckend harmlosen Gegner.

Youngster Tim Schmidt (li.) bejubelt sein erstes Oberliga-Tor. Foto: Olaf Both

Neben Sebastian Spiewak, der laut Wulff „hinten ein überragendes Spiel gemacht und gar keinen Zweikampf verloren hat“, freute sich der Übungsleiter der „Himmelblauen“ insbesondere über einen weiteren „Leuchtpunkt“, wie er es ausdrückte – und damit Youngster Tim Schmidt meinte. „Gegen Osdorf sind ihm bereits zwei Assists gelungen. Heute hatte er seinen zweiten Startelf-Einsatz und konnte sich mit einem Tor und einer weiteren Vorlage auszeichnen. Das ist schon eine starke Duftmarke“, verzückte der 18-Jährige, der „am Anfang der Saison zwei Kurzeinsätze hatte – leider in Phasen, wo wir die Spiele hintenraus immer abgegeben haben, was hart für ihn war“, seinen Trainer. „Er kommt gerade aus der A-Jugend, könnte dort auch noch ein Jahr spielen, und muss sich erstmal an die Oberliga gewöhnen. Das Fußballerische bringt er zu 100 Prozent mit, im körperlichen Bereich musste er ein bisschen rangeführt werden über einige Sonderschichten mit unserem Fitnesstrainer. Er hat sehr lange auf seinen Startelf-Einsatz warten müssen und hat die Chance gegen Osdorf für sich genutzt.“ Der Offensivakteur sei zudem „ein ganz feiner Kerl, der sehr lernwillig ist und viel für die Mannschaft tut“, verriet Wulff, das er nach der Partie sogar seine Taktiktafel auf eigene Nachfrage hin mit in die Kabine trug. „Er ist so ein bisschen Schwiegermutters Liebling“, witzelte der SVCN-Dompteur.

Schubring bringt Meiendorf ins Schwimmen

Alexandar Mucunski (re.) hätte das 1:1 machen können, wenn nicht gar müssen. Foto: Olaf Both

Und „Schwiegermutters Liebling“ lieferte auch sofort ab. Nachdem Sean Paul Vinberg einen Schuss von Marco Schubring noch blocken konnte, beförderte Schmidt den Abpraller aus spitzem Winkel per Direktabnahme ins lange Eck und erzielte in der zwölften Spielminute seinen ersten Oberligatreffer! Die Gäste wirkten fahrig, ungeduldig, nervös und auch von der Körpersprache her nicht richtig bei der Sache. Zwar hätte Alexandar Mucunski – nach weiteren vergebenen Chancen der Hausherren – in der 28. Minute den Ausgleich erzielen müssen, schoss aber aus wenigen Metern am leeren Gehäuse vorbei, doch in der Folge spielte fast nur noch Curslack. Lange Zeit hielt Sulejman Hoxha die Mannen von der B75 im Spiel. Doch gegen einen Akteur war mal wieder kein Kraut gewachsen: Top-Torjäger Marco Schubring. Erst schlenzte der Linksfuß einen 18-Meter-Freistoß aus halbrechter Position traumhaft über die nicht im Ansatz hochspringende Meiendorfer Mauer hinweg ins rechte Toreck (39., siehe Video!).

„Das ist in Curslack auch schon lange her mit einem direkt verwandelten Freistoß. Schön, dass er sowas auch kann“, scherzte Wulff, ehe sein Goalgetter mit seinem inzwischen 17. Saisontor noch vor dem Pausenpfiff auf 3:0 erhöhte, als er nach einem schnell ausgeführten Freistoß in der eigenen Hälfte vom starken Florian Rogge und Jungspund Schmidt in Szene gesetzt wurde und aus ganz schwieriger Position mit rechts ins lange Eck vollstreckte (45.). Kein Wunder, dass Altona 93 scheinbar ein Auge auf Schubring geworfen hat. Davon wollte Manager Oliver Schubert jedoch nichts wissen und dementierte vehement. „Die gegen davon aus, dass die sich überall zum Nulltarif bedienen können. Den Weg gehe ich bestimmt nicht mit. Da haben wir Rückgrat genug, um uns auch dagegen zu stemmen“, entgegnete Schubert - und sprach damit auf ein Angebot unmittelbar vor Saisonbeginn an Keeper Gianluca Babuschkin an, was der SVCN damals ablehnte. Was „Abwehr-Boss“ Sebastian Spiewak zum Auftritt seiner Elf und er Bedeutung von Schubring für die Mannschaft zu sagen hatte, seht Ihr im folgenden Video-Interview!

Marco Schubring (re.) bejubelte seine Saisontreffer 16 und 17. Foto: Olaf Both

Sein Trainer war nach dem Spiel ebenfalls „sehr zufrieden“ mit der Performance seiner Schützlinge. „Die Jungs haben das toll umgesetzt, die Tore schön herausgespielt und weitere klasse Aktionen kreiert“, so Wulff, der sich von einem Aspekt aber ganz erstaunt zeigte: „Ich habe es in Curslack so auch noch nicht erlebt, dass wir es tatsächlich auch mal hingekriegt haben, eine ganz entspannte zweite Halbzeit zu spielen und den Vorsprung ohne große Komplikationen nach Hause zu bringen. Ein rundum gelungener Tag.“ Seine Mannen hätten das vor allem in der ersten Halbzeit „sehr gut gemacht“, wobei Wulff auch überrascht war, „dass nach der Halbzeit, wo man mit einem kleinen Feuerwerk rechnet“, kaum etwas vom MSV kam. „Aber für uns war wichtig, dass wir unser Spiel durchgezogen und weiter diszipliniert gespielt haben. Damit raubt man dem Gegner auch den Nerv.“ So sehr, dass sich die Meiendorfer Verantwortlichen auf der Pressekonferenz nach dem Spiel „aus privaten Gründen“ entschuldigen ließen.

Autor: Dennis Kormanjos

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