LOTTO-Pokal

Saad ärgert die „Ex“, Martens beklagt „zu viele negative Dinge“ – und bei BU überwiegt der Lux-Schock

10. August 2021, 22:31 Uhr

Nils Brüning (Mi.) bedankt sich nach seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 3:0 bei Vorbereiter Dylan Williams. Foto: KBS-Picture.de

Zwischen seiner offiziellen Verabschiedung von den BU-Offiziellen in Person von Volker Brumm und seinem ersten Torerfolg an alter Wirkungsstätte vergingen keine 240 Sekunden. Nach dem Anpfiff dauerte es sogar nur 66 Sekunden, bis er am schnellsten schaltete, hellwach und prompt zur Stelle war. Die Rede ist von Elias Saad. Nach feiner Stafette über Kangmin Choi und Jasper Hölscher sowie einem darauffolgenden Kopfball von Jan Lüneburg, den Rene Heide noch glänzend parierte, staubte der Ex-Barmbeker zur Blitz-Führung ab (alle Highlights im LIVE-Ticker).

Elias Saad schockte seinen Ex-Club bereits nach 66 Sekunden und war auch an den zwei weiteren Norderstedt-Toren im ersten Abschnitt beteiligt. Foto: KBS-Picture.de

„Es ist natürlich super bitter, wenn du nach einer Minute so unsortiert auf der Sechs bist und einen so blöden Konter bekommst“, ärgerte sich BU-Coach Jan Haimerl. Denn: „Es war ja nicht so, dass sich Norderstedt danach vier, fünf oder sechs Hundertprozenter rausgespielt hat.“ Auch wenn es so schien, als würde Norderstedt den „Flow“ aus dem DFB-Pokalspiel mitnehmen und die Wut im Bauch am Oberligisten rauslassen, kam von den Garstedtern plötzlich so gut wie gar nichts mehr. „Spielerisch war ich nicht zufrieden, das habe ich in der Halbzeit auch sehr deutlich gemacht“, verriet EN-Übungsleiter Jens Martens – und bejahte, dass seinem Team das frühe Tor offenbar nicht so guttat. „Es sah ganz deutlich so aus. Wir haben dynamisch angefangen, das Tor gemacht – aber danach flaute es immer weiter ab. Eigentlich war es schon das Ziel, frühzeitig das zweite Tor nachzulegen.“ Frühzeitig war es zwar nicht, aber noch vor der Pause, als Saad wieder in Erscheinung trat.

"Die beiden Tore waren gut herausgespielt"

Saad (li.) war von seinen ehemaligen Teamkollegen nur schwer in den Griff zu kriegen. Foto: KBS-Picture.de

Der „Flügelflitzer" pflückte einen langen Ball von Hamajak Bojadgian traumhaft aus der Luft und ließ seinen Gegenspieler lässig stehen. Choi konnte die perfekte Vorarbeit noch nicht veredeln, dafür aber Lüneburg (38.). Und auch beim dritten Norderstedter Treffer vor der Pause war Elias Saad maßgeblich beteiligt. Der 22-Jährige steckte einen optimal getimten Diagonalball von Yannik Nuxoll für den in die Tiefe gestarteten Dylan Williams durch. Dessen Querpass drückte Nils Brüning über die Linie (45.). „Die beiden Tore waren gut herausgespielt“, gewann Martens der ersten Hälfte doch noch etwas Gutes ab. Die Partie war entschieden – oder wie es Haimerl formulierte: „Die Messe war damit gelesen.“ Und das Eintracht-Trainerduo Martens/Smith warf in den zweiten 45 Minuten die jungen Wilden ins Rennen. Auch Elias Saad durfte sich schonen.

"Er ist vermutlich einer der wenigen Spieler mit so einer Schusstechnik"

Heißer Kampf um den Ball: Nils Brüning (re.) vs. Guy Grah. Foto: KBS-Picture.de

Obwohl man sich weitere Möglichkeiten erspielen konnte, merkte man der Eintracht deutlich an, dass bereits Kräfte für den Regionalliga-Saisonauftakt am Freitagabend gegen Phönix Lübeck geschont wurden. Und so kamen die Hausherren tatsächlich zum Anschlusstreffer, als der eingewechselte Moritz Erichsen einen unglaublichen Strahl aus 23 Metern halbrechter Position auspackte. Stefan Rakocevic war chancenlos, das Leder schlug im rechten Giebel ein (71.)! „Ich habe zu ‚Schluchti‘ (Nico Schluchtmann, Anm. d. Red.) schon in der ersten Halbzeit gesagt, dass sie darauf achten sollen, wie weit der Keeper vor dem Tor steht. Und Moritz Erichsen ist vermutlich einer der wenigen Spieler, der diese Schusstechnik hat“, so Haimerl. Eben jener Erichsen war es auch, der vier Minuten vor Ultimo einen Freistoß nur knapp am rechten Pfosten vorbei zirkelte. „Er bringt super viel mit, aber er muss es auch auf die Platte kriegen und immer wieder bestätigen“, nahm Haimerl seinen „Kunstschützen“ in die Pflicht, merkte aber gleichzeitig an: „Wir sind froh, dass wir ihn haben und werden auch noch viel Spaß an ihm haben!“

"In der zweiten Halbzeit haben wir gezeigt, worauf es bei uns ankommt"

Das 3:0! Nils Brüning (li.) hat keine Mühe mehr, das Runde aus wenigen Metern im Eckigen unterzubringen. Foto: KBS-Picture.de

Weniger Spaß hatte Haimerl in der Nachspielzeit, als seine Barmbeker noch das „super ärgerliche“ 1:4 kassierten. Batuhan Evren schloss einen Konter über Philipp Müller und Jasper Hölscher zum Endstand ab (90. +3). „Wir wollten die zweite Halbzeit unbedingt gewinnen. Das hat man auch gesehen. In zwei, drei Situationen hatten wir einfach Pech“, befand der BU-Dompteur, der dennoch konstatierte: „In der zweiten Halbzeit haben wir gezeigt, worauf es bei uns ankommt: ein unfassbar großes Herz und ganz viel Leidenschaft. Aber auch, dass am Ende von der Tribüne ein bisschen was rüberschwappt.“ Auch mit den ersten 45 Minuten sei er „nicht ganz unzufrieden gewesen“, erklärte Haimerl.

"Insgesamt waren es einfach zu viele negative Dinge"

Jasper Hölscher (re.) - hier gegen Matthias Sesselmann - bereitete den Treffer zum 4:1-Endstand für die Eintracht mustergültig vor. Foto: KBS-Picture.de

Martens‘ Fazit: „Wir haben die Pflichtaufgabe erfüllt.“ Aber: „Wir haben im gesamten Spiel zu wenig Kontrolle gehabt und zum Schluss sind wir hinten sogar noch ein bisschen geschwommen. Man kann der Sache auch etwas Positives abgewinnen – und das waren die Tore. Aber insgesamt waren es einfach auch zu viele negative Dinge. Es war kein gutes Spiel von uns, aber wir sind eine Runde weiter.“ Und das war es, worauf es ankam. Denn am Freitagabend steht der Eintracht bereits die nächste Aufgabe gegen Phönix Lübeck ins Haus. „Deshalb haben wir logischerweise auch viel gewechselt, um eine gewisse Frische zu erhalten.“ Auch Elias Saad durfte ein paar Körner zurückhalten. Von Nervosität sei bei ihm im Vorfeld gegen seinen ehemaligen Verein „nichts zu sehen“ gewesen, so Martens. „Bisher hat er es astrein bei uns gemacht und er hat wirklich Potenzial“, verriet Martens auch, dass Saad ein „individueller Trainingsplan“ auferlegt wurde, „damit er etwas kräftiger wird“. Doch schon jetzt sei bei ihm „ein gutes Talent zu sehen. Das wollen wir versuchen weiter auszubilden.“

BU-Schock um Lux

Der Schock um Kapitän Yannik Lux (2. v. li.) steckte den Barmbekern auch nach Schlusspfiff noch in den Knochen. Foto: KBS-Picture.de

Während Norderstedt in der nächsten Runde zum BU-Nachbarn USC Paloma reisen muss, wird die Haimerl-Elf zum Liga-Start gegen die „Tauben“ am kommenden Samstagabend (18 Uhr) vermutlich auf ihren Kapitän verzichten müssen. Ohne Fremdeinwirkung sackte Yannik Lux unmittelbar nach Beginn der zweiten Halbzeit tief in der eigenen Hälfte zusammen und wirkte benommen. Später musste sogar der Krankenwagen anrücken – und die Barmbeker durften unmittelbar nach Spielschluss nicht in den Kabinentrakt, da Lux dort noch behandelt wurde. 


„Als wir zur zweiten Hälfte rausgehen wollten, war ihm schwindelig. Daraufhin hat er sich hingesetzt. Ich habe ihm gesagt, dass er zumindest mal raus an die frische Luft soll. Und es schien so, als würde ihm das guttun. Wir wollten dann erstmal gucken, wie und ob es geht. Denn man kann es ja nicht abschätzen, woran es gelegen hat“, erläuterte Haimerl – und brachte es abschließend auf den Punkt: „Es geht einzig und allein darum, dass er möglichst schnell wieder auf die Beine kommt. Der Rest ist mir am Ende des Tages scheißegal – auch der LOTTO-Pokal!“ Auch wir wünschen Yannik Lux natürlich eine rasche und vollständige Genesung!


Autor: Dennis Kormanjos