Oberliga

Rassistische Äußerung: Abbruch an der Dieselstraße!

Meiendorf verlässt nach Beleidigung gegen Heitbrock kollektiv den Platz

17. Februar 2019, 16:08 Uhr

Da war die Welt noch in Ordnung: Meiendorfs Kevin Heitbrock in der ersten Halbzeit des Auswärtsspiels bei BU. Foto: Bode

Es hätte ein ganz normaler Oberliga-Nachmittag werden sollen an der Dieselstraße. Doch dazu kam es nicht: Das Match des HSV Barmbek-Uhlenhorst gegen den Meiendorfer SV wurde abgebrochen! Nach einer rassistischen Äußerung von den Zuschauerrängen gegen ihren Spieler Kevin Heitbrock verließen die Meiendorfer kollektiv den Kunstrasenplatz – und kamen auch nicht mehr wieder. Nachdem es zunächst nur nach einer kurzen Unterbrechung aussah, wurde die Begegnung dann schließlich komplett abgebrochen.  

Es lief die 71. Minute der Partie und Referee Thore Holst (FTSV Altenwerder) hatte beim Stand von 3:0 für BU nach einem Foul gerade einen Freistoß für die Hausherren verhängt, nachdem es zu einem Vergehen von Max Rosseburg an BU-Spieler Fatih Umurhan gekommen war.  Alles sah nach einer normalen Ausführung der Standardsituation aus. Doch dann bewegte sich Kevin Heitbrock auf einmal weg vom Geschehen. Meiendorfs Abwehrmann sprang schließlich über die Werbebande Richtung Zuschauer. Der Grund? Es soll eine rassistische  Beleidigung gegen den 26-Jährigen gegeben haben. 

MSV mit Statement auf Instagram

Die Meiendorfer posteten via "instagram" ein erstes Statement: " Wir weigern uns nach einer rassistischen Beleidigung einzelner BU-Zuschauer und anschließender Rudelbildung weiter zu spielen. Mehr als Traurig und beschämend das es so etwas noch gibt!!! Vom Großteil der Zuschauer bekommen wir jedoch Zuspruch, wir wollen nicht alle über einem Kamm scheren!"

Saglam: "Wenn ich die Jungs nicht zurückgehalten hätte, wäre es eskaliert"

MSV-Trainer Baris Saglam fand nach dem Spiel deutliche Worte. Foto: KBS-Picture.de

"Da gibt es nichts mehr über das Sportliche zu reden, sondern darüber das man versucht, sich rauszureden", erklärte MSV-Trainer Baris Saglam nach dem Spiel. Offenbar wurde sich damit entschuldigt, dass nicht Heitbrocks Haut- sondern die schwarze Trikotfarbe der Meiendorfer bei der Äußerung gemeint gewesen sei. "Wir sind letztlich alle nur Menschen – es gibt nicht schwarz oder weiß oder Neger. Wenn man über mich spricht, dann sagt man Türke, Kanacke oder Schwarzkopf. Aber wenn man über meine Hautfarbe spricht, dann bezeichnet man mich als Weißen? Das sage ich doch auch nicht so", begann Baris Saglam sein Statement nach dem Match. "Wenn wir irgendwas aufschlitzen, was kommt dann raus? Richtig: Rotes Blut – bei allen", verdeutlichte der MSV-Trainer dann, dass es keinerlei Unterschied zwischen Menschen gebe.


"Es ist traurig, dass sowas gerade bei BU passiert. Die Zuschauer von BU habe ich nach dem Hinspiel selbst noch hochgejubelt. Ich kann nicht alle über einen Kamm scheren, aber so eine Pappnase – und das sage ich bewusst – passt nicht in unsere Kultur. Barmbek steht für Kultur. BU hat mit Yusuf Musbau selbst einen Spieler in seinen Reihen, der eine andere Hautfarbe hat", so Saglam weiter. Auch, dass der angebliche Übeltäter Alkohol konsumiert haben soll, lasse er nicht als Ausrede gelten, so der Meiendorf-Trainer: "Egal, ob der Alkoholspiegel hoch ist oder nicht: Alkoholisierte und Kinder sagen immer wie Wahrheit. Das sitzt tief im Unterbewusstsein und das hat er zu Wort gebracht."     

Er habe nach den Szenen "die Jungs vom Platz geholt, weil es nicht zu einem positiven Ergebnis geführt hätte. Das Spiel wäre nicht gut zu Ende gegangen – egal in welche Richtung. Weil das unter der Gürtellinie war. Rassismus gehört nicht zum Fußball. Und dieses andere Wort als ‘schwarz‘, was dann gefallen ist, als die anderen Jungs vor Ort waren, auch nicht. Das wurde gebraucht, um zu provozieren. Bei der Rudelbidlung zwischen Haci Gündpgan und Chris Pfeifer muss man die Beteiligten fragen, welche Äußerungen da gefallen sind. Wenn ich die Jungs nicht zurückgehalten hätte, dann wäre es eskaliert – nicht nur außerhalb, sondern auch auf dem Platz. Was da zugerufen wurde, war unter der Gürtellinie. Ich habe sowas noch nie erlebt", sagte Saglam und fügte hinzu: "Ich weiß nicht, was für Konsequenzen vom Verband das hat. Das passt alles nicht zu BU. BU ist Kultur."  

Erste Stellungnahme von BU

Gastgeber BU äußerte sich auf seiner Facebook-Seite wie folgt: "Leider musste unsere Partie in der 77. Minute gegen den Meiendorfer SV beim Zwischenstand von 3:0 durch den Schiedsrichter abgepfiffen werden. Grund dafür kann die vermeintliche Beleidigung eines Zuschauers aus dem BU Stehblock gewesen sein. Im Moment können wir leider zum Vorfall nichts weiters ausführen, werden die Geschehnisse aber mit den uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten aufarbeiten."

Zweite Stellungnahme von BU

Am Abend hat sich der Verein via "facebook" ein zweites Mal zu Wort gemeldet: "Unmittelbar nach dem Abbruch des Spiels gegen den Meiendorfer SV haben wir begonnen den Vorfall der heutigen Partie aufzuarbeiten. Wir als Vereinsverantwortliche mussten leider sehr schnell das absolute Fehlverhalten eines BU-Zuschauers feststellen. Wir werden diesen Zuschauer aus dem Verein ausschließen und Stadionverbot erteilen. Denn wir distanzieren uns von jeglicher Art von Beleidigungen und Rassismus und entschuldigen uns auf diesem Wege beim Meiendorfer SV. Wir werden auch in der Zukunft zu diesem Thema null Toleranz walten lassen."


Jan Knötzsch

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