Oberliga

Pleiten, Pech und Pannen für den MSV: Drei Mann verletzt, drei Mann weg, einer fliegt – und wieder gibt’s keine Punkte

07. März 2020, 18:36 Uhr

Was soll ich gemacht haben? Meiendorfs Rotsünder Enis Ay (re.) ist sich keiner Schuld bewusst. Foto: Knötzsch

Enis Ay verstand die Welt nicht mehr. Schulterzuckend stand der Offensivspieler des Meiendorfer SV in der Endphase des Spiels gegen Concordia (Hier gibt’s den Liveticker zum Nachlesen) auf einmal vor Schiesrichter Luca Jürgensen (Eintracht Norderstedt) und beteuerte nicht nur ein Mal seine Unschuld. Er habe nichts gemacht und auch seinen Gegenspieler nicht beleidigt, gab Ay dem Unparteiischen zu verstehen. Doch Spielleiter Jürgensen ließ sich nicht mehr umstimmen. Wenige Sekunden zuvor hatte er dem Meiendorfer in der regulär 86. Minute des Spiels die Rote Karte gezeigt, nachdem es zu einem Duell zwischen Ay und Philip Pettersson gkommen war. Referee Jürgensen zitierte anschließend zur Nachfrage erst seinen Assistenten zu sich, dann Pettersson – doch das Ende vom Lied sollte das gleiche bleiben: Der „Carton rouge“ für Ay hatte weiterhin Bestand – und war somit aus Sicht der Hausherren der negative Schlusspunkt eines Spiels, das der MSV mit 0:2 verlor. 

Und diese insgesamt 97 Minuten, die es an der B75 für die 83 Zuschauer zu bestaunen gab, hatten es in sich – allerdings nicht unedingt, was hochklassigen Fußball angeht. Der war auf einem unebenen, aufgeweichten Geläuf schlichtweg einfach nicht möglich. Dafür aber ereilte den MSV die Kategorie „Pleiten, Pech und Pannen“ – und das ging schon nach gerade einmal zwei Minuten los. Nicht nur, dass es da einen Freistoß gab, den Umut Kocin hereinbrachte und Steven Lindener zum 1:0 verwertete (3.). Nein, zu allem Überfluss verletzte sich auch noch Marcin Hercog und musste nach sechs Minuten vom Feld. Cordi sollte den so oder so schon in eine für den MSV in unliebsame Sphären abgleitenden Kick noch einmal verschlimmern, als Kocin nach 22 Minuten mit einem Flachschuss zum 2:0 traf. Zur Pause musste mit Tufan Asan der nächste Meiendorf-Kicker angeschlagen in der Kabine bleiben, doch auch das sollte noch nicht der letzte Niederschlag für den Gastgeber sein.

Ersen: „Meine Mannschaft war nicht schlechter als Cordi“

Trainer-Neffe Can Ersen musste mit der Trage in den Rettungswagen gebracht und ins Krankenhaus eingeliefert werden. Foto: Knötzsch

Den wiederum erfuhr das „Kellerkind“ nach etwas mehr als einer Stunde, als sich Can Ersen, der Neffe von MSV-Trainer Can Ersen, in einem Zweikampf unglücklich verletzte. Er wurde ausgewechselt, lag dann rund 20 Minuten an der Seitenlinie und wurde behandelt, ehe er schließlich in den telefonisch angeforderten Rettungswagen geladen und ins Krankenhaus gebracht wurde. Von dem Moment an, wo die Sanitäter in der Flens-Arena ankamen und sich des Verletzen annahmen, hatte Referee Jürgensen das Spiel für rund zehn Minuten unterbrochen. Was nach dem Wiederanpfiff der letzten Minuten folgte, waren zwei, drei Chancen für den Gast, um das Ergebnis noch einmal hochzuschrauben – und eben der Platzverweis von Enis Ay. Doch der war am Ende erst einmal Nebensache. „Es ist schade, dass wir drei Verletzte haben, von denen es einen richtig schwer erwischt hat“, konstatierte Meiendorfs Übungsleiter Can Ersen, bei dessen Neffen MSV-Physiothrapeut Malte Grymlas am Spielfeldrand einen Leistenbruch als erste Diagnose vermutete.

Doch darmit zurück zu Can Ersen – in diesem Fall zu dem, der draußen an der Linie das Sagen hat. „Das Ergebnis ist im Rahmen geblieben“, bilanzierte der MSV-Coach zunächst, um dann festzustellen: „Aber es ist meines Erachtens nicht gerechtfertigt. Wir haben beim Freistoß in der zweiten Minute gepennt. Beim 0:2 sah unser Torwart leider nicht so gut aus. Der Ball kommt in die Torwartecke, der hätte nicht reingehen müssen. Das kann aber passieren.“ Dennoch, so Ersen weiter, „kann ich nicht sagen, dass der Sieg für Concordia in Ordnung geht. Ganz ehrlich: Es war mehr für uns drin. Meine Mannschaft war nicht schlechter als Cordi. Es ist schade, dass wir uns nicht belohnen. Ein Unentschieden wäre gerechter gewesen. Mehr möchte ich dazu gar nicht sagen“, fasste sich der „General“ kurz, verriet aber noch, dass man sich unter der Woche von drei Spielern getrennt habe. Manager Mert Kepceoglu bestätigte im Anschluss an die Begegnung, dass Benjamin Nadjem und Paul-Luca Herrdum künftig aufgrund von disziplinarischen Differenzen nicht mehr zum Kader gehören, auch die Wege von Ali Zadfar und dem MSV trennen sich. 

Schadewaldt: „Hier konnte nur ein Arbeitssieg entstehen und kein Fußballspiel“

Einen Schritt zu spät: Cordis Umut Kocin (re.) muss Ephrahim Asante den Vortritt lassen. Foto: Knötzsch

Auf der anderen Seite sah Jens Schadewaldt die Sache mit dem Unentschieden etwas anders. „Ich finde nicht, dass das gerechtfertigt gewesen wäre. Zusätzlich zu unseren beiden Treffern aus der ersten Halbzeit habe ich in der zweiten Halbzeit drei hundertprozentige Cancen für uns gesehen. Die einzigen Gelegenheiten für Meiendorf waren zwei Schüsse, die unser Torwart Tim Burgemeister sauber rausgeholt hat. Wir hatten zudem noch einen Eckball von Kocin, der auf der Latte landet“, befand Concordias Co-Trainer, der diesmal den urlaubenden Chefcoach Frank Pieper-von Valtier vertrat und feststellte: „Auf diesem Geläuf bin ich mit dem Spielausgang absolut zufrieden.“ Er habe, so Schadewaldt weiter, „in der Kabine angesagt, dass das hier ein dreckiges Spiel wird. Hier konnte nur ein Arbeitssieg entstehen und kein Fußballspiel. Wir haben genau das gemacht und unsere Tore geschossen.“ Allerdings „hätten wir noch drei oder vier Treffer mehr machen müssen“, gab Schadewaldt zu Protokoll.

„Wir hatten allerdings immer wieder unsere Schwächen im Abschluss. Das ist leider Woche für Woche so. Da müssen wir dran arbeiten“, sagte Cordis „Aushlfs-Chef“. „Abgesehen davon ist es für mich ein klar verdienter Sieg, für den die Mannschaft alles gegeben hat. Da bin ich stolz drauf. Der Matchplan, den wir hatten, wurde von den Jungs eingehalten. Es war klar, dass der Ball auf diesem Untergrund nicht vernünftig läuft. Aber in den ersten zehn Minuten des Spiels haben wir direkt Druck aufgebaut, vorne gepresst und Meiendorf so zu Fehlern gewzeungen. Von unserer Seite aus war das – bis auf die Tatsache, dass wir wieder einmal zu viele Chancen liegengelassen haben – ein guter Auftritt“, schloss Schadewaldt seine Spielanayse und dürfte anschließend auch seinen urlaubenden „Chef“ vom Ausgang der Partie unterrichtet haben. Der ist dann am kommenden Wochenende im Heimspiel gegen den FC Teutonia auch wieder derjenige, der an der Seitenlinie das Sagen haben wird. In Meiendorf ist derweil, wie das Sprachbild so treffend sagt, Wunden lecken angesagt: Das 0:2 gegen Cordi war die vierte Pleite des neuformierten Teams unter Trainer Can Ersen – und sogar die zehnte in Serie, wenn man die Spiele vor der Winterpause mitrechnet....

Jan Knötzsch