Pfeifer und Claus knocken „T05“ aus: „Meine Jungs wissen noch gar nicht, was sie können“

BU schießt sich mit 2:1-Erfolg gegen Teutonia an die Tabellenspitze

18. August 2018, 01:08 Uhr

Jubel, Teil eins: Die BU-Spieler freuen sich über das 1:0 von Chris Pfeifer (verdeckt). Foto: Ismer

Marco Stier durchlebte so etwas wie die berühmte Achterbahnfahrt der Gefühle. Vor dem Pausenpfiff des Oberliga-Spiels gegen den FC Teutonia 05 war der Coach des HSV Barmbek-Uhlenhorst nicht immer damit einverstanden, was seine Mannen auf dem Feld boten. „Kruzifix“, entfuhr es dem bis zur letzten Saison noch beim BCF Wolfratshausen in Bayern tätigen Trainer mehrfach. Dann ärgerte sich Stier über die Ecken seines Spielers Jan Eggers: „Was sind das für Eier!?“ Am Ende aber, als der souveräne Schiedsrichter Fabian Porsch (Barsbütteler SV) abpfiff, gab es für den 34-jährigen Übungsleiter kein Halten mehr.

Seite an Seite mit seinem Assistenten Yusuf Akbel stürmte Stier auf den Platz. Beide Arme in den Hamburger Abendhimmel gestreckt. Dann fielen sich Akbel und Stier um den Hals. So wie es einige Meter weiter auch die Spieler der Gastgeber taten. Vor 492 Zuschauern hatte BU soeben das Spiel mit 2:1 gewonnen und den Tabellenführer gestürzt. Doch nicht nur das: Durch den „Dreier“ machten sich die Stier-Schützlinge vorerst selbst zum „Leader“ der Oberliga. „Das fühlt sich mega an. Ich bin stolz auf die Jungs. Es ist ein sehr gelungener Start“; konstatierte der Coach mit Blick auf nun zehn Zähler aus vier Spielen und ergänzte: „Wir haben verdient gewonnen. Ich muss ein Riesenkompliment an die Mannschaft aussprechen, wie sie gekämpft hat. Wir waren 85 Minuten das bessere Team. Aber wir bleiben jetzt demütig und hauen nicht auf die Kacke. Wir wissen, dass wir noch viel Arbeit haben. Das hat man in den letzten fünf Minuten gesehen, wo wir vom Kopf her weg waren.“

Titze: „Uns fehlte das Quäntchen Glück – an einem guten Tag machst du zwei Tore“

Jubel, Teil zwei: Ian-Prescott Claus war zum 2:0 erfolgreich. Foto: Ismer

Und genau das hätte BU beinahe noch um den Lohn der Mühen gebracht. Denn nachdem Gerrit Pressel im Anschluss an eine Flanke von Nick Gutmann in der 86. Minute per Kopf der Treffer zum 1:2 gelungen war, hätten die Gäste es beinahe sogar noch geschafft, den Spielstand zu egalisieren. Doch Aytac Erman hatte eine Zeigerumdrehung vor dem Ablauf der regulären 90 Minuten kein Glück: Sein Kopfball nach einer Flanke von Gutmann ging an den Pfosten (89.). Spätestens da war es mit der Hoffnung der Teutonen auf etwas Zählbares vorbei. „Ich weiß nicht, woran diese Schwäche zum Schluss liegt. Wir wollen unbedingt gewinnen, werden dann aber nervös und einige verstecken sich. Ich glaube, das Selbstvertrauen für solche Situationen kommt, wenn wir weiter Punkte holen. Dann bekommen wir eine breitere Brust. Im Moment wissen die Jungs noch gar nicht, was sie können. Sie sind sehr gut, aber haben noch nicht 100 Prozent Vertrauen in sich“, analysierte Stier.

Der BU-Trainer hatte zuvor eine erste Halbzeit gesehen, in der Torraumszenen überschaubar blieben: Samuel Hosseinis Freistoß für BU hoppelte rechts am Tor vorbei (5.), Emre Yasars Schuss wurde von BU-Abwehrmann André Ladendorf geblockt (14.). Arne Gillichs Freistoß rutschte am Bambeker Tor vorbei (26.), gegen Yasar war Keeper Oliver Gaedtke auf dem Posten (31,), auch Gillichs nächsten Versuch entschärfte er (36.). Eine Minute später aber zeigte der Schlussmann Unsicherheiten, irrte gegen Erman, der dabei zu Fall kam, durch den Strafraum (37.) – trotzdem wurde die Szene geklärt. In der 44. Minute traf Yasar dann die Latte des BU-Tores, doch von der Unterkante sprang der Ball in die Arme von Gaedtke. „Wir haben uns in der ersten Hälfte nicht belohnt, obwohl wir zwei, drei richtig gute Chancen hatten. Uns fehlte das Quäntchen Glück, an einem guten Tag machst du zwei Tore. Beim Foul an Erman sagen 90 von 100 Leuten, dass das ein Elfmeter ist, aber das bringt mir nichts, weil im Endeffekt der Schiri entscheidet“, bilanzierte Sören Titze.

Gillich: „Bis auf die ersten zehn Minuten hatten wir vor der Pause alles im Griff“

Voller Einsatz: BU-Torschütze Chris Pfeifer (re.) packt gegen Noor Al-Tamemy die Grätsche aus. Foto: Ismer

Nach dem Seitenwechsel musste Teutonias Trainer mitansehen, wie sein Team in Rückstand geriet: Eggers spielte einen wunderbaren Diagonalball auf Chris Pfeifer, der auf Louis Mandel verlängerte. Dieser bediente dann erneut Pfeifer – und der ließ „T05“-Torwart Semir Svraka aussteigen und schob zur Führung ein (51.). „BU hat nach der Pause 15 starke Minuten und belohnt sich. Das 0:1 resultiert aus einem Abstimmungsproblem, weil wir das Zentrum aufmachen. Ansonsten kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, Wir haben bis zum Ende nach vorne gespielt und alles riskiert, Uns fehlte das Spielglück, was man braucht. Ein Unentschieden wäre ein faires Ergebnis gewesen“, resümierte Titze nach dem Schlusspfiff, „wir machen die Hochkaräter am Ende nicht. Bis zur 70. Minute waren wir ein bisschen fahrlässig. Das sind Sachen, die wir uns nicht erlauben können, weil wir damit den Gegner stark gemacht haben.“

Auf dem Kunstrasen sah das wie folgt aus: Nach BUs 1:0 prüfte Teutonias Noor Al-Tamemy Gaedtke, der aber parierte (57.), eine Minute später war dann der Winkel für dessen Teamkollegen Davidson Eden zu spitz. Auf der anderen Seite vergab Niklas Sabas nach einer Hereingabe freistehend den zweiten Treffer für BU (61.) und auch Ian-Prescott Claus hatte zunächst kein Glück (68.). Danach wurde Janis Korczanowski von Eden geblockt (73.) und Claus zielte per Freistoß vorbei (76.). Einmal aber sollte der Barmbeker dann doch noch treffen: Der eingewechselte Teutone Dino Fazlic produzierte einen kapitalen Schnitzer, Claus erlief den Ball und schob ihn an Svraka vorbei zum 2:0 in die Maschen des Teutonia-Tores (77.).

Pfeifer: „Wir können glücklich sein, dass wir mit dem 0:0 in die Pause gehen“

Einen Schritt schneller: Niklas Sabas (re.) kann vor Teutonias Noor Al-Tamemy klären. Foto: Ismer

„Bis auf die ersten zehn Minuten hatten wir vor der Pause alles im Griff. Wir hatten mehr Ballbesitz, haben mehr Zweikämpfe gewonnen und hatten zwei riesige Chancen. Wenn wir eine davon nutzen, gewinnen wir das Spiel auf jeden Fall“, ärgerte sich Teutonias Arne Gillich „in der zweiten Hälfte begehen wir einen Stellungsfehler und laufen dem 0:1 hinterher. Dann kriegen wir durch einen Konter das 0:2. Nach dem 1:2 müssen wir das 2:2 machen. Am Ende muss man sagen: Dumm gelaufen!“ Im Anschluss an den Seitenwechsel, so Gillich „wollten wir so weitermachen, wie in der letzten halben Stunde der ersten Halbzeit. Das hat nicht geklappt. Wir waren nicht so dominant und es war schwer, weil BU tief stand und auf Konter gespielt hat.“

Chris Pfeifer, bei BU einer der Besten an diesem Abend, konstatierte derweil: „Wir sind gut ins Spiel reingekommen, haben früh gepresst und das gut gemacht. Nach zehn, 15 Minuten ist Teutonia besser ins Spiel gekommen.“ Dadurch, so Pfeifer weiter, seien er und seine Mitspieler „als Mannschaft zurückgedrängt worden. Wir können glücklich sein, dass wir mit dem 0:0 in die Pause gehen. Wir haben uns in der Kabine gesagt: Wir wollen in der zweiten Halbzeit wieder mehr Körpersprache haben, präsenter sein und nicht so viele Ballverluste haben. Das Ziel war es, so zu spielen wie in der ersten Viertelstunde der ersten Halbzeit.“ Ein Vorhaben, das bis auf die letzten Minuten gelang: „Man hat gesehen, dass Teutonia Qualitäten hat – gerade zum Schluss, als sie alles nach vorne geworfen haben. Meiner Meinung nach hat die taktisch bessere Mannschaft gewonnen“, so BU-Coach Marco Stier abschließend.

Jan Knötzsch 



Das komplette Spiel im Videostream:

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