„Parkweg-Perlen“ mit „0,5er-Kette“ zum „Last-Minute-Gerken“

Sousa erweist Condor Bärendienst - In Nachspielzeit: Sasel setzt Serie fort

01. September 2018, 00:04 Uhr

Ekstase pur beim TSV Sasel nach dem "Lucky shot" in der Nachspielzeit von Gerken. Foto: Kormanjos

Auf die abermalige Niederlage des „Serien-Meisters“ aus Dassendorf reagierte Danny Zankl zunächst mit großen Augen, dann mit leicht hochgezogenen Mundwinkeln. Als er dann auch noch die Resultate der weiteren „Top-Teams“ SC Victoria (0:1 in Osdorf), Niendorfer TSV (1:2 bei Cordi) und BU (1:3 gegen HEBC) gesagt bekam, entgegnete der Coach des TSV Sasel zurückhaltend: „Interessante Ergebnisse…“, ehe er anfügte: „Es kann aktuell viel passieren - auch bei uns.“ Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der sechste Sieg im sechsten Spiel (HIER der LIVE-Ticker) war für die „Parkwegler“ lange Zeit in weite Ferne gerückt…

Condor-Coach Olufemi Smith (li.) gibt Incheol Choi taktische Anweisungen. Foto: Kormanjos

„Ich hatte mir schon meine Worte für die Mannschaft zurechtgelegt“, gestand Zankl, der noch voll unter Adrenalin und unter dem Einfluss des „Krimis“ stand, unmittelbar nach Spielschluss. Bis zur 83. Minute biss sich der Tabellenführer am Berner Herweg bei unheimlich leidenschaftlichen - bis dato aber noch sieglosen - Condoranern die Zähne aus. Doch dann passierte das: Adrian Sousa, erst acht Zeigerumdrehungen zuvor eingewechselt, brannten die Sicherungen durch. Nach einem Foulspiel an Timo Adomat, das Schiedsrichter Jorrit Eckstein-Staben (SC Wentorf) mit den Worten „Hab’ ich gesehen“ quittierte, aber den Vorteil laufen ließ, trat Sousa gegen den Saseler „Capitano“ nur Sekunden später erneut zu, beförderte ihn zu Boden und ließ sich dann noch zu einer Tätlichkeit hinreißen. Die logische Folge: Glatt Rot! Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt und mehr als nur unglücklicher Auftritt von Sousa, der seinem Team einen riesigen Bärendienst erwies.

"Ausgerechnet Adomat, der einen Tritt wie ein Pferd hat"

Sasels Mazlum Oguz (Mi.) - hier gegen Condor-Torschütze Michael Löw (re.) - bereitete das Siegestor vor. Foto: Kormanjos

Da seine „Raubvögel“ zu jenem Zeitpunkt eine Führung zu verteidigen hatten - Michael Löw traf nach toller Vorarbeit des quirligen und stark nachsetzenden Özgür Bulut (30.) -, wurden die letzten Minuten zu einer wahren Qual für die aufopferungsvoll kämpfenden Farmsener. Ausgerechnet Adomat, keine 180 Sekunden zuvor von Sousa auf die „Bretter“ geschickt, jagte eine vom bis zu jenem Moment bärenstarken Stanislaw Lenz direkt auf dessen Schlappen abgewehrten Winkel-Eckball per Volley ins lange Eck (86.)! „Da fällt der Ball ausgerechnet Adomat, der eine Schusstechnik und einen Tritt wie ein Pferd hat, auf den Fuß“, so Smith. Die Saseler waren nach dem vorigen Anrennen aus dem Häuschen - doch es sollte noch nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein. Als bereits die zweite Minute der Nachspielzeit lief, überspurtete Mazlum Oguz auf dem rechten Flügel zwei Gegenspieler, flankte mit seinem schwächeren rechten Fuß auf den zweiten Pfosten, wo „Joker“ Jean-Lucas Gerken lauerte und die Pille aus der Drehung in die lange Ecke beförderte. Tollhaus Berner Heerweg!

Smith: "So viel Pech kann man nicht immer haben"

Im Mannschaftskreis wurde der Sieg ausgiebig gefeiert. Foto: Kormanjos

„Condor hat uns das Leben zur Hölle gemacht“, befand Zankl, der dennoch meinte: „Es hört sich jetzt dumm an, aber es ist verdient.“ Und weiter: „Es ist halt schwer, sich gegen eine tief stehende Mannschaft richtig viele Torchancen zu erspielen. Da fehlen uns auch noch Abläufe und Durchschlagskraft. Und eines ist ganz klar: Was nicht passieren darf, ist ein Gegentor, wenn man offensiv spielt. Das war heute der Fall - und dann wurde es zu einer Mammutaufgabe. Aber in der zweiten Halbzeit hatten wir quasi nur noch eine Einerkette - und nach der Roten Karte wurde der Druck noch größer. Da haben wir fast mit einer 0,5er-Kette gespielt.“ Der siegbringende Faktor: „Die brutale Mentalität, die wir die letzten Wochen auch schon gezeigt haben.“ Sein Gegenüber war nach dem „Last-Minute-Ko“ natürlich bedient, konstatierte aber: „Wenn ich sehe, was die Mannschaft heute an Moral bewiesen hat - auch zu zehnt - und wie sie sich dagegen gestemmt hat, dann muss uns das Zuversicht geben. Wir haben gegen den ungeschlagenen Tabellenführer eine Leistung gezeigt, wo ich sage, dass ich mir aufgrund dessen keine Sorgen mache. Da werden die Punkte kommen. So viel Pech kann man nicht immer haben. Irgendwann wird man dafür belohnt, wenn man alles investiert. Das ist aber auch das, woran ich die Jungs kämpferisch messen werde.“ Schlussendlich haben „die letzten paar Prozentpunkte Konzentration und das letzte Quäntchen Spielglück gefehlt“, wie Smith sagte. Die Niederlage am „Aussetzer“ von Adrian Sousa festzumachen, wollte der Condor-Coach aber nicht. „Ich habe die Situation nicht gesehen…“

Autor: Dennis Kormanjos