Oberliga

Nikroo stiehlt mutlosem USC die Show, aber: „Dass wir dem Gegner Tore schenken, tut weh“

HSV-Drittvertretung dreht einen 0:2-Rückstand zum 2:2, ist aber nicht zufrieden.

13. Oktober 2019, 18:18 Uhr

Zwei Treffer erzielt und trotzdem nicht gewonnen: HSV III-Akteur Sepehr Nikroo (vo., hier im Zweikampf mit Palomas Ken Niederstadt). Foto: Both

Sepehr Nikroo konnte sich nicht so richtig freuen – und das, wo der „Zehner“ des HSV III im Spiel beim USC Paloma (Hier gibt’s die Highlights im Live-Ticker) doch „eine Klasse besser als die anderen“ gewesen war, wie Paloma-Coach Steffen Harms befand, und zwei Mal für die „Dritte“ des HSV ins Netz getroffen hatte. Der einzige Makel daran: Als Nikroo seine beiden Treffer erzielte, hatte der HSV III auch schon derer zwei kassiert. Und anschließend gelang es den Gästen nicht mehr, das Leder noch ein weiteres Mal im USC-Kasten unterzubringen. Macht unterm Strich ein Remis – und das schmeckte Nikroo gar nicht: „Das ist etwas, was uns seit Wochen verfolgt: Wir spielen mit Ball richtig gut und kriegen immer wieder Komplimente vom Gegner, aber jeder Querpass, der kommt, ist anschließend drin.“ 

Apropos drin: Nikroo hatte Glück, dass er bei seinen beiden Treffern überhaupt noch auf dem Platz stand. Schon nach sechs Minuten sah der HSV III-Akteur die Gelbe Karte, dann rauschte er nach 29 Minuten mit USC-Keeper Sebastian Voß zusammen, als dieser den Ball schon sicher in den Händen hielt. Der eine oder andere Referee hätte vielleicht zur „Ampelkarte“ gegriffen, doch Schiri Dennis Voß (TuS Dassendorf) ließ Gnade vor Recht ergehen. „Ich habe nur auf den Ball geguckt und nicht dran gedacht, dass er rauskommt. Der Ball war gar nicht so schlecht“, sagte der HSV III-Offensivmann auf die Szene angesprochen, „der Torwart, der Schiedsrichter und ich waren uns schnell einig, dass das kein Foul war.“ Und so durfte Nikroo weitermachen und in der 35. und 58. Minute die beiden Paloma-Treffer von Dominic Ulaga (12.) und Michel Blunck (24.) egalisieren. Für die Gäste war es am Ende dennoch zu wenig. Denn: Der HSV III machte über weite Strecken das Spiel und hatte ein deutliches Plus in Sachen Ballbesitz und Chancen.

Rahn: „Zwei Punkte aus den letzten fünf Spielen sind zu wenig für den Aufwand“

Allein gegen zwei: HSV III-Kapitän Torben Wacker im Duell mit Pascal Haase (li.) und Michel Blunck (re.). Foto: Both

„Ich habe Paloma nicht ein Mal vorne gesehen – außer bei den beiden Toren. Und das  waren keine herausgespielten Sachen. Wir schießen immer unsere Tore, aber auch für den Gegner ein, zwei mit. Dass wir dem Gegner die Tore schenken, tut weh. Wir kriegen das einfach nicht verteidigt, obwohl wir im Training hart daran arbeiten“, ärgerte sich Nikroo, hatte aber nicht ganz Recht: Ein weiteres Mal tauchte Paloma noch vor dem HSV III-Kasten auf. Nach 52 Minuten bediente Blunck nach einer Balleroberung im Mittelfeld im Anschluss an einen Fehlpass seinen Teamkollegen Pascal Haase, der beide Paloma-Treffer vorbereitet hatte, nun aber knapp am rechten Pfosten vorbei zielte. „Auch die Szene resultiert aus einem eigene Fehler von uns“, resümierte Nikroo. „Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Wie haben hier ganz klar eher zwei Punkte liegen gelassen. Die ersten beiden Tore waren nicht besonders herausgespielt und keine fußballerische Glanzleistung, sondern resultierten aus Fehlern von uns“, stieß auch HSV III-Coach Marcus Rabenhorst ins gleiche Horn, attestierte seinem Team aber eine „richtig ordentlich Leistung trotz des 0:2-Rückstands.“ Aber: „In der zweiten Halbzeit war das leider nicht mehr ganz so zwingend, so haben wir es versäumt, dem Gegner den Nackenschlag zu versetzen und als verdienter Sieger den Platz zu verlassen.“

Harms: „Über das ganze Spiel gesehen hat uns der Mut gefehlt“

Achtung, Grätsche: Jeonghoon Ahn (re.) wird vom Palomaten Maurice Schwäbe angegriffen. Foto: Both

Sein Trainer-Kollege Christian Rahn stellte fest: „Zwei Punkte aus den letzten fünf Spielen sind zu wenig für den Aufwand, den wir in jedem Spiel betreiben. Wir belohnen uns einfach nicht.“ Der Widerpart von Rahn und Rabenhorst wählte zu Beginn seines Statements derweil  erstmal klare Worte. „Normalerweise sagt man ja nach einer 2:0-Führung, es ist große Scheiße, nicht zu gewinnen. Aber heute ist es nach dem Spielverlauf okay, dass wir den einen Punkt mitnehmen“, konstatierte Steffen Harms. „Unsere Spielidee wirkte sicherlich etwas passiver, aber wir wissen, dass wir eine sehr hohe Qualität im Umschaltspiel haben. Insofern freuen wir uns, dass es direkt zwei Mal geklappt hat“, sagte der USC-Coach, befand aber auch: „Über das ganze Spiel gesehen hat uns aber der Mut gefehlt, das war ein bisschen wie das Kaninchen vor der Schlange. Mit dem Punkt können wir leben. Wir werden weiter daran arbeiten, dass wir – um es mit Jürgen Klopp zu sagen - 'Gläubige' sind und auch nach Ballverlusten mutig bleiben.“ Denn auch Harms war nicht entgangen: „Hätten wir das heute besser umgesetzt, wäre mehr drin gewesen. Aber wenn man zwei von drei Chancen nutzt, ist die Quote sicherlich in Ordnung...“

Jan Knötzsch