Nicht traumhaft, aber erfolgreich

Altengamme entführt drei Punkte vom Berner Heerweg

11. September 2016, 18:57 Uhr

Freuen sich über den Sieg: Marvin Behr, Torvorbereiter Jonas Buck und Hajo Kücken (v.li.). Foto: noveski.com/Bode

Ein Highlight für Fußball-Ästheten – so wie das vorangegangene Oberliga-Spiel zwischen dem SC Condor und Concordia – war das Landesliga Hansa-Spiel zwischen der „Zweiten“ der „Raubvögel“ und dem SV Altengamme wahrlich nicht. Vielmehr „Kampf auf hohem Niveau“, wie SVA-Mittelfeldspieler Jonas Buck beschied. Den Gästen dürfte es letztlich egal gewesen sein, sicherten sie sich am Berner Heerweg durch den knappen 1:0-Sieg doch drei Punkte.

Als alles schon gelaufen war, drehte Jonas Buck noch einmal auf. Nicht am Ball, dafür aber an der Musikanlage, neben der die Spieler des SV Altengamme vor der Kabine des Rasenplatzes am Berner Heerweg ihren soeben errungenen 1:0-Sieg feierten. Buck tippte ein, zwei Mal auf seinem Handy, das an die Anlage angeschlossen war, dann erklang Matthias Reims Klassiker „Ich hab geträumt von dir“ aus dem Jahre 1990. „Musikalisch sind wir schon mal oberligareif“, stellte SVA-Co-Trainer Daniel Grosse nicht ganz ernst gemeint mit einem Lächeln fest.

Zum Spiel aber passte dieser Titel so gar nicht. Weder war es ein traumhaftes Spiel, noch verzückte der SVA spielerisch so derart, dass sie am Gammer Weg noch lange von dieser Begegnung träumen dürften oder aber der Gastgeber nach diesem doch eher durchschnittlichen Landesliga-Kick Albträume vom Altengammer Auftritt bekommen könnte. Das Einzige, was Condor II-Coach Robin Hüttig und die Seinen vielleicht am Abend schlecht in den Schlaf kommen lassen wird, waren zwei Szenen des Spiels, zwischen denen etwas mehr als eine Stunde Spielzeit lag.

Buck bedient Bierwagen – 1:0 für den Gast

Altengammes Patrick Bierwagen erzielte das einzige Tor der Partie. Foto: noveski.com/Bode

Auf dem vom vorherigen Oberliga-Spiel noch tiefer gewordenen Rasen erwischte Altengamme den besseren Start. Erst wehrte Condor II-Schlussmann Paul Malik nach drei Minuten Jonas Bucks Schuss problemlos ab, dann wurde Marvin Behrs Versuch (6.) geklärt und schließlich verstrich auch Philip Alpens Möglichkeit (7.) ungenutzt. Auf der anderen Seite stellte Patrick Gordon SVA-Keeper Alexander Golinske auf den Prüfstand (8.). Doch das sollte vorerst alles gewesen sein. Das Spiel verflachte zunächst.

Bis zur 28. Minute: Urplötzlich überlistete Jonas Buck die Condor II-Defensive, als er den Ball schön in die Tiefe spielte und in Patrick Bierwagen auch einen dankbaren Abnehmer fand. Altengammes Nummer acht zog von dannen und ließ Malik im Kasten der „Raubvögel“ keine Chance – 1:0 für die Gäste. Das erste Ärgernis aus Sicht des SCC. Immerhin: Die Hausherren steckten den Kopf nicht direkt in den Sand, sondern meldeten sich mit einem Schussversuch von Patrick Gordon nur zwei Minuten später zurück. Einziger Schönheitsfehler aus Sicht der Condoraner: Gordons Schuss fand nicht sein Ziel. So ging es mit der knappen, aber verdienten Altengammer Führung in die Pause.

Nach Wiederbeginn sah das Spiel dann die erste wirklich nennenswerte Kombination über drei oder vier Stationen. An deren Ende tauchte Philip Alpen in aussichtsreicher Position vor dem Condor II-Gehäuse auf, scheiterte allerdings an Torhüter Malik (49.). Danach wurde es für lange Zeit fußballerisch wieder etwas mauer, wobei auf Seiten des SVA mehr zusammenlief als bei Condor II. Während Altengamme in Ansätzen ein ums andere Mal den Ball wenigstens laufen ließ, spielte sich der Gastgeber wieder und wieder fest.

Andersson lang zwei Mal hin: Gelb-Rot!

Sah die "Ampelkarte": Condor II-Akteur Yannik Andersson. Foto: noveski.com/Bode

So blieb es lange Zeit ruhig, bis es dann in der 63. Minute hoch her ging: Yannik Andersson grätschte in der eigenen Hälfte von hinten mehr als rustikal in die Beine von Jonas Buck, was SVA-Coach Daniel Andrade-Granados an der Seitenlinie auf die Palme brachte. Condors Kapitän Dennis König griff verbal mit ein, ehe der kurz zuvor eingewechselte Jan-Ole Rosenhauer seinen Teamkollegen lautstark darauf hinwies, einen Gang runter zu schalten, schließlich habe er zuvor doch schon Gelb gesehen. 

König wurde schließlich 19 Minuten vor dem Abpfiff durch seine Auswechselung vor der „Ampelkarte“ bewahrt, ein anderer Condor II-Kicker allerdings holte sich noch „Gelb-Rot“ ab: Jener Yannick Andersson, der nach 63 Minuten Buck unsanft umgemäht hatte. In der zweiten Minute der Nachspielzeit packte Andersson erneut die Grätsche aus und ließ Schiedsrichter Benjamin Stello keine andere Wahl, als ihn vom Platz zu stellen. Das zweite große Ärgernis des Condor II-Nachmittags. Zuvor hatte es in der 68 Minute Sebastian Peters versäumt, für den zweiten Altengammer Treffer an diesem Nachmittag zu sorgen. Sein Schuss aus rund 20 Metern, nachdem er sich auf der rechten Außenbahn durchgesetzt hatte, ging am linken Pfosten des Condor-Gehäuses vorbei.

„Wir haben immer nur reagiert, statt zu agieren“, ärgerte sich Condors Co-Trainer Rainer Ernst nach dem Schlusspfiff und konstatierte: „So kann man kein Spiel gewinnen.“ Die Gemütslage bei Daniel Andrade-Granados war da schon besser. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Wir waren kämpferisch stark und haben einen verdienten Sieg eingefahren“, erklärte der SVA-Trainer. Der „Dreier“ war, so Andrade-Granados weiter, „wichtig für uns nach dem Unentschieden gegen Hamm am vergangenen Wochenende.“ Spielerisch sei die Partie zwar kein Leckerbissen gewesen, doch er habe „schon einige schöne Ballstafetten“ seines Teams in den 90 MInuten gesehen, sagte Andrade-Granados nach dem Abpfiff, während Jonas Buck das Geschehen schon nach seiner Auswechsung zehn Minuten vor Spielende wie folgt zusammenfasste: „Das war Kampf auf höchstem Niveau.“ Träumen, so viel ist sicher, wird auch er davon nicht unbedingt...

Jan Knötzsch