Mit der Macht der Tafel: Süderelbe im Siegesrausch

Walek-Elf wirbelt bei 5:0-Heimsieg BU durcheinander

08. April 2017, 01:14 Uhr

Alle Mann herkommen zum Jubeln: Süderelbes Samuel Louca (Nummer 33) und seine Teamkollegen vom FC Süderelbe. Foto: noveski.com

Der FC Süderelbe hat im Abstiegskampf der Oberliga ein großes Ausrufezeichen gesetzt: Im Heimspiel gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst feierte die Mannschaft von Trainer Markus Walek einen verdienten und zu keiner Zeit wirklich gefährdeten 5:0-Sieg. Während BU-Coach Frank Pieper-von Valtier bemängelte, dass sich „nur eine handvoll Jungs bei uns den Arsch aufgerissen haben“ und genau dies nicht reiche, freute sich FCS-Übungsleiter Walek über die Aggressivität und den Willen seiner Mannschaft und verriet zudem auch noch, welche Rolle geschriebene Worte bei diesem Erfolg spielten... 

Er flüchtete sich in Sarkasmus. „Wir hatten schon mehrfach solche Spiele. Jetzt gegen Süderelbe, aber auch schon vorher gegen Buxtehude und Rugenbergen. Wir haben es also ordentlich gleichmäßig auf die Mannschaften im unteren Drittel verteilt, dass jeder von uns etwas bekommt“, sagte Frank Pieper-von Valtier, der Coach des HSV Barmbek-Uhlenhorst nach dem Abpfiff des Spiels am Kiesbarg. Was lustig klingt, war für den Übungsleiter der Gäste allerdings alles andere als eine spaßige Veranstaltung. „Das war ein grottenschlechtes Spiel von uns, absolut nicht zu vergleichen mit dem, was wir in den Wochen davor gespielt haben. Wir hatten nichtmal eine richtige Torchance“, befand Pieper-von Valtier nach dem Gastspiel seiner Elf beim FC Süderelbe, das 263 Zuschauer verfolgten. Das, was am Ende herausgekommen sei, „war nicht unsere Aufgabe und unser Ziel. Und das ärgert mich“, so der BU-Übungsleiter.

Kohpeiß und Louca treffen vor der Pause

BU-Coach Frank Pieper-von Valtier bemängelte das Zweikampfverhalten seiner Schützlinge. Foto: noveski.com

Für den Gästecoach und seine Kicker nahm das Unheil bereits nach zwei Minuten seinen Lauf. Kurz hinter der Mittellinie bekamen die Gastgeber einen Freistoß zugesprochen. Vedat Düzgüner schnappte sich den Ball und schlug ihn lang nach vorne. Im BU-Strafraum fand das Leder schließlich Klaas Kohpeiß und Süderelbes Sturmriese vollendete zum 1:0 für seine Farben ein. Für die Gäste sollte es noch schlimmer kommen – und das ausgerechnet in der Unglücksminute 13: Samuel Luca kam im Sechzehner zu Fall, Schiedsrichter Sebastian Born zögerte nicht lange und entschied auf Strafstoß. Also machte sich FCS-Keeper Daniel Lohmann, bei den Schützlingen von Trainer Markus Walek der Experte in Sachen Elfmeter, auf den Weg vom einen in den anderen Strafraum und ließ seinem Widerpart Kaspars Plendiskis mit einem Schuss in die rechte Ecke keine Chance. Der Barmbeker Schlussmann war in die andere Richtung abgetaucht. Ebenso bitter für BU: Christian Merkle musste schon nach 22 Minuten mit Leistenproblemen vom Platz. Für ihn kam Christian Degener. Doch auch der vermochte an der Richtung des Spiels nichts zu ändern.

Zwar blieb es bis zur Halbzeit bei 2:0, doch nach dem Seitenwechsel dauerte es genau 20 Minuten, ehe Süderelbe zumindest die Vorentscheidung des Spiels gelingen sollte: Ein langer Ball nach vorne landete bei Düzgüner, der trotz Bedrängnis quer zu Louca legte. Und der ließ sich nicht lumpen und schlenzte den Ball an Plensidkis vorbei zum 3:0 ins die Maschen (65.). Spätestens jetzt war der Widerstand der Barmbeker gebrochen und Süderebe endgültig in Spiellaune. Bester Beleg: das 4:0. Louca startete mit dem Ball am Fuß links durch, spielte quer in die Zentrale zu Kopheiß, der das Spielgerät noch eine Station weiter nach rechts leitete, wo schließlich Düzgüner den Angriff mit seinem Treffer abschloss (69.). Die Walek-Wirbelwinde hatten aber noch nicht genug. Düzgüner zielte nach 79 Minuten etwas zu genau und traf die Latte. Aber da war ja noch Samuel Louca. Dem fiel der Abpraller bestmöglich vor die Füße und Süderelbes Nummer 33 besorgte den Treffer zum 5:0.

Lasko kommt nach harter Aktion gegen Paschen glimpflich davon

Applaus, Applaus: Vedat Düzgüner war an nahezu allen Offensivaktionen der Hausherren beteiligt. Foto: noveski.com

„Wir haben uns in den Zweikämpfen zu wenig gewehrt und nicht gegengehalten. Auf unserer Seite hat sich nur eine Handvoll Jungs den Arsch aufgerissen, aber das reicht eben nicht. Wir haben zu oft den Zweikampf als Verlierer verlassen, statt um den Ball und die Aktion zu kämpfen“, bemängelte Pieper-von Valtier und ließ im Nachgang auch die strittigste Szene des zweiten Durchgangs nicht außen vor: King Onassis Paschen und Anton Lasko gerieten nach einem Zweikampf aneinander. Lasko schubste Pasche daraufhin kräftig zu Boden. Eine klare Rote Karte, doch Referee Born beließ es beim gelben Karton. „Diese Szene beurteile ich nicht. Da halte ich mich raus. Das muss der Schiedsrichter beurteilen und ich beurteile ihn auch nicht“, erklärte Pieper-von Valtier, „das Gespann muss wissen, wie es die Szene bewertet und wie das zu ahnden ist. Dass wir jetzt nach dem Spie darüber diskutieren, ist ja ein Indiz dafür, dass was vorgefallen ist.“ Gleichwohl aber sei für ihn, so der BU-Coach, „diese Szene nicht wichtig. Vielleicht hätte sie Auswirkungen aufs Spiel gehabt. Aber ich glaube nicht in der Verfassung, in der wir heute gespielt haben.“

Sein Gegenüber Markus Walek indes freute sich darüber, „dass wir gewonnen haben. Das Ergebnis ist mir egal. Wichtig sind die drei Punkte“, resümierte der Süderlbe-Coach, „wir haben versucht, nicht nervös zu sein. Klar haben wir in den letzten Wochen nicht so gute Ergebnisse erzielt, aber wir haben teilweise guten Fußball gespielt. Gegen Altona und in Wedel hatten wir zum Beispiel Pech. Gegen Buchholz hat Arne Gillich den Unterschied gemacht. Wir wissen, dass wir Fußball spielen und Mannschaften schlagen können.“ Zuletzt „hatten wir den Ausfall von sechs Stammspielern zu beklagen. Diese Ausfälle konnten wir nicht kompensieren. Wenn man, so wie vergangene Woche, mit nur 13 Mann nach Dassendorf fährt, dann ist es schwierig. Ich habe der Mannschaft gesagt, dass wir uns nicht verrückt machen dürfen. Wir haben im Vorfeld viel über BU, aber auch über uns geredet. Darüber, dass wir aggressiv auftreten und mehr als BU erreichen wollen“, gab Walek zu Protokoll. 

Walek: „Wir hätten gerne früher das 3:0 schießen können. So ein 2:0 ist ein tödliches Ergebnis...“

Bot im defensiven Mittelfeld eine klasse Leistung: Süderelbes Francis Gyimah. Foto: noveski.com

Einer, der dieses aggressive Auftreten besonders verkörperte, war Francis Gyimah. „Wir standen mit der Doppelsechs im Mittelfeld sehr sicher. Francis ist ein echter Abräumer, der schon vor der Innenverteidigung viel bereinigt hat. Das und unser schnelles Umschalten war der Schlüssel zum Sieg“, analysierte Walek und hatte nur einen kleinen Kritikpunkt: „Wenn es nach mir geht, dann hätten wir etwas schneller das 3:0 machen können. So ein 2:0 ist ein ziemlich tödliches Ergebnis. Wenn man ein Tor kassiert, dann kommt man ganz schnell ins Schwimmen. Deswegen haben wir den Jungs in der Halbzeit in der Kabine nochmal gesagt, auf was für Fehler sie achten sollen und sie angetrieben.“

Und das unter anderem mit einem ganz einfachen psychologischen Trick. Denn nicht nur „Aggressive-Leader“ Gyimah und das Umschaltspiel, sondern auch eine Tafel spielt bei der Suche nach den Bausteinen für den Auftritt des Abstiegskandidaten eine Rolle. „Wir haben zur Motivation in der Kabine eine Tafel, auf der vermerkt ist, was wir uns vornehmen“, verriet Walek nach der Begegnung, „da stehen natürlich nur Siege drauf. Niederlagen können wir in unserer Situation nicht gebrauchen. Die Jungs wissen, auf was es ankommt. In den letzten Wochen lief es für uns unglücklich. Ich hab ihnen gesagt, dass es nichts bringt, wenn wir tollen Fußball spielen, aber keinen Ertrag haben. Dann lieber auch mal scheiße spielen und 1:0 gewinnen.“ Wobei: mit „Scheiße spielen“ hatte der Auftritt gegen BU eher wenig zu tun. Aber das stand ja so auch nicht an der Tafel...

Jan Knötzsch