„Mit den Köpfen woanders“ – Dersim überrollt Poppenbüttel!

Fici feiert Traumdebüt und wird fürs Risiko belohnt

13. Februar 2016, 21:19 Uhr

Lamin Jawla sorgte für den krönenden Schlusspunkt einer furiosen Leistung von Dersimspor gegen Primus Poppenbüttel. Foto: noveski.com

Die letzten acht Ligaspiele wurden allesamt gewonnen – zuletzt fertigte man Bergedorf 85 mit 8:0 ab und alle Experten fragten sich: Wie ist dieser SC Poppenbüttel zu stoppen? Auch Theodore Fici, Neucoach von Dersimspor, verschaffte sich am vergangenen Wochenende vor Ort einen bleibenden Eindruck von der Dominanz und der fußballerischen Klasse des Hansa-Spitzenreiters. „Wir wollten sie von Anfang an unter Druck setzen, überhaupt nicht ins Spiel kommen lassen. Das ist voll aufgegangen!“, erklärte Fici nach dem Aufeinandertreffen, das die Harburger völlig überraschend mit 4:0 gewannen und einen geschockten SCP zurückließen. „Die Mannschaft hat das Spiel nicht angenommen, dachte, es würde ein Selbstgänger werden – obwohl ich im Vorfeld genau davor gewarnt habe“, so Ohrt.

In offensiverer Position mit Drang nach vorne: Ahmad Daoud Raji erhielt nicht nur aufgrund des Tores von seinem Trainer ein Sonderlob. Foto: noveski.com

Dass der SC Poppenbüttel den Gegner offenbar auf die leichte Schulter nahm, wurde gleich zu Beginn ersichtlich. „Ich bin ein gewisses Risiko eingegangen, habe mir vor dem Spiel gesagt: Wenn wir uns hinten reinstellen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir ein Tor kassieren. Also habe ich den Spieß herum gedreht. Wir wollten sie beschäftigen“, verriet Fici, dessen Team bereits nach einer guten Viertelstunde mit 2:0 führte. Den Anfang machte Umut Yildiz mit einem Volleyhammer aus 20 Metern ins linke untere Eck – nachdem die Gäste einen Eckball von Serhat Cayir vor die Füße des späteren Schützen klärten, der wiederum viel Zeit hatte, da Milad Ahadi nicht rechtzeitig rausrückte (5.)! Wenig später kombinierten sich die Mannen von der Baererstraße über links durch. Wieder war es Cayir, dessen Hereingabe vom starken Ahmad Daoud Raji in die Maschen gedrückt wurde (16.)! „Wir haben etwas umgestellt, die ungemeine Schnelligkeit von Daoud ausgenutzt und ihn offensiver spielen lassen, als das noch in der Hinrunde der Fall war. Diese Maßnahme hat absolut gefruchtet, da ich die linke Seite von Poppenbüttel als kleine Schwachstelle ausgemacht habe“, erzählte Fici und fügte an: „Die frühe Führung hat uns natürlich Sicherheit gegeben. Poppenbüttel wirkte danach völlig überfordert.“

„Hätten noch höher gewinnen müssen!“

Umut Yildiz (l.) eröffente die Toreshow mit einem spektakulären Volleyhammer. Foto: noveski.com

Die sonst so herausragende Offensive um Collins Folarin und Adrian Sousa, der schon nach 20 Minuten den indisponierten Ahadi ersetzte, fand kaum statt. „Um ehrlich zu sein, kann ich mich an keine klare Chance erinnern“, ärgerte sich Ohrt über den Auftritt seiner Schützlinge. Zu allem Überfluss handelte sich AFC-Zugang Magnus Hartwig mit dem pausenpfiff auch noch die Ampelkarte ein – und das wegen Meckerns (45.)! Gegen zehn Mann legte Dersim nach dem Wechsel nach: Einen Angriff über rechts schloss Roberto d’Urso nach tollem Querpass von Onur Bektas zum 3:0 ab (57.)! „Roberto war schon in der Vorbereitung in jedem Spiel ungemein stark. Mit diesem Tor hat er seine überragende Leistung gekrönt!“, lobte Fici seinen „Sechser“ über den grünen Klee. Den Schlusspunkt setzte Lamin Jawla in der Nachspielzeit, als er von Bektas bedient wurde, einen Mann umkurvte und mit all seiner Technik und Auge ins lange Eck schlenzte (90. +3)! Dass es „nur“ beim 4:0 blieb, lag einzig und allein an der mangelnden Chancenauswertung der Hausherren. Cayir vollbrachte das Kunststück, den Ball aus zwei Metern am verwaisten Tor vorbei zu schieben. Daoud Raji scheiterte freistehend an Rohrbach. Und auch Rustam Weizel konnte das Runde aus acht Metern nicht im Eckigen unterbringen. „Das waren wirklich nur die Tausendprozentigen. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage: Wir hätten höher gewinnen müssen!“, befand Ex-Welat-Coach Fici.

Ohrt: „Wir sind voll im Plan“

Krönte seine "überragende Vorstellung" mit einem Tor: "Sechser" Roberto d'Urso. Foto: noveski.com

„Die Mannschaft dachte wohl, es würde so leicht werden wie jedes andere Spiel und hat nicht damit gerechnet, dass der Gegner so viel Eigeninitiative ergreift. Ich habe davor gewarnt. Denn Dersimspor ist eine Mannschaft, die gegen starke Gegner sehr gefährlich ist. Bei uns hat heute die Einstellung gefehlt. Aber wir verbuchen das unter einem Arbeitsunfall“, erklärte Ohrt, der ohne Tore Gersch und Gerrit Pressel auskommen musste. „Es war nicht unser Tag, wir haben alles falsch gemacht und waren mit den Köpfen ganz woanders. Aber so etwas kommt vor. Wir wissen, was die Mannschaft eigentlich kann und das wird sich jetzt auch zeigen.“ Eine Kampfansage vom Übungsleiter des SCP, der die Leistung des Gegners neidlos anerkannte und lobend hervorhob. „Dersimspor hat das ausgezeichnet gemacht und völlig zu Recht gewonnen!“ Sein Gegenüber, der auf Kapitän Benjamin Thiel verzichten musste, bilanzierte: „Dass unser Plan so perfekt aufgegangen ist, macht mich natürlich happy. Aber die Mannschaft hat ja auch was drauf. Heute hat alles gepasst!“ Abschließend konnte Ohrt der Niederlage mit einem Augenzwinkern auch noch etwas Positives abgewinnen: „In der Hinrunde haben wir im zweiten Spiel gegen Hamm 0:5 verloren – heute im zweiten Spiel des neuen Jahres gegen Dersimspor 0:4. Also sind wir voll im Plan!“