Regionalliga Nord

„Mentale Bereitschaft“ fehlt: Eigentor und Elfmeter sorgen für Norderstedter Dilemma!

15. Mai 2023, 11:15 Uhr

Das 0:1: Letztlich ist Nils Brüning (4. v. re.) nach einer Ecke der Gäste als letzter Spieler am Ball und bugsiert das Runde ins eigene Eckige. Foto: noveski.com

Bereits mit der allerersten Aktion des Spiels – und das im wahrsten Sinne des Wortes – hatte sich das Norderstedter Dilemma angedeutet. „Gleich vom Anstoß weg hatte man das Gefühl: Die sind wacher als wir“, sprach Eintracht-Coach Olufemi Smith auf die ersten Sekunden der Partie an, als Lovro Sindik den ersten Ball gleich lang und diagonal spielte – und Juri Marxen etwas zu zögerlich zu Werke ging, was beinahe zur ersten großen Chance für den akut abstiegsgefährdeten Kontrahenten geführt hätte. „Das hat nichts mit fehlender Qualität oder fehlendem Personal, sondern mit dem Kopf und der Haltung zu tun“, fanden die Hausherren nie so richtig die passende Einstellung zum Spiel.

Die einzige Torchance der Garstedter in den ersten 45 Minuten durch Manuel Brendel (li.). Foto: noveski.com

Rehden-Trainer Kristian Arambasic war voll des Lobes: „Was ihr mit dieser Mannschaft macht, insbesondere du als Trainer, ist einfach großartig!“, schwärmte der BSV-Übungsleiter von der Arbeit von Olufemi Smith. Doch dieser hätte die Anerkennung von seinem Gegenüber wohl liebend gerne gegen die drei Punkte eingetauscht. „Das war keine gute Leistung. Ganz im Gegenteil. Wir haben nichts von dem, was uns stark macht, uns auszeichnet und wofür unser Fußball stehen soll, auf den Platz bekommen“, fiel das Fazit von Smith äußerst ernüchternd aus. „Wir können es viel besser, zeigen es momentan aber nicht.“

"Das reicht nicht, um in der Regionalliga Spiele zu gewinnen"

Der Gast bejubelt den Führungstreffer - während Nils Brüning (re.) bedröppelt dreinblickt. Foto: noveski.com

Nach zuletzt wieder stabileren Auftritten und vier Punkten aus zwei Spielen sah Smith von seinen Mannen „wieder einen Rückfall in die Zeiten davor. Aus mir unerklärlichen Gründen haben wir es nicht geschafft, die Spannung hochzuhalten und diesen letzten, finalen Schritt endlich zu gehen“, warnte „Femi“ davor, sich schon zu sicher zu fühlen. „Wir müssen immer noch nach unten schauen, sind noch nicht gerettet und stecken mittendrin.“ Das sei „absolut selbst verschuldet“, haderte der 44-Jährige mit dem schwachen Auftritt seiner Schützlinge.

„Unsere Offensivbemühungen waren halbherzig und nicht zwingend.“ Bezeichnend dafür: Der erste Torabschluss nach einer guten halben Stunde durch Manuel Brendel. „Wir haben es nicht geschafft, uns auf dem gleichen Level wie der Gegner zu bewegen. Und dann reicht das eben nicht, um in der Regionalliga Spiele zu gewinnen.“ Seine Equipe sei „einfach nicht bereit“ gewesen, die Situation und das Spiel anzunehmen. „Uns ist es als Gruppe nicht gelungen, mental auf der Höhe zu sein und dagegenzuhalten“, verhallten sämtliche Warnungen im Vorfeld.

"Ich muss erwarten können, zumindest mental bereit zu sein"

Fabian Grau (Mi.) bringt kurz vor Schluss noch einmal die Hoffnungen auf etwas Zählbares für die Eintracht zurück - am Ende vergeblich. Foto: noveski.com

Dass ihm diverse Leistungsträger und Stammkräfte aus unterschiedlichsten Gründen nicht zur Verfügung standen, wollte Smith keineswegs als Ausrede geltend machen: „Alle haben den Anspruch, zu spielen. Ich muss erwarten können, zumindest mental bereit zu sein.“ Insbesondere in der aktuellen Situation. „Wir müssen voll konzentriert sein und dürfen uns keine großen Nachlässigkeiten mehr erlauben – aber verkrampfen dürfen wir eben auch nicht.“ Er wolle „so auf die Jungs einwirken, dass wir mit einer positiven Haltung an die Dinge rangehen“ – denn: „Das Negative darf niemals überwiegen. Und wir haben noch ein lohnenswertes Ziel.“ Ein Ziel, für das noch ein Punkt fehlt, um auch rechnerisch alles unter Dach und Fach zu bringen.

Eigentor und Elfmeter bringen Norderstedt zu Fall

Jan Lüneburg (Mi.) vergab in der Nachspielzeit die letzte Chance auf das mögliche 2:2. Schluss! Foto: noveski.com

Gegen den BSV bogen die Garstedter nach einer 31 Minuten auf die Verliererstraße ab, als ausgerechnet Nils Brüning das Runde nach einer eigentlich harmlos scheinenden halbhohen Ecke ins eigene Eckige abfälschte. Zehn Zeigerumdrehungen vor Ultimo durfte Malik Memisevic ungehindert über links in den Sechzehner eindringen und wurde dann von Maximilian Schütt ziemlich plump zu Fall gebracht. Den fälligen Strafstoß verwandelte der Gefoulte selbst – 2:0 für Rehden! Die Eintracht kam nur noch zum Anschluss durch Fabian Grau, der nach einem lang gezogenen Freistoß von Jonas Behounek die anschließende Hereingabe von Tjark Hildebrandt vollstreckte (86.).

"Warum sollen wir da nicht auch eine Überraschung schaffen?"

Ein frustrierter und niedergeschlagener Nils Brüning unmittelbar nach dem Abpfiff. Foto: noveski.com

Jan Lüneburg hatte noch zwei große Chancen (76., 90. +2), um zumindest einen Zähler im „EPS“ zu behalten. Aber an Tagen wie diesen soll es eben einfach nicht sein. Und so bejubelten die Gäste den Auswärtsdreier und wahrten die Minimalchance auf den Klassenverbleib: „Für uns ein ungewohntes Gefühl. Wir haben jetzt wochenlang wirklich nur auf die Fresse bekommen“, so Arambasic, dessen Elf zuletzt eine 1:6-Klatsche gegen Mit-Konkurrent Phönix Lübeck kassierte.

Am kommenden Freitagabend bekommt es der BSV mit der U21 des Hamburger SV zu tun. Nach dem Patzer des VfB Lübeck (1:3 in Havelse) haben die „Rothöschen“ die große Chance, die Meisterschaft festzuzurren. Aber: „Warum sollen wir da nicht auch eine Überraschung schaffen?“, hat Arambasic noch das 1:1 im Hinspiel beim HSV II im Hinterkopf.

Die Highlights des Spiels im "Sporttotal"-Zusammenschnitt:

Autor: Dennis Kormanjos

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