Regionalliga Nord

Lübecker Lust, „Piepel“ mit Frust: Ein „klarer“ Elfer, ein „dummer“ und „zu wenig Widerstand“

St. Pauli II stellt den VfB 15 Minuten vor Probleme, muss sich dann aber mit 0:3 geschlagen geben

02. März 2019, 18:18 Uhr

Einzelkämpfer: Jakub Bednarczyk (Mitte) versucht vergeblich, sich gegen die beiden Lübecker Yannick Deichmann (li.) und Marvin Thiel zu behaupten. Foto: Gettschat

Hätte man als Unbeteiligter nicht gewusst, wie die Partie zwischen dem FC St. Pauli II und dem VfB Lübeck (Hier gibt’s die Begegnung im Live-Ticker zum Nachlesen) ausgegangen war, so lieferte das Bild nach dem Schlusspfiff die Erklärung: Während die VfB-Spieler sich den verdienten Applaus ihres Anhangs abholten, schlichen die „Kiezkickerchen“ derweil vom Platz. Einer nach dem anderen. Ohne große Worte, dafür mit gesenkten Blicken und hängenden Köpfen. „Lübeck hat stark gespielt und steht zurecht da oben“, war Ersatzkeeper Julian Barkmann einer der wenigen, dem es in diesem Moment nach der 0:3-Niederlage nicht die Sprache verhagelt hatte. Und auf Seiten der Mazipanstädter? Da fand Tommy Gruppe klare Worte.

Und die waren positiver Natur: „Es war eine souveräne Leistung von uns. Klar waren bei den drei Toren zwei Elfmeter dabei, aber auch die muss man erstmal verwerten“, konstatierte Lübecks Nummer 17 und fügte hinzu: „Wir haben hinten so gut wie nichts zugelassen, auch wenn wir uns erstmal sortieren mussten. St. Pauli II hat mit einer Viererkette gespielt und uns anders angelaufen.“ In den letzten 15 Minuten, so der „Capitano“ des Tabellenzweiten, der beim Erfolg gegen die Braun-Weißen zum sechsten Mal in Serie ohne Gegentreffer blieb, „haben wir einen Gang rausgenommen. Klar können wir das souveräner zu Ende spielen.“ Für den „Dreier“ beim FC St. Pauli II reichte es trotzdem. Weil Lübeck „ein starkes Pressing gespielt hat, das uns Probleme bereitet hat. Mit 0:1 kannst du hinten liegen, auch wenn die erste Viertelstunde ganz gut war. Dann kam er zurecht gegebene Elfmeter. Wenn du gegen Lübeck 0:2 hinten liegst, ist das brutal“, bilanzierte St.Pauli II-Ersatzkeeper Barkmann.

Philipkowski: „Vorm 0:1 haben wir im Zentrum nicht richtig zugepackt“

Der Lübecker Tim Weissmann (li.) schirmt das Leder so ab, dass der St. Paulianer Luis Angel Coprdes keine Chance hat, es zu erobern. Foto: Gettschat

Und genau so war es auch. Der VfB zeigte zwar nicht den brutalsten Auftritt, aber das, was die Mannschaft von Rolf Landerl bot, reichte aus, um den Stiefel souverän herunterzuspielen, wie man so schön sagt, und eben die drei Zähler einzufahren. Beim 0:1 bediente Florian Riedel über rechts Ahmet Arslan, der am ersten Pfosten unter Bedrängnis vollstreckte (16.). Den Elfmeter zum 0:2 löste Kiezkicker Niklas Hoffman mit einem Handspiel im Anschluss an eine VfB-Hereingabe von rechts aus. Arslan schnappte sich den Ball und vollendete vom Punkt (35.). „Das war ein klarer Elfmeter. Er hat den Arm oben. Auch als junger Spieler muss ich wissen: Wenn ich zum Grätschen runter gehe, muss ich die Hände am Körper haben“, ärgerte sich St. Pauli II-Trainer Joachim Philipkowski und befand: „In den ersten 15 Minuten haben wir versucht, Druck auszuüben und das ordentlich gemacht. Leider ist bei sowas immer die Gefahr, dass du vom Gegner per Konterspiel erwischt wirst.“ So wie beim 0:1: „Da haben wir im Zentrum nicht richtig zugepackt“, bemängelte der Übungsleiter.

Und da war noch etwas, was „Piepel“ störte. „Nach dem 0:1 habe ich von meiner Truppe leider offensiv nichts mehr gesehen. Das war zu wenig. Wir haben in der ersten Hälfte keinen einzigen Eckball – auch das sagt etwas über ein Spiel aus. Lübeck hat zur Pause verdient mit 2:0 geführt“, gab Philipkowski zu Protokoll und hatte zuvor im zweiten Durchgang mitansehen müssen, wie seine Mannschaft sich den zweiten Strafstoß gegen sich einhandelte. Fünf Minuten nach dem Seitenwechsel, um genau zu sein. Diesmal war es ein Foulelfmeter, weil Leon Deichmann in der Box Marvin Thiel zu Fall gebracht hatte. Daniel Franziskus nutzte den „Penalty“ zum 3:0 (50.). „Das war ein sehr dummer Elfmeter. Der Lübecker Spieler geht Richtung Eckfahne. Mein Spieler lässt die Hände einfach nicht weg. Ein ganz klarer Elfer“, beschrieb Philipkowski die Szene, die dafür sorgte, dass das Spiel endgültig zugunsten des VfB entschieden sein sollte – auch wenn „wir ab der 65. Minute nochmal mehr nach vorne gemacht haben“, wie der Coach der „Kiezkickerchen“ analysierte.

Landerl: „In den letzten 20 Minuten versäumen wir es, uns in einen Rausch zu spielen“

Aller guten Dinge sind drei – sowohl Punkte als auch Tore: Die VfB-Spieler feiern. Foto: Gettschat

Das aber reichte bei weitem nicht mehr, um die Gäste aus der Marzipanstadt auch nur annähernd nochmal ernsthaft in die Bredouille zu bringen. „Ich bin nicht zufrieden. Über 90 Minuten muss man mehr Widerstand aufbauen. Das war zu wenig. Und man muss körperbetonter spielen. Wir hatten insgesamt zu wenig Durchschlagskraft nach vorne“, schloss Philipkowski sein Statement zum Spiel im Edmund-Plambeck-Stadion. Sein Widerpart hingegen diktierte den Journalisten in die Blöcke und Aufnahmegeräte, dass der VfB auf eine „spielfreudige und gute Truppe“ getroffen sei. „Da muss man aufpassen. Wir wollten diese Spielfreude beim Gegner nicht aufkommen lassen. Das ist uns nach einer Abtastphase gut gelungen“, erklärte Rolf Landerl, „wir gehen verdient mit 2:0 in Führung. In der zweiten Halbzeit legen wir super nach.“ 


Doch ganz ohne Kritik kam auch der Coach des Siegers an diesem Nachmittag nicht aus. „In den letzten 20 Minuten versäumen wir es zum wiederholtem Male, uns in eine Spielfreude und einen Rausch zu spielen. Statt noch mehr Tore zu erzielen und ein Ausrufezeichen zu setzen, hatte St. Pauli II mehr Spielanteile. Wir haben in dieser Phase mehr verteidigt. Schade, dass wir nicht nachgelegt haben. Das wäre der nächste Entwicklungsschritt für die Mannschaft“, so Landerl, der abschließend bekannte: „Wir sind aber super zufrieden und freuen uns über die drei Punkte und die drei Tore.“

Jan Knötzsch