Intensives Duell ohne Sieger

05. November 2018, 15:42 Uhr

Foto: Klaas Dierks

Am Sonntag musste der Tabellendritte Lurup zum derzeitigen Tabellenachten TBS Pinneberg reisen, wo die „Vorhornwegler“ auf die ehemaligen Luruper Roberto Rodriguez Estevez und Schafi Karimi trafen, die sich, das sei vorweggenommen, für die Partie gegen den Ex-Club viel vorgenommen hatten. Schließlich ging es nicht nur darum, gegen die alte Liebe gut auszusehen, sondern auch den Anschluss an das obere Tabellendrittel nicht zu verlieren. Lurup brauchte hingegen dringend einen Sieg, um an der Spitze mithalten zu können. 

In beiden Mannschaften steht der Name Karimi ganz oben in der Torschützenliste: Schafi Karimi führt mit acht erzielten Treffern im „Familienduell“ vor seinem Bruder Weys, der bisher (wie auch Mannschaftskollege Timm Thau) sieben Mal erfolgreich war. Allerdings muss das direkte Bruderduell auf die Rückrunde verschoben werden, da Weys Karimi beim SVL erst jetzt wieder ins Mannschaftstraining einsteigt. Ebenfalls nicht dabei bei Lurup die schmerzlich vermissten dauerverletzten Shawn Klenz, Hüsnü Turan, Martin Groth und Thorben Dahlgrün. Auch Cherno Njie musste kurzfristig passen. Bei TBS fehlte der etatmäßige Kapitän und Mittelfeld-„Leader“ Cihad Karakas, der von Berkay Kilinc ordentlich vertreten wurde.

Die TBS-Führung durch den verdeckten ehemaligen Luruper Roberto Rodriguez Estevez. Foto: Klaas Dierks

Lurup beginnt engagiert und setzt das Heimteam von Anfang an unter Druck. Zwei Ecken in den ersten fünf Minuten bringen nichts ein. Dann spritzt Timm Thau in eine verunglückte Rückgabe, kommt aber nicht mehr kontrolliert genug an den Ball, so dass Alper Yilmaz die Kugel aufnehmen kann. Eine Minute später zimmert Haji Jamal den Ball nach Vorarbeit von Emre Yayla drüber. Man sieht: Lurup will.

Aber auch Schafi Karimi ist voller Tatendrang und kommt in der neunten Minute zum Zug. Bei seinem Angriff über links kommt er am Luruper Gegenspieler vorbei, sein Schuss von innerhalb des Sechzehners trifft aber das Tor nicht. Das gelingt in der 27. Minute dem zweiten ehemaligen Luruper, Roberto Rodriguez Estevez. Er reagiert schneller als die Luruper Verteidigung, als er durch einen Freistoß aus der eigenen Hälfte in der Spitze angespielt wird. Mit einer schönen Aktion lässt er Ernst im Tor keine Chance und verwandelt sehenswert aus sieben Metern oben rechts. Während die Pinneberger aus zwei Chancen ein Tor machen, hat Lurup zwar mehr Ballbesitz und drückt, ist aber im Abschluss nicht zwingend genug. TBS hat jetzt – auch durch Fehler im Luruper Spielaufbau und durch Konter – Chancen, die aber weder von Furkan Demir (32.) noch von Malik Djimba genutzt werden können (36.). Letzterer wird völlig frei vorm Tor in letzter Sekunde noch von Nico Schemmerling im Sechzehner zur Seite abgedrängt.

Aus ganz spitzem Winkel besorgt Emre Yayla (re.) den Luruper Ausgleich. Foto: Klaas Dierks

Vier Minuten später endlich ein entschlossener und genau gespielter Angriff von Lurup über die ganze Breite des Feldes. Auf links spielt Haji Jamal einen weiten Diagonalball auf Timm Thau, der zur rechten Eckfahne abgedrängt wird. Der Pinneberger Verteidiger klärt ins Seitenaus. Jetzt sind die Luruper gedankenschneller als ihre Gegenspieler. Der Einwurf von Thau erreicht Emre Yayla, der im Sechzehner einen Verteidiger umspielt und fast von der Grundlinie an der Grenze zum Fünfmeterraum das Spielgerät am kurzen Pfosten mit Wucht zum Ausgleich verwandelt (41.). Dann ist Pause. Nach Wiederanpfiff ein ähnliches Bild. Lurup drängt, ohne Zählbares zu erreichen, aber auch bei TBS läuft der Ball bisweilen gut durch die eigenen Reihen. Man merkt, das nächste Tor könnte die Partie entscheiden. Acht Minuten nach Wiederanpfiff hat der agile und entschlossen agierende Yayla die Möglichkeit zum Doppelpack. Sein halbhoher Schuss von halbrechts innerhalb des Pinneberger Strafraums wird von Yilmaz durch einen klasse Reflex mit einer Hand geblockt. Es bleibt beim Unentschieden. Die Spieler reagieren zunehmend emotionaler auf die Zweikämpfe und die Schiedsrichterentscheidungen. Dabei verletzen sich die Spieler allerdings mehr mit Worten, als mit Händen und Füßen, so bleibt es bei insgesamt zwei gleich verteilten Gelben Karten.

Die famose Rettungstat von Konstantin Ockasov (li.) auf der Torlinie. Foto: Klaas Dierks

Leider greift in der 59. Minute nach einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung ein Zuschauer ins Spielgeschehen ein. Der Berichterstatter konnte von seinem Standpunkt die Situation nicht genau überblicken und enthält sich daher einer Bewertung, ob ein tätlicher Angriff vorlag oder nicht. Aber ein Zuschauer hat während des Spieles auf dem Platz so oder so nichts zu suchen. Letztendlich wurde der Zuschauer von TBS-Offiziellen aus dem Platzbereich entfernt und der Schiedsrichter ließ weiterspielen. Ob als direkte Folge oder als eine Ursache, die Heimmannschaft kommt nach diesem Vorfall besser ins Spiel und hat in der 66. Minute eine riesige Doppelchance zur Führung, als Schafi Karimi schön am gegnerischen Sechzehner freigespielt wird. Aus 15 Metern zentraler Position, bedrängt von Konstantin Ockasov, zieht der Top-Torjäger ab. Ernst kann den Schuss gut parieren, aber nicht kontrollieren, so dass Karimi eine weitere Chance bekommt. Erneut, diesmal aus fünf Metern, prüft er Ernst, der mit seiner Aktion den Ball noch auf seinem Weg zum Tor verlangsamen, aber nicht aufhalten kann. Nun kommt wieder Ockasov ins Spiel, der seinen Torwart hinterlaufen hatte und dem Ball im Rückwärtslauf mit dem großen Zeh auf der Linie einen schwachen Impuls weg vom Tor mitgeben kann, bevor er selbst ins Netz fällt. Sören Raschke ist es vorbehalten, den Ball endgültig aus der Gefahrenzone zu bewegen. Großes Kino in Pinneberg!

Eine der vielen Chancen für den einstigen Luruper und jetzigen TBS-Torjäger Schafi Karimi (3. v. re.). Foto: Klaas Dierks

Es entwickelt sich nun ein offener Schlagabtausch mit leichten Vorteilen für den Gastgeber. Rodriguez Estevez in der 71. Minute mit einem Schuss aus 18 Metern und nochmal Karimi, der sich in der 76. Minute in unnachahmlicher Manier durch die vielbeinige Abwehr wuselt, haben Chancen, das Spiel für die Schleswig-Holsteiner zu entscheiden. Auch die Luruper haben ihre Angriffsbemühungen nicht eingestellt und versuchen es mit neuen Kräften. Fatih Bayraktar erarbeitet sich zwei Möglichkeiten, bleibt an diesem Tage aber ebenso ohne Torerfolg. Am Ende trennt man sich 1:1 – ein Unentschieden, das keinem wirklich nützt. TBS bleibt Achter, Lurup Dritter, aber durch die Ergebnisse der anderen Mannschaften verliert der SVL zwei Punkte auf Verfolger Sternschanze II, der mit einem Kantersieg gegen Union 03 viel für sein Torverhältnis tun konnte. Nächste Woche muss Lurup beim unbequemen Aufsteiger Heidgraben ran, während es TBS zu Hause mit Lieth aufnehmen wird.

Klaas Dierks


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