In Unterzahl: Zwei „Gescholtene“ werden zu Bramfelds Matchwinnern!

Lohbrügge-Coach lobt BSV und befindet: „Fußball ist nicht erklärbar“

09. November 2018, 22:51 Uhr

Mit seinem Siegtreffer ließ Juro Julardzija alle Kritiker verstummen. Der Rest war purer Jubel! Foto: Hanno Bode

Milos Ljubisavljevic und Juro Julardzija: Ein Duo, das in jedem Spiel den Unterschied ausmachen kann – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Die fußballerischen Qualitäten der beiden Bramfelder „Offensiv-Waffen“ sind unbestritten. Doch oftmals geht es eben auch über das Sportliche hinaus. So auch an diesem Freitagabend an der Ellernreihe (alle Highlights im LIVE-Ticker). Beim Warmmachen schnappte sich Mirko Schulz, der zusammen mit Carsten henning das Traineramt beim Hansa-Primus bekleidet, Juro Julardzija und machte diesem eine Ansage: „Da ging es dann um Sachen, die nicht zum Fußball gehören und da habe ich ihn mal rund gemacht“, verriet Schulz hinterher auf Nachfrage.

Milos Ljubisavljevic brauchte eine gewisse Anlaufzeit, um in Fahrt zu kommen. Foto: Hanno Bode

Bis zur 78. Spielminute gelang Juro Julardzija nicht allzu viel. Doch das Bramfelder Trainer-Gespann hielt an seinem Angreifer fest, schenkte ihm das Vertrauen. „Das Spiel stand auf der Kippe, es hätte in beide Richtungen ausschlagen können – und wir waren uns in dem Moment sicher, dass wir den richtigen Zeitpunkt abwarten müssen. Wir waren uns einig, dass wir noch nicht handeln müssen“, erklärte Schulz, der aber auch wusste: „Dass es dann so klappt, ist natürlich auch immer ein Stück weit Glückssache.“ Was er damit meinte? Die Partie seiner Bramfelder gegen den Tabellenvierten vom VfL Lohbrügge stand auf des Messers Schneide. Erst egalisierte Javad Gurbanian nach einem traumhaften Spielzug über den eingewechselten Ozan Gencel und Vedran Vidrovic, der mit der Hacke ablegte, die BSV-Führung (50.). Dann sah Lennard Bahn zu allem Überfluss auch noch die Ampelkarte (71.). Fortan agierte das Henning/Schulz-Ensemble in Unterzahl. „Da war es ein ‚fifty-fifty‘-Ding“, befand VfL-Coach Elvis Nikolic. „Geht der Kopfball von Adam (Hamdan; Anm. d. Red.) rein, dann glaube ich, dass wir gewinnen. So machen die das Tor.“

Henning über Julardzija: „Hatten das Gefühl, dass er noch ein Tor macht“

Javad Gurbanian zelebriert seinen Ausgleichstreffer. Foto: Hanno Bode

Und wie! Der starke Marcel Perz eroberte den Ball und sah auf rechts Milos Ljubisavljevic, dessen Hereingabe ausgerechnet Julardzija aus elf Metern per Direktabnahme ins lange Eck beförderte – 2:1 (78.)! „Wir hatten das Gefühl, dass er irgendwann vielleicht noch dieses Tor macht“, so Henning mit einem Schmunzeln. „Gerade ein Stürmer hat es manchmal etwas schwerer“, entgegnete derweil Schulz, als er auf die bis dato bescheidene Darbietung seines späteren Siegtorschützen angesprochen wurde. Und weiter: „Er hat es in der ersten Halbzeit auch nicht schlecht gemacht. Er ist oft zwischen die Linien gekommen, wo er sich von Hamdan und Co auch mal lösen konnte. Dass er im Zweikampf vielleicht den einen oder anderen Ball leichtfertig verloren hat, das mag sein, will ich aber auch gar nicht so bestätigen. Viel wichtiger ist, dass er zumindest das erfüllt hat, was wir wollten. Heißt: Zwischen die Linien kommen, so dass wir vertikale Pässe spielen können.“

Gescholtener Ljubisavljevic: „Er weiß, wie wir spielen wollen“

Nach dem „Wachrüttler“ gelang Milos Ljubisavljevic (li.) - hier vom starken Marcel Perz geherzt - ein Tor und eine Vorlage zum Bramfelder Sieg. Foto: Hanno Bode

Womit wir schon beim nächsten Thema wären: Einer der Abnehmer dieser vertikalen Pässe sollte Milos Ljubisavljevic sein. Doch der Topscorer des BSV fand in der Anfangsphase überhaupt nicht statt. Der Moment, indem Carsten Henning seinem „enfant terrible“ eine Ansage machte. Worte, mit denen Ljubisavljevic offenbar nicht einverstanden war. Und so schnappte sich Mirko Schulz seinen „Flügelflitzer“ einige Minuten später und redete auch noch einmal auf ihn ein. Die Reaktion: Ein Abwinken. „Er weiß, genauso wie alle anderen, wie wir spielen wollen. Das haben wir ihm nochmal gesagt und auch in der Halbzeit noch einmal deutlich gemacht, was wir erwarten – und das ist eben nicht im Zentrum zu stehen, sondern wir wollen, dass die Außen auch nach außen kommen. Damit wir das Spiel breiter ziehen können. Das hat er nicht gemacht und damit waren wir unzufrieden“, verriet Henning anschließend. Ljubisavljevic‘ Antwort: Nach einem tollen Diagonalpass von Patrick Lüth brachte er sein Team per Linksschuss aus 16 Metern auf die Siegerstraße (40.), ehe er das entscheidende Tor – wohlgemerkt mit einem Mann weniger – mustergültig vorbereitete (78.). In den Schlussminuten rettete man das Ergebnis über die Zeit, weil ein herausragend aufgelegter Christian Westphal und ein auf neuer Position als Innenverteidiger agierender Cedric Stoppel alles aus der Gefahrenzone manövrierten.

„Bramfeld macht Spaß und ist verdienter Spitzenreiter“

Durch den Sieg hat der BSV die Tabellenfphrung verteidigt. Foto: Hanno Bode

„Mirko und ich haben beide gesagt, dass wir das Spiel mit zehn Mann wahrscheinlich eher gewinnen werden, als mit elf Mann – weil sich da jeder Einzelne nochmal mehr auf seine Aufgaben und Position konzentriert. Es hat sich heute wieder bewahrheitet“, bilanzierte Henning – und fügte an: „Dementsprechend sind wir glücklich über den Sieg, freuen uns aber auch mit der Mannschaft, dass sie sich endlich wieder belohnt hat. Gerade nach den letzten beiden Unentschieden, wo wir schon ein bisschen deprimiert waren, ist es umso schöner, heute mal wieder einen Sieg zu feiern.“ Auch mit Blick auf die Tabelle, in der Bramfeld den heutigen Kontrahenten bereits auf neun Punkte distanziert hat. Dabei hätte es in der Schlussphase nach dem Platzverweis gegen Bahn auch ganz anders laufen können. Doch scheinbar spielte die numerische Unterzahl dem Spitzenreiter in die Karten. „Diese Frage kann man Woche für Woche von der Kreisklasse bis zur Champions League stellen. Es ist immer wieder faszinierend“, rätselte auch Nikolic. „Letzte Woche führen wir 2:1 in Ohe, kriegen eine Rote Karte und machen das 3:1. Es ist im Fußball absolut nicht erklärbar.“ Sein Fazit: „Wir haben die erste Halbzeit verpennt. Aber nach der Pause haben wir eine leidenschaftliche Leistung gezeigt, sind vorne mit Mut angegriffen und haben verdient das 1:1 gemacht. Danach war alles drin. Was ganz viele vergessen: Wir haben eine unfassbar junge Truppe. Bramfeld ist da noch abgezockter. Dennoch sind wir auf einem guten Weg.“ Abschließend fand Nikolic noch überaus lobende Worte für den Gegner und bekundete damit sportlich-fair seinen Respekt: „Bramfeld ist wirklich ein verdienter Spitzenreiter, weil sie eine sehr gute Mannschaft haben. Auch das ganze Benehmen und Umfeld ist wirklich richtig gut und macht mir Spaß. Sie stehen verdient da oben.“ Auch dank Milos Ljubisavljevic und Juro Julardzija…

Autor: Dennis Kormanjos